Fehlentwicklungen gegensteuern

Saarlouis · Immer wieder ärgern sich in Saarlouis Nachbarn und Bürger mit Sinn für Bautradition über den Bau von Mehrfamilienhäusern, die als mindestens fremd in der übrigen Bebauung empfunden werden. Investoren hingegen lieben solche Gebäude. Einfluss hat die Stadt fast nur dann, wenn sie Bebauungspläne erlässt. Wie jetzt für ein Quartier mit historischer Bebauung.

 Blick in die Viktoria-Luisen-Straße in Saarlouis: Die geschlossene Bebauung aus der Zeit etwa 1900 bis 1930 soll erhalten bleiben. Ganz vorne sieht man eine Villa aus dem Jahr 1912. Foto: Jenal

Blick in die Viktoria-Luisen-Straße in Saarlouis: Die geschlossene Bebauung aus der Zeit etwa 1900 bis 1930 soll erhalten bleiben. Ganz vorne sieht man eine Villa aus dem Jahr 1912. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Die Stadt Saarlouis erweitert den kürzlich für das Wohngebiet Vogelsang festgesetzten Bebauungsplan um die Viktoria-Luisen-Straße, eine Seite der Metzer Straße und eine Seite der Von-Schütz-Straße. Der Stadtrat stimmte dem in seiner jüngsten Sitzung zu. Aus der Begründung der Stadtverwaltung geht klar hervor, dass sie die Errichtung zahlreicher Mehrfamilienhäuser , ein Boom in den vergangenen Jahren in Saarlouis , als städtebauliche "Fehlentwicklungen" bewertet. Nicht weit vom Vogelsang, zwischen Wallerfanger Straße und Dürerstraße, hatte ein besonders großer Bau mit exklusiven Eigentumswohnungen auch zu Prozessen geführt, den die Anwohner jedoch verloren hatten. Hätten sie nicht, wenn es Bebauungspläne wie den für den Vogelsang gegeben hätte. Dort hatten Hinweise die Stadt alarmiert, wonach an der Reneauldstraße mit ihren Ein- oder Zweifamilienhäusern ebenfalls mehrgeschossige Wohnhäuser gebaut werden könnten. Das verhinderte der Stadtrat im November mit einem Bebauungsplan.

In der Viktoria-Luisen-Straße und der Von-Schütz-Straße stellt sich das städtebauliche Problem so dar: Die Straßen sind mit Wohnhäusern aus den Jahrzehnten nach 1900 einheitlich und schmuck bebaut. Nach der Entfestigung konnte Saarlouis rasch wachsen, das Quartier erscheint mit seinen großzügigen Bauten und den rückliegenden Gärten wie ein städtebauliches Durchatmen im Freien. Die Ecke ist bis heute zu den Straßen hin kaum verändert, sie dokumentiert auch Stadtgeschichte.

Die einzelnen Stockwerke der Wohngebäude gerade in der Viktoria-Luisen-Straße sind aber so hoch, dass bei heutiger Bauweise auf gleicher Gesamthöhe ein bis zwei Stockwerke mehr möglich sind. "Aus 2,5 Stockwerken werden dann bis zu vier", sagte Stadtplaner Jürgen Baus in der Ratssitzung. Die Gesamthöhe eines neuen Gebäudes überschritte die der alten Gebäude aber trotzdem nicht. Da stünden die Chancen gut, dass solche Gebäude nach Paragraf 34 Baugesetzbuch (ein Neubau muss sich optisch einfügen) genehmigt werden müssten. Für Investoren, die in der Regel hinter den neuen Wohnbauten stehen, ist diese Situation ausgesprochen attraktiv. "Ohne Bauleitplanung ist zu befürchten, dass es zu einer Verdichtung mit negativen Folgen für die bestehende Baustruktur kommt", heißt es in der Vorlage der Stadtverwaltung.

Die Stadt kann nur dagegen steuern, indem sie einen Bebauungsplan erlässt. Danach kann keines der Gebäude dieses Ensembles einfach abgerissen und das Grundstück neu bebaut werden.

Als erhaltenswert wird weiter das Ensemble Metzerstraße/Wallerfanger Straße/Viktoria-Luisen-Straße beschrieben: eine geschlossene Bebauung: ein Konzept des sozialen Wohnungsbaus 1922 nach der aus England stammenden Idee einer "Gartenstadt". Der B-Plan umfasst auch die Häuser der Von-Schütz-Straße, die in den 20er Jahren gebaut wurden.

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