Festungstagung Saarlouis hatte 1822 eine Garnisonskirche

Saarlouis · Vortrag bei Festungstagung in Saarlouis beschäftigte sich mit der Entstehung der evangelischen Kirchengemeinde.

Spannende Vorträge am Samstag bei der fünften wissenschaftlichen Festungstagung in Saarlouis: Auch dem kundigen Publikum kaum bekannt gewesen sein dürften die Anfänge der evangelischen Gemeinde Saarlouis, wie sie Prof. Dr. Joachim Conrad aufblätterte. Conrad ist Lehrbeauftragter der Universität des Saarlandes.

Er skizzierte die Lage in Saarlouis: Seit 1815 gehörte die katholisch geprägte Garnisonsstadt zu Preußen, zu den preußischen Rheinlanden. Am 3. August 1817, dem Geburtstag König Friedrich Wilhelm III., wird auf dem Großen Markt der erste evangelische Gottesdienst in Saarlouis von Pfarrer Zickwolf gefeiert. Bis dahin gab es laut Conrad praktisch keine Protestanten in der Umgebung von Saarlouis. Jetzt kamen sie als preußisches Militär und als Beamtenschaft in die Stadt.

Zickwolf war Militärpfarrer in Saarlouis. Er blieb es, und weil die Zahl der evangelischen Zivilisten so gering war, übte er auch die Funktion des „Zivilpredigers“ aus. Das war eine Besonderheit. Und das blieb so, seit 1825 die evangelische Zivilgemeinde formal gegründet wurde, bis die Militärpfarrei 1892 aufgelöst wurde.

Nicht die einzige Besonderheit. Eine weitere: Saarlouis, erklärte Conrad, war die erste Zivilgemeinde im heutigen Saarland, die sich zur unierten Kirche in Preußen zählte. König Friedrich Wilhelm hatte versucht, die reformierte und die lutherische evangelische Kirche zu einer Union zusammenzufügen. Denn seit 1815 waren große Teile seiner Untertanen nicht bloß Reformierte wie er selbst, sondern Lutheraner. Beide evangelische Richtungen waren sich nicht grün. Sie ließen sich auch vom König nicht gern unter ein Dach bringen. Noch schwieriger die Feier des Gottesdienstes nach der neuen königlichen Agende. Conrad erläuterte: „Saarlouis war 1821 die erste Zivilgemeinde, in der der Gottesdienst nach dieser Ordnung gefeiert wurde.“

Die Personalunion von Militär- und Zivilpfarrer verursachte immer Ärger, denn die Bürger wollten eigenständig sein. So wurde zwar am 3. August 1822 eine kleine Garnisonskirche in Dienst gestellt, ein Saal hinter der Kommandantur (heutige Post). Sie gehörte aber der Militärgemeinde. Die Zivilgemeinde hatte nur Gastrecht, wie Conrad unterstrich. Aber die Gemeinde war einfach zu klein: 700 zivile Mitglieder hatte sie, 200 davon (bis 1851) kamen aus Merzig und der Umgebung.

Der Gottesdienstbesuch war gut, las Conrad in den Visitationsakten, 1854 kamen 200 Gläubige. Als Problem vermerken die Akten 95 evangelisch-katholische Mischehen mit 95 evangelisch und 191 katholisch getauften Kindern. Außerdem den häufigen Wechsel von Soldaten und Beamten.

Das militärisch-zivile Mischwesen blieb, bis 1892 die Militärgemeinde aufgelöst und1895 August de Haas zum ersten Pfarrer der Zivilgemeinde berufen wurde. 1903 bis 1906 baute die Gemeinde die heutige evangelische Kirche. Die kleine alte wurde 1911 abgerissen. Eine Abendmahlsgemeinschaft übrigens haben Reformierte und Lutheraner erst seit 1973.

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