Einzigartiger Lobpreis der Gottesmutter

Saarlouis · Die Kantorei Saarlouis und ihr Gründer Joachim Fontaine krönten ihr 25-jähriges Bestehen mit einer großartigen Aufführung der „Marienvesper“ von Monteverdi in der evangelischen Kirche. Zu Gast waren sieben internationale Solisten. Es spielte das Kammerorchester UnaVolta.

Claudio Monteverdi , 30 Jahre lang - bis zu seinem Tod 1643 - Kapellmeister am St. Marcusdom in Venedig , zählt zu den frühen Meistern des Barock. Mit L'Orfeo hat er eine der allerersten Opern komponiert. Zwar stützt er sich auch auf frühmittelalterliche gregorianische Gesänge, doch schafft er mit neuen, konzertanten Formen und dramatisch gefärbten Affekten eingängige Bilder, die Kantor Joachim Fontaine mit seinem Chor, den sieben Solisten sowie dem 13-köpfigen Kammerorchester in musikalischer Vielfalt formt. Auch wenn die Liebhaber Alter Musik Fontaines künstlerischen Impetus und seine konzentrierten Interpretationen seit nunmehr 25 Jahren zu schätzen wissen, so versetzt er sein Auditorium wieder einmal in Erstaunen.

Monteverdis "Marienvesper" ist ein schwieriges, aufwendiges und deshalb selten aufgeführtes Werk. Jeder der 14 Sätze erfindet sich neu. Huldigungen an die schlichte Schönheit eines Psalms wechseln mit prächtiger Kunst venezianischer Mehrchörigkeit, die sich bis hin zu leidenschaftlicher Sinnlichkeit und pathetischen Freudenausbrüchen steigert.

Beeindruckend, mit welcher dynamischen Stimmbalance, rhythmischen Disziplin, Präzision und stilistischen Vielfalt Fontaine das Gleichgewicht zwischen klangsinnlicher Prachtentfaltung und den wirkungsvollen, wenn auch oft trockenen Solopassagen hält. Chor sowie Solisten aus Deutschland und England imponieren bis zur üppigen Achtstimmigkeit der mächtigen Psalmen.

Alle Solisten beherrschen die Techniken barocker Gesangskunst: anspruchsvolle Verzierungen, improvisierte Tonrepetitionen ebenso wie virtuose Koloraturen. Alle singen gemäß alter Praxis im Chor mit. Als Instrumente begleiten über weite Strecken Orgel (Tünde Nagy) und Theorbe (Diego Leveric).

Es ist der Continuo-Reichtum, der die Concerti der Vesper außergewöhnlich erscheinen lässt. Virtuos die Zinkenisten mit ihren oft halsbrecherischen Diminutionen, die zu den Reizen einer mit historischen Instrumenten kompetent besetzten "Marienvesper" gehören. Joachim Fontaine gelingt es mit seinem Einsatz und seinen grandiosen Musikern, dem Publikum ein Zeugnis venezianischer Hochkultur nahe zu bringen - eine Leistung, die mit viel Applaus bedacht wird.

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