„Bei Ermittlungen muss man von Vertuschung ausgehen“ Fall Yeboah: Menschen gedenken Opfer von Brandanschlag in Saarlouis

Saarlouis · Exakt 31 Jahre nach einem rassistischen Brandanschlag in Saarlouis haben Menschen des damals getöteten Asylbewerbers Samuel Yeboah gedacht.

Samuel Yeboah.

Samuel Yeboah.

Foto: Polizei Saarland

Rund 60 Menschen kamen am Montagabend, um am damaligen Tatort innezuhalten und an einer von der Stadt errichteten Gedenktafel Blumen niederzulegen.

Zu der Kundgebung hatte die Antifa Saar gemeinsam mit anderen Organisationen aufgerufen. „Es ist zwar kein runder Jahrestag, aber einer, der mit der anstehenden Prozesseröffnung noch mal an Brisanz gewinnt“, sagte ein Sprecher der Antifa Saar anlässlich der Kundgebung.

Am 16. November soll vor dem Oberlandesgericht (OLG) Koblenz der Prozess gegen einen 51-Jährigen unter anderem wegen Mordes beginnen. Dem Mann wird vorgeworfen, aus rassistischer Gesinnung das Feuer am 19. September 1991 in einem Asylbewerberwohnheim in Saarlouis gelegt zu haben. Der 27-jährige Yeboah aus dem westafrikanischen Ghana war infolge des Feuers ums Leben gekommen.

„Bei den Ermittlungen muss man von einer Vertuschung ausgehen“

„Die rechtsstaatliche Aufarbeitung kommt 30 Jahre zu spät“, sagte der Sprecher der Antifa Saar. Es gebe kaum verwertbare DNA-Spuren, Asservate seien verschwunden. Daher werde es „die Prozessführung“ schwer haben. „Bei den Ermittlungen muss man von einer Vertuschung ausgehen.“ Unter dem Motto „Kein Schlussstrich“ fordert die Antifa schon länger die Offenlegung aller Akten in dem Fall und die Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses.

Saar-Polizei entschuldigte sich für „Defizite in der damaligen Polizeiarbeit“

Die Generalbundesanwaltschaft hatte die Ermittlungen im April 2020 aufgrund neuer Erkenntnisse übernommen, nachdem die Ermittlungen der saarländischen Landesjustiz eingestellt worden waren. Die Saar-Polizei entschuldigte sich für „Defizite in der damaligen Polizeiarbeit“. Der deutsche Tatverdächtige, der seit April dieses Jahr in Untersuchungshaft sitzt, bestreitet die Vorwürfe.

In dem Wohnheim hatten sich zum Zeitpunkt der Tat laut Gericht 21 Menschen aufgehalten. Zwei weitere Hausbewohner seien aus einem Fenster gesprungen und hätten sich Knochen gebrochen. 18 weitere Bewohner brachten sich den Angaben zufolge unverletzt in Sicherheit.

In den vergangenen Jahren hatte es im Saarland immer wieder öffentlichen Aktionen zur Erinnerung an Samuel Yeboah gegeben.

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