Er kennt sich aus in Saarlouis

Saarlouis · Ferien, das bedeutet Sommer, Sonne und viel Freizeit. Doch wo die einen ihre Ferien genießen, müssen die anderen arbeiten. Die SZ stellt Leute vor, die in der schönsten Zeit des Jahres keinen Urlaub machen.

 Wasser für die Stimmbänder: Stadtführer Armin Thirion an einem Brunnen am Großen Markt in Saarlouis. Foto: Barbara Scherer

Wasser für die Stimmbänder: Stadtführer Armin Thirion an einem Brunnen am Großen Markt in Saarlouis. Foto: Barbara Scherer

Foto: Barbara Scherer

"Was ist der Unterschied zwischen Kasematten und Kasernen ?" Auf die Frage einer Besucherin muss Armin Thirion nicht lange überlegen: "Die Kasernen wurden von den Franzosen gebaut, die Kasematten knapp 200 Jahre später von den Preußen, um weiteren Platz für Kriegsgeräte und Material zu schaffen." Dass Thirion so etwas aus dem Stegreif weiß, ist selbstverständlich: Der 68-Jährige ist einer von rund einem Dutzend Stadtführern der Stadt Saarlouis .

Thirion ist gebürtiger Saarlouiser und war über 40 Jahre lang als Hauptamtsleiter zuständig für die inneren Belange der Stadt. Nach seiner Pensionierung hat er den von ihm selbst mit angeregten Lehrgang für Stadtführer gemacht. "An drei Wochenenden wurden Informationen zur Historie, aber auch Redetechniken und Auftreten behandelt", erzählt er, "man muss bei Fragen antworten können, und was man nicht weiß, muss man sich anlesen."

Und Thirion weiß einiges über Saarlouis zu berichten. Nach dem Besuch im Rathaus erzählt er am Großen Markt von der Bedeutung der Brunnen an den vier Ecken. "Die waren früher für die Wasserversorgung der Stadt da", sagt er, "und enthalten heute noch Trinkwasser." Außerdem erklärt er, dass die Brunnen nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet sind - der am Eingang der Altstadt liegt im Süden, der direkt am Rathaus im Norden.

Doch nicht nur zu den Brunnen , auch zu allerlei anderem kennt er Geschichten und kleine Anekdoten. Im sogenannten Gobelinsaal des Rathauses sucht er gemeinsam mit den Besuchern die zahlreichen Tiere, die in den üppigen Mustern der Wandteppiche verborgen sind. Und zu den Kasematten erwähnt er: "Ich habe sie als Kind noch in einem erbärmlichen Zustand erlebt", denn sie wurden erst in den 70er Jahren restauriert und zur "längsten Theke des Saarlands" ausgebaut.

Dem Publikum gefällt Thirions Mischung aus früherer und aktuellerer Geschichte. Oft besuchen neue Bürger im Kreis die Touren, aber auch Reisegruppen, Freundeskreise und Austauschschüler. "Über Sommer gibt es schon einiges zu tun", erklärt er, "aber das Büro ist bemüht, die Aufträge gleichmäßig zu verteilen." Da es rund ein Dutzend Stadtführer gibt, ist es für Thirion kein Problem, im Sommer zu arbeiten. "Wir können uns ja untereinander abstimmen und auch mal Ersatz organisieren", meint er. Außerdem macht ihm seine Aufgabe ja Spaß: "Wir möchten unsere Stadt den Besuchern näher bringen."

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