Ein besonderer Kalender

Saarlouis. Vergänglichkeit, Verletzlichkeit und Melancholie sprechen aus zwölf Gesichtern. Die Puppen, die Monika Fontaine gemalt hat, sind irgendwie anders. Sie stellen keine "überästhetisierten Dekorationsartikel" dar, sondern sollen den Betrachter ansprechen, zum Nachdenken anregen, etwa über die eigene Kindheit

Saarlouis. Vergänglichkeit, Verletzlichkeit und Melancholie sprechen aus zwölf Gesichtern. Die Puppen, die Monika Fontaine gemalt hat, sind irgendwie anders. Sie stellen keine "überästhetisierten Dekorationsartikel" dar, sondern sollen den Betrachter ansprechen, zum Nachdenken anregen, etwa über die eigene Kindheit. Zu sehen sind die Puppenbilder auf einem Kunstkalender, der jetzt im Handel erhältlich ist.Bilder mussten heraus"Die Puppen", erzählt die 48-jährige Malerin, "haben in mir geschlummert, das Thema hat mich nicht losgelassen. Plötzlich mussten die Bilder heraus. Ich glaube, weil auch Biografisches darin steckt." Wie ihre "alten Mädchen" - die gemalten Puppen sind von Abnutzung oder einem Dasein auf dem Dachboden gezeichnet - habe auch sie eine "nicht einfache Zeit" hinter sich.Als Spross der Saarlouiser Künstlerfamilie Fontaine sei es schwer gewesen, aus dem Schatten der kunstschaffenden "Übermenschen" in Gestalt des Vaters Alfons oder der beiden Brüder Leander und Joachim herauszutreten. "Kunst war bei uns immer etwas Normales, wir sind damit aufgewachsen, aber mir hat man das irgendwie nicht zugetraut."In ihren Zwanzigern gelang der Saarlouiserin dann die Emanzipation. Nach sechseinhalb Jahren Studium an der renommierten Folkwang-Hochschule in Essen und vielen Ausstellungen kehrte sie als abstrakte Malerin und Kunsterzieherin in die Heimat zurück - endlich auch vom Vater bewundert "für mein Form- und Farbgefühl." Mit dem frühen Tod der Eltern vor über zehn Jahren änderte sich der Malstil Fontaines dann grundlegend.Seither malt sie nur noch gegenständlich, "und zwar in Hülle und Fülle", denn "so viele Bilder sind noch in mir drin, die wollen raus!". Zu Hause in Saarlouis zeichnet sie auf Papier, in ihrem Atelier in St. Ingbert malt sie ihren "magischen Realismus" auf Leinwand, aber immer in aller Stille. Mittels einer Mischtechnik "nach geheimer Rezeptur" entstehen dann zahlreiche Werke, darunter ganze Zyklen. Ihre Bilder bezeichnet Fontaine als "Sahnetorten". Für den Broterwerb sorge ihre Stelle als Kunstlehrerin an einem Merziger Gymnasium. Bilder mit Vanitas-MotivikAlle Bilder der Malerin, die sie auch als ihre Kinder bezeichnet, durchdringt die Vanitas-Motivik (lateinisch: Nichtigkeit). Auch die Puppen. Ihr "melancholischer Charme kommt besonders bei Frauen gut an. Weil ihre Präsenz und ihr Ausdruck vielleicht helfen, die Kindheit zu verarbeiten." Zum ersten Mal präsentiert Monika Fontaine ihre Kunst auf einem Kalender: "Aber die Idee gefällt mir. Kalender sind demokratischer als Ausstellungen. Kunstdrucke kann sich jeder leisten, und wer braucht schon Originale?" Erhältlich ist der Kalender bei Bock & Seip und bei Pieper Bücher & Musik in Saarlouis für 14,90 Euro.

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