Eigentlich hätte es bloß ein Kino werden sollen

Saarlouis · Manfred Kaese war 28 Jahre alt, als er die Bauleitung des Theaters am Ring in Saarlouis übernahm. Es war seine erste Großbaustelle. Der gelernte Maurer hatte in Kassel Bauingenieur studiert. Er hatte auf ein Zeitungsinserat des Düsseldorfer Architekten Hanns Rüttgers geantwortet, der stellte ihn 1956 an.

Rüttgers hatte sich ganz auf Bau oder Umbau von Filmtheatern spezialisiert, berichtet Kaese heute. Mit ihm baute er, sagt der heute 86-Jährige, solche Spielstätten vor Saarlouis etwa in Bochum, Duisburg und Olpe.

Kürzlich schenkte er der Stadt Saarlouis ein Album mit Fotos vom Bau dieses Gebäudes, das das Bild von Saarlouis entscheidend prägt.

Bauherr des Theaters am Ring war Ernst Gill, dessen Familie in Saarlouis und Dillingen mehrere Kinos betrieb, zum Beispiel das erste, 1930 eröffnete Saarlouiser Capitol. Gill wollte ursprünglich nur ein Kino mit Restaurant bauen. Die Erweiterung zum "Theater und Mehrzweckbau" plante er im laufenden Baubetrieb. Die Stadt genehmigte das alles rasch. Kaese heute: "Gill hatte eine Art, die überall ankam. Er kriegte durch, was er wollte. Ein typischer Erfolgsmensch jener Zeit."

Bauleiter Kaese erinnert sich an einen "reibungslosen Baubetrieb". Auch daran, dass die Fundamente den alten Festungsfundamenten angepasst werden mussten. Pragmatisch etwa die Entscheidung, parallel zu einer alten Fundamentmauer eine Kegelbahn zu bauen.

"Es wurde auch geprüft, ob da keine historischen Werte begraben waren". Tatsächlich wurde der Theater-Turm an Fundamenten der Festung ausgerichtet, nicht am aktuellen Straßenverlauf. Das sieht man heute noch. Die alten Grundmauern aber "hätten die Belastung nicht getragen", deswegen brauchte es neue Fundamente und eine Pfahlgründung tief im Boden.

Damals schon "wurde gefordert, dass der Baumbestand geschont würde, und er blieb auch erhalten."

Mit dem aktuell laufenden Umbau des Theaters ändert sich dessen Charakter deutlich. Kaese hat die Fassade des luxemburgischen Architekten François Valentiny schon gesehen: "Das kenne ich. Habe ich schon gesehen. Ich finde das frech, frech im Sinne von mutig. Aber ich lobe ja überhaupt Saarlouis. Das hat sich wahnsinnig gemacht. Die Hauptachse, der Große Markt, der als Platz erhalten blieb. Das hat sich gemausert, kein Vergleich zu Saarbrücken."

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