Ein Prosit auf die Tonton-Republik

Saarlouis · Tonton für die Landes-Chefin: Zur Eröffnung des Saarlouiser Altstadtfestes erhielt Annegret Kramp-Karrenbauer als erste Frau und 40. Preisträger die nach dem Erzlügner Michel Tonton benannte Auszeichnung.

 Oberbürgermeister Roland Henz und Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer schlugen im Kreise der Tontons das Fass an und eröffneten das Saarlouiser Altstadtfest. Foto: Thomas Seeber

Oberbürgermeister Roland Henz und Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer schlugen im Kreise der Tontons das Fass an und eröffneten das Saarlouiser Altstadtfest. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Schon lange munkelt man in Saarlouis hinter vorgehaltenem Bierdeckel, die Tonton-Brüder seien ein kleiner Geheimbund mit größenwahnsinnigen Fantasien. Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Ihre Pläne haben sie gestern bei der Verleihung des 40. Tonton-Preises zur Eröffnung des 39. Altstadtfestes ganz vertraulich verbreitet: Die Übernahme der Macht über die Bundeshauptstadt und damit auch über die Staatskassen ist das erklärte Ziel - natürlich nur zum Wohle des Saarlandes, wie Laudator Richard Jungmann, Manager der HG Saarlouis , hervorhob.

Für den eigenmächtigen Länderfinanzausgleich haben die Tontons über die Jahre "verstärkt politisches Angriffs- und Verteidigungspersonal rekrutiert": Oskar Lafontaine sollte als Bundesfinanzminister die Gold- und Geldreserven ausspähen; Reinhard Klimmt als Verkehrsminister die Schienenwege für den Transport der Beute ins Saarland sichern; Peter Altmaier als Chef im Kanzleramt hat die Aufgabe "rhetorischer Vernebelungstaktik". Justizminister Heiko Maas und Verfassungsrichter Peter Müller sollten gegen jeden prozessieren, der behauptet, die Saarländer wären es gewesen.

Doch damit es nun endlich losgehen kann, fehlte noch eine im Bunde: Die Frau, die im Saarland die Hosen anhat. Ministerpräsidentin AnnegretKramp-Karrenbauer soll die zu allem entschlossenen Tontons anführen. Als "Jeanne d´Arc saarländischer Interessen" könne nur sie den kühnen Plan umsetzen, meinte Jungmann.

Was mit Jeanne d'Arc passiert sei, wisse man ja, konterte Kramp-Karrenbauer. "Im Kreise der Erzgauner" fühle sie sich dennoch willkommen. Eine weitere Männerbastion sei gefallen: "Heute Saarlouis und der Tonton - morgen der Vatikan!" Bösartiges Lügen wies sie jedoch von sich: "Wir Frauen lügen nicht! Wir leisten nur einen aktiven Beitrag zum Weltfrieden." Manchmal sei eine "kreative Kommunikation" eben der beste Weg, den Hausfrieden zu sichern.

Den bis dato geheimen Plan, von Saarlouis aus Geld und Macht übernehmen zu wollen, gab die Ministerpräsidentin unumwunden zu. "Das ist mit der Staatskanzlei so abgesprochen, bis ins letzte Detail." Allerdings benötige man noch mehr militante Unterstützer: Deswegen übten auch die vielen Tiefflieger über dem Saarland in letzter Zeit.

Die "unabhängige Tonton-Republik Saarlouis " rief sie als Ziel aus - die dann auch über eine eigene nationale Handball-Liga verfüge. Wahrheit oder Lüge? Eines steht fest: Die mächtigen Tontons hätten sicher längst die Herrschaft übernommen - wenn ihnen nicht immer wieder ein Bier in die Quere käme.

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