Ein Jahrhundert voller Erlebnisse

Altforweiler. Paul Gebhard aus Altforweiler kann an diesem Sonntag auf ein ganzes Jahrhundert zurückblicken. Er feiert 100. Geburtstag. Geboren in Höringen (Pfalz), wuchs er mit acht Geschwistern in den Wirren des Ersten Weltkrieges auf, lernte schon früh, was Hunger bedeutet und wie man sich die Natur zunutze machen kann

Altforweiler. Paul Gebhard aus Altforweiler kann an diesem Sonntag auf ein ganzes Jahrhundert zurückblicken. Er feiert 100. Geburtstag. Geboren in Höringen (Pfalz), wuchs er mit acht Geschwistern in den Wirren des Ersten Weltkrieges auf, lernte schon früh, was Hunger bedeutet und wie man sich die Natur zunutze machen kann.

Seine Eltern bewirtschafteten im Nebenerwerb eine kleine Landwirtschaft mit zwei Kühen. Weil der Vater eingezogen wurde, musste die Mutter bis zu seiner Rückkehr 1918 ihre damals sieben Kinder alleine großziehen.

Paul Gebhard begann mit 14 Jahren eine Lehre im Beruf, den auch sein Vater ausübte - als Maurer. Als Soldat im Zweiten Weltkrieg war der Altersjubilar in Russland, Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Tschechien stationiert. Kurz vor Kriegsende geriet er in Gefangenschaft und wurde im Juni 1945 ins Gefangenenlager nach Versilhac ins Massif Central in die Mitte Frankreichs transportiert. Beim zunächst gescheiterten Bau eines Wassertunnels unterhalb eines großen Stausees nutzten ihm seine Kenntnisse als Maurer. Mit Dolmetscher-Hilfe wurde der Tunnel unter seiner Anleitung fertiggestellt. Fortan hieß er nur noch "Paul, le massonier, le spécialiste".

Im Sommer des Jahres 1947 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen, und er machte sich auf ins Saargebiet. Dort hatte er während des Krieges, als er für vier Wochen als Ausbilder in Saarlouis Dienst tat, Rosa Bonnard aus Altforweiler kennengelernt, und sie wollte er wiedersehen. Hochzeit feierten die beiden am 27. Januar 1949 in der Ludwigskirche in Saarlouis. Zwei Mädchen, Irmgard und Hildegard, machten die Familie komplett.

Mit der so genannten Grenzgängerkarte konnte er 1949 in Saarbrücken als Maurer arbeiten, bis er Anfang der 50er Jahre als Maurer bei der Bauunternehmung Ehl in Altforweiler in Lohn und Brot kam. Er baute 1954 in der Ringstraße 4 in Altforweiler ein Haus, zu dem von Anfang an auch ein großer Garten gehörte. Wie früher üblich wurden zwei Schweine gehalten, Hühner und Kaninchen fehlten auch nicht.

Bei der Wiedergründung des Obst- und Gartenbauvereins Altforweiler nach dem Zweiten Weltkrieg 1954 war Paul Gebhard sofort dabei - und ist dem Verein bis heute treu geblieben. Es ist sein einziger Verein, wie er ausdrücklich sagt.

Paul Gebhard war bei all den Arbeiten des Vereins stets zur Stelle und half tatkräftig mit. Ebenso fuhr und feierte er mit, wenn die Obst- und Gartenbauer gesellige Aktivitäten pflegten. 2005 wurde Paul Gebhard die "Goldene Ehrennadel" des Landesverbandes der Obst- und Gartenbauvereine überreicht.

Doch Schicksalsschläge blieben in den 100 Lebensjahren von Paul Gebhard nicht aus: 1977 starb seine Frau Rosa, und 1989 starben seine jüngste Tochter Hildegard und zwei Enkelkinder. Heute wohnt Paul Gebhard mit seiner Tochter Irmgard und Schwiegersohn Werner in der Ringstraße und wird dort versorgt. Seine vier Enkelkinder und zwei Urenkelinnen sind sein ganzer Stolz.

Heute zieht er mit seinem Rollator mehrmals am Tag in der Nachbarschaft seine Bahnen: Er hat immer Zeit für ein Schwätzchen, freut sich über Blumen im eigenen und in Nachbars Garten. Wenn er morgens um zehn Uhr nach seiner ersten Rollator-Tour wieder nach Hause kommt, gibt es zur Stärkung Bouillon und anschließend zwei Schokokekse.

Gefragt nach seinem bemerkenswertesten Ereignis in seinem Leben antwortet Paul Gebhard spontan: "Meine Heirat mit Rosa." Eine Blutvergiftung nach dem Biss seiner Katze hat er Mitte Juli verkraften müssen. "Vielleicht bin ich schon da oben", soll er mit Fingerzeig zum Himmel im Krankenhaus gesagt haben. Aber er ist wieder gesund geworden. Alle Mitglieder seines Obst- und Gartenbauvereins Altforweiler und die gesamte Nachbarschaft - ja ganz Altforweiler dürfen sich deshalb auf den 100. Geburtstag von Paul Gebhard am Sonntag freuen. Nach der Messe am Sonntag lädt Pauls Familie im Pfarrgarten in Altforweiler zum Ehrenwein für den Jahrhundertmann Paul Gebhard ein.

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