„Es sind Urenkel meiner ersten Kunden dabei“

Saarlouis · Heute schon hat es Seltenheitswert, künftig wird es wohl fast gar nicht mehr vorkommen: ein halbes Jahrhundert im selben Beruf beim selben Arbeitgeber. Christel Hanauer hat jetzt 50-jähriges Dienstjubiläum bei der Volksbank Westliche Saar plus gefeiert.

 Christel Hanauer bei der Volksbank Westliche Saar plus: Seit 50 Jahren im Dienst derselben Bank. Foto: Hartmann Jenal

Christel Hanauer bei der Volksbank Westliche Saar plus: Seit 50 Jahren im Dienst derselben Bank. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Nichts ist dauerhafter als ein Provisorium, sagt man gern, und in einer Variation trifft das wohl auch auf den Berufsweg von Christel Hanauer aus Felsberg zu. Als sie dort zur Schule ging, Volksschule, achte Klasse, war ihre Abschlussklasse als Kurzschuljahr konzipiert, und sie musste mit ganzen 14 Jahren sehr plötzlich entscheiden, wohin ihr Berufsweg führen sollte. Der Landhandel der Raiffeisenbank in Felsberg war ihr vertraut, man kannte sich, ein Vertrag war dann auch schnell gemacht: Die 14-Jährige trat eine Lehre als Bankkauffrau an.

Vor Schulbeginn auf dem Feld

Ihr Vater, Kriegsheimkehrer, hatte in Felsberg einen Bauernhof übernommen, Milchvieh, Schweine, Futtergetreide. "Als Kinder haben wir mitgeholfen, Heuwagen leeren, wenn wir aus der Schule kamen. Oder auch mal vor der Schule auf dem Feld hacken."

Schnell also hatte es gehen müssen mit der Berufsentscheidung. Das war 1966. Heute arbeitet Christel Hanauer, 64, immer noch bei der Bank. Gerade hat sie ihr 50-jähriges Bankjubiläum gefeiert. 21 Jahre davon war sie in Felsberg. "Es war damals die kleinste Volksbank im Saarland." Seit einer Fusion 1987 gehört sie zur heutigen Volksbank Westliche Saar plus.

Die Urenkel der ersten Kunden

Hanauer machte die Mittlere Reife in der Abendschule, besuchte Seminare. Nach der Fusion war sie Geschäftsführerin des Landhandels ("lag mir immer am Herzen"), Mitgeschäftsführerin der damaligen Luxemburger Filiale. Später bildete sie Azubis aus, leitete die Filiale am Kleinen Markt in Saarlouis . Heute berät sie Kunden am Großen Markt.. "Es sind Urenkel meiner ersten Kunden in Felsberg dabei."

50 Jahre liegen zwischen den Anfängen und heute: "Wir haben anfangs noch alles von Hand zu Fuß in Kladden eingetragen. Heute geht alles elektronisch, alles auf Knopfdruck, und den Banken macht eine gesetzliche Überbürokratisierung zu schaffen."

Ihre Berufserfahrung kommt der Bankfrau seit langem auch privat zugute: seit 45 Jahren als stellvertretende Vorsitzende des DRK Felsberg, im Pfarrverwaltungsrat, im Förderverein des örtlichen Kindergartens.

Mit Schmunzeln erzählt sie von fünf Banküberfällen in ihrer Zeit. "Felsberg war ein heißes Pflaster, weil es so nah an der Grenze lag." Meist waren die Geldautomaten aus der Verankerung gerissen worden. "Eines Nachts war die Polizei sehr schnell da. Die Täter waren weg, bevor sie den Tresor ganz aus der Verankerung gezogen hatten. Der Motor des Lkw lief noch, auch als die Polizei wieder weg war. Wir wussten ja nicht, ob die Diebe vielleicht wiederkommen. Also haben ein Kollege und ich die ganze Nacht vor der Bank gewacht."

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