„Ein Leben für den Strich“

Saarlouis · Keine Vernissage war so amüsant wie diese. Gisela Vetter-Liebenow, Direktorin des Wilhelm-Busch-Museums Hannover, hielt eine köstliche Laudatio, und erstmals wurden Musiker, in diesem Fall Martin Herrmann, Gesang, und Sebastian Wust, Klavier, um eine Zugabe gebeten. Nick Knatterton alias Manfred Schmidt, sein „Erzeuger“, hätte seinen Spaß gehabt.

 Mit karierter Mütze und Pfeife auf Verbrecherjagd: hier ein Foto eines Nick-Knatterton-Brettspiels aus den 50er Jahren, in Privatbesitz. Foto: Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, 2015

Mit karierter Mütze und Pfeife auf Verbrecherjagd: hier ein Foto eines Nick-Knatterton-Brettspiels aus den 50er Jahren, in Privatbesitz. Foto: Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, 2015

Foto: Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, 2015
 Zeichner Manfred Schmidt mit seiner PfeifeFoto: Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst; Fotograf unbekannt

Zeichner Manfred Schmidt mit seiner PfeifeFoto: Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst; Fotograf unbekannt

Foto: Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst; Fotograf unbekannt

Das ist er: herausragende Hakennase, kantiges Kinn, rauchende Pfeife, karierte Schlägermütze, listiger Blick. "Ich kombiniere!", lautete sein Spruch. Wie immer auf Verbrecherjagd. Zwischen 1950 und 1959 sorgt Nick Knatterton in der deutschen Illustrierten Quick in 350 Folgen für nervenzerreißende Dramatik. Autor und Zeichner ist Manfred Schmidt (1913-1999), der die US-amerikanischen Superman-Comics parodieren wollte.

Das Haus Ludwig zeigt fast 200 Exponate aus seinem 60-jährigen Schaffen, darunter private Leihgaben aus dem Nachlass - allein 80 Originalzeichnungen seiner ironisch-satirischen Kriminalgeschichten sowie Arbeiten aus allen Phasen seiner Karriere: von den ersten humoristischen Blättern bis zu Arbeiten aus den 30 Jahren für den Berliner Ullstein-Verlag: seine erste serielle Witzfigur namens Federmann sowie frühe Comics und Reisereportagen. Seine Bildgeschichten leben von Sprechblasen, die aus Mund, Nase, Ohren quellen. Symbole wie Sternchen für einen heftigen Schlag an den Kopf oder Spiralen, die eine Ohnmacht ankündigen, erklären das kriminalistische Geschehen.

Bereits als 14-Jähriger hat der gebürtige Bad Harzburger, der in Bremen aufwächst, erste Zeichnungen in den Bremer Nachrichten und in der Weser-Zeitung veröffentlicht. Doch erst in den 50ern wird er dank der doppelbödigen und gesellschaftssatirischen Abenteuer in der Quick zum Wegbereiter des Comics. Als zeichnender Journalist liefert er Eindrücke aus dem Geschehen der Bonner Gesellschaft und der Tagespolitik an Blätter des Verlags, gestaltet Werbemotive, Bühnenbilder für ein Berliner Varieté-Theater, illustriert erste eigene Reisereportagen. Im Zweiten Weltkrieg entwirft Schmidt auf Order politische Karikaturen für die Berliner Presse, erheitert die Armee mit Witzblättern, ist für die Deutsche Zeichenfilm GmbH Berlin tätig.

Nach dem Krieg verteidigt er in Erich Kästners Zeitschrift "Pinguin" die neue Demokratie. 1947 erscheint sein "Bilderbuch für Überlebende". Ein Jahr später wird er von der Quick fest angestellt. Seine Abenteuer erscheinen in Buchform, und in den späten 70ern macht sich der Meisterdetektiv in einer Nick-Knatterton-Zeichentrickserie im Fernsehen bekannt. Einige Folgen sind in der Wanderausstellung zu sehen.

Bis 10. Mai. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr; Samstag, Sonn- und Feiertage: 14 bis 17 Uhr.

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