Saarlouis Mit kleinen Mopeds auf großer Tour

Saarlouis/Suhl · Fans der Marke Simson machten sich von Saarlouis aus nach Thüringen auf. In Suhl wurden ihre Gefährte einst gebaut.

 Die Gruppe macht Station am ehemaligen Grenzübergang Mellrichstadt an der „deutsch-deutschen Grenze“.

Die Gruppe macht Station am ehemaligen Grenzübergang Mellrichstadt an der „deutsch-deutschen Grenze“.

Foto: Dirk Ganster

In der ehemaligen DDR waren sie die Fahrzeuge schlechthin: Mopeds des Herstellers Simson. „Es sind fast alle mit Zweitaktern gefahren“, erzählt Michael Gros von den Technikfreunden in Saarlouis. Auch er fährt eine der kleinen Maschinen, genauso wie einige andere Mitglieder des Vereins.

„Mein erstes Simson-Moped habe ich zufällig beim Autohändler entdeckt“, erinnert sich Dirk Ganster, zweiter Vorsitzender der Technikfreunde. Kostenpunkt damals: 100 Euro. Das ist zehn Jahre her. „Mittlerweile bezahlt man 3000 Euro für eine toprestaurierte Schwalbe“, ergänzt Max Hank.

Die Schwalbe ist eins der Modelle des Moped-Herstellers Simson, welches ab 1964 hergestellt wurde. Das Modell gilt heute als Kultfahrzeug – „wie die Vespa in Italien war die Schwalbe im Osten“, sagt Hank. Einige Technikfreunde fahren die etwas später erstmals gebauten Modelle S50 und S51. „Die sehen zwar unterschiedlich aus, sind von der Technik her aber ähnlich“, erläutert Ganster, „die Räder könnte man zum Beispiel tauschen.“

60 Stundenkilometer schaffen die 50-Kubikzentimeter-Maschinen, „in der DDR durften Mopeds 20 Stundenkilometer schneller fahren als vergleichbare West-Mopeds“, erklärt er weiter. Reisen mit der Simson seien dabei an der Tagesordnung gewesen.

Und auf Reisen sind auch die Technikfreunde gegangen. Mitte Juli sind sie nach Suhl in Thüringen gefahren – in den Ort, in dem die Mopeds einst hergestellt wurden. „Das war eine spontane Idee“, erinnert sich Niklas Fery, „Anfang der Saison haben wir gesagt: Wir fahren nach Suhl und schauen uns mal an, wo die Dinger herkommen.“

Gesagt, getan: Mit insgesamt sechs Leuten wagte die Gruppe die etwa 430 Kilometer lange Fahrt – „nur Landstraße“, betont Nora Altmeyer. Allein die Hinfahrt hat zwei Tage gedauert. „Wir haben am Tag neun bis elf Stunden auf den Dingern gesessen“, erzählt sie – von Stress aber keine Spur. Der insgesamt sechstägige Ausflug habe „sich angefühlt wie 14 Tage Urlaub“, lacht sie.

„Der Vorteil ist, dass man sehr viel sieht“, beschreibt Gros eine Fahrt auf Schwalbe und Co., und Hank betont: „Und man wird immer freundlich aufgenommen.“

So auch in Suhl – denn in der Ferienwohnung erwartete die Technikfreunde neben direktem Blick auf das Simson-Werksgelände noch eine Überraschung: „Wir hatten das große Glück, dass wir uns bei einer Familie eingemietet hatten, die dort gearbeitet hatte“, erzählt Hank. Obwohl das Unternehmen mittlerweile Geschichte ist, „hat man gemerkt, wie sehr sich die Leute in Suhl mit dem Werk identifiziert haben“, sagt er.

Die zwei Tage vor Ort nutzten die Technikfreunde, um sich die Reste des Werks anzuschauen und sich von den Vermietern allerhand Geschichten erzählen zu lassen. Ebenfalls auf dem Programm standen das Technikmuseum in Suhl sowie kleinere Touren in der Umgebung. Und dann der Rückweg – wieder zwei Tage auf den kleinen Mopeds.

Ganz ohne Zwischenfälle verlief die Fahrt dabei nicht. „Es sind nur zwei Stück pannenfrei durchgekommen“, erzählt Hank. Normal, sagt Altmeyer, die Mopeds seien eben nicht neu, und Hank ergänzt: „Sie sind nicht wartungsfrei und brauchen immer Liebe und Zuneigung.“

 Zur Abfahrt nach Suhl trafen sich die Teilnehmer in Saarlouis. 

Zur Abfahrt nach Suhl trafen sich die Teilnehmer in Saarlouis. 

Foto: Dirk Ganster

Insgesamt sind die Technikfreunde mit ihrer Tour sehr zufrieden – keine Unfälle, keine Verletzungen und „wir sind überall nett aufgenommen worden“, sagt Hank. Einziger Wermutstropfen: Gemeinsam wieder in Saarlouis einfahren konnten die Technikfreunde nicht. Denn das Moped von Gros blieb kurz vor dem Ziel in St. Ingbert liegen. Doch sowas trübt die Stimmung nur kurz, denn die Ersatzteile für die Mopeds, die kriegt man noch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort