Sommer-Festival Ein Fest für Freunde des großen Instruments

Saarlouis · Orgelsommer 2017: Zum zweiten Mal spielen Klasse-Organisten großer Kirchen reihum an Orgeln vor allem im Kreis Saarlouis. Ein Festival sechs Sonntage hintereinander.

 Élise Leonard aus Paris wird die schöne alte Orgel in Wallerfangen St. Katharina spielen.

Élise Leonard aus Paris wird die schöne alte Orgel in Wallerfangen St. Katharina spielen.

Foto: Jacques Leonard

Ein mutiges Projekt findet ab 20. August seine Fortsetzung: Mitten im Sommer, jeden Sonntag ein Orgelkonzert an einer anderen der potenten großen Orgeln in Kirchen im Landkreis Saarlouis, und jedes Mal einer der Großen der europäischen Orgelszene am Instrument. Wie Professor Vincent Dubois, der neue Titularorganist von Notre Dame in Paris, der den Orgelsommer 2017 mit einem Konzert in der Evangelischen Kirche in Saarlouis eröffnet.

Zum ersten Mal fand so ein Orgelsommer 2016 statt. Anlass war die 200-Jahr-Feier des Landkreises Saarlouis. „Der Auftakt zeigte, dass dieses Festival durchaus sein Publikum findet. Trotz Sommerzeit besuchten in der Regel um die 200 Zuhörer die einzelnen Konzerte“, bilanziert Joachim Fontaine, damals wie jetzt künstlerischer Leiter.

Auch der Orgelsommer 2017 ist ein Festival, das sich als Partner von Kirchengemeinden und Fördervereinen versteht, die sich für die Musica Sacra, die Kirchenmusik, engagieren. Fontaine: „Es möchte herausragende Interpreten präsentieren, nicht ganz alltägliche, spannende Programme und Hörerfahrungen bieten und zudem den Sommer, eine musikarme Zeit, verschönern.“ Fontaine betont, es gebe zwar keine bindende Vorgabe, er habe die Organisten aber gebeten, ihre Stücke auch mit Blick auf das Festjahr 500 Jahre Reformation auszuwählen.

Die Schirmherrschaft für den Orgelsommer hat der Landrat des Landkreises Saarlouis, Patrik Lauer, übernommen.

Im Landkreis Saarlouis findet die Mehrzahl der Konzerte statt. Eingebunden ist aber auch die Grenzregion. Interpreten aus Luxemburg und Frankreich werden neben deutschen Orgelvirtuosen die Chance haben, ihre musikalische Tradition, ihren Interpretationsstil vorzustellen.

Das Festival wird in der Großregion beworben durch konsequent zweisprachige Flyer, Plakate und Abendprogramme. Der Eintritt ist überall frei. Wer am Ausgang eine Spende geben möchte, kann das tun. Und so wird das Festival aussehen:

Jeden Sonntag um 17 Uhr wird ein Konzert stattfinden, vom 20. August bis zum 24. September.

Die Eröffnung am 20. August macht der Titularorganist von Notre Dame in Paris, Vincent Dubois, an der Führer-Skrabl-Orgel in der Evangelischen Kirche in Saarlouis. Dubois spielt dort unter anderem Bach, Mozart und Vierne. Dubois ist ein Organist von Weltruf, wie Fontaine unterstreicht. Er wage sich an eine „extrem schwere“ fünfsätzige Sinfonie von Vierne, komplett, würdigt Fontaine.

Der Saarlouiser Organist und Musikwissenschaftler Joachim Fontaine setzt die Reihe am 27. August an der Haerpfer-Orgel an der Collégiale Saint Étienne in Hombourg-Haut fort. Das Programm ist doppelt etwas Besonderes: Fontaien spielt vor allem regionale, also lothringische und saarländische Romantiker wie Théodore Gouvy, Gabriel Pierné, Eugène Gigout und Ludwig Boslet. Zum anderen stößt der aus Hombourg-Haut gebürtige Oboist Emanuel Teutsch dazu: mit Benjamin Britten und Josef Gabriel Rheinberger.

Am 3. September folgt in Lebach Heilige Dreifaltigkeit und Sankt Marien an der Orgel Thomas Vogtel aus Neunkirchen. Er gilt als unermüdlicher Sucher nach einem Repertoire abseits des Mainstreams, er berät als Sachverständiger für Orgelbau das Bistum Trier, er hat selbst über 50 Werke komponiert. Eines, die Sonata burlesca, führt er am 3. September erstmals auf. Weiter spielt er Werke von Bach, Guilmant, Nevin, Rudnick und Herzog.

Peter van de Velde von der Kathedrale in Antwerpen setzt sich am 10. September an die Link-Orgel in Fraulautern Heilige Dreifaltigkeit. Van de Velde spielt Werke von Jongen, Franck, Vierne, Maleingreau und Tournemire. Fontaine nennt van de Velde „erstklassig“, „den derzeit besten Organisten Belgiens“, die Orgel in Fraulautern „eines der schönsten Orgelwerke der Großregion aus jüngerer Zeit.“

Für manchen ebenso wie die Orgel in Fraulautern noch zu entdecken: die Qualität der Orgel in Sankt Katharina in Wallerfangen, dem ersten neugotischen Kirchenbau der ganzen Region. Am 17. September spielt darauf Élise Léonard aus Paris: Bach, Böhm, Brahms, Franck und Alain. Die noch junge Pariser Organistin steht „am Anfang einer verheißungsvollen Karriere“, erklärt der künstlerische Leiter des Festivals, Joachim Fontaine, sie spiele eher „die Klassiker“.

Den Abschluss des Orgelsommers 2017 setzt am 24. September Maurice Clement, Titularorganist der mächtigen Orgel der Philharmonie in Luxemburg. Clement bespielt die Orgel in der Saarwellinger Kirche St. Blasius und St. Martinus. Dort steht die 1995 gebaute – damit bislang jüngste große – Orgel des Orgelbauers Walcker, der 1780 gegründet wurde.

 Joachim Fontaine, Saarlouis, öffnet ein lothringisch-saarländisches Schatzkästlein der Romantik.

Joachim Fontaine, Saarlouis, öffnet ein lothringisch-saarländisches Schatzkästlein der Romantik.

Foto: Christian Schu
 Maurice Clement, Luxemburg, schließt den Orgelsommer 2017 mit einem Konzert in Saarwellingen ab.

Maurice Clement, Luxemburg, schließt den Orgelsommer 2017 mit einem Konzert in Saarwellingen ab.

Foto: Maurice Clement
 Thomas Vogtel aus Neunkirchen spielt das Konzert in der Lebacher Kirche Hl. Dreifaltigkeit und St. Marien.

Thomas Vogtel aus Neunkirchen spielt das Konzert in der Lebacher Kirche Hl. Dreifaltigkeit und St. Marien.

Foto: studioline Neunkirchen
 Maurice Dubois, Titularorganist von Notre Dame in Paris, eröffnet den Orgelsommer 2017 in der Evangelischen Kirche in Saarlouis.

Maurice Dubois, Titularorganist von Notre Dame in Paris, eröffnet den Orgelsommer 2017 in der Evangelischen Kirche in Saarlouis.

Foto: MIchel Legrand
 Aus Antwerpen kommt Johann Peter van de Velde nach Fraulautern. Die Orgel dort hat sich für Konzerte sehr bewährt.

Aus Antwerpen kommt Johann Peter van de Velde nach Fraulautern. Die Orgel dort hat sich für Konzerte sehr bewährt.

Foto: Guy van Elme

Maurice Clement spielt Werke von Bach, Buxtehude, Böhm, Pärt, Wagner, Liszt und Saint-Saëns.

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