Eigentlich brauchen wir noch mehr Erzieherinnen

Herr Schmitz, der Krippenausbau geht mit großen Schritten voran. Doch Fachverbände warnen, dass es nicht genug Erzieherinnen geben wird, die die Kinder betreuen. Wie sieht es damit in den Kitas der Kita gGmbh aus?Schmitz: Das stimmt. Wir haben 127 Einrichtungen und werden bis Sommer 2014 rund 400 Krippenplätze einrichten

Herr Schmitz, der Krippenausbau geht mit großen Schritten voran. Doch Fachverbände warnen, dass es nicht genug Erzieherinnen geben wird, die die Kinder betreuen. Wie sieht es damit in den Kitas der Kita gGmbh aus?

Schmitz: Das stimmt. Wir haben 127 Einrichtungen und werden bis Sommer 2014 rund 400 Krippenplätze einrichten. Da wir drei bis vier Mitarbeiter pro Gruppe benötigen, auch in Teilzeit, brauchen wir bis dahin 200 neue Mitarbeiter. Das ist bei uns ein ganz massives Problem.

Warum ist das ein Problem?

Schmitz: Es gibt keine Erzieherinnen auf dem Arbeitsmarkt, die wir anwerben können. Selbst bei unbefristeten Stellen haben wir so gut wie keine Bewerbungen.

Was tun Sie dagegen?

Schmitz: Wir versuchen unter anderem, Mitarbeiter, die schon einige Jahre aus dem Beruf ausgestiegen sind, zu motivieren, wieder zurückzukehren. Wir reden auch mit Erzieherinnen in Elternzeit, ob sie nicht dennoch stundenweise wieder arbeiten wollen. Laut Gesetz dürfen wir keine Menschen aus anderen Berufsgruppen einstellen, lediglich Kinderkrankenschwestern. Wir versuchen auf politischer Ebene aber, dass Feld noch mehr zu öffnen. Es gibt Menschen aus anderen Berufsgruppen, die wir leicht für die Arbeit mit Kindern qualifizieren können. In anderen Bundesländern ist das schon der Fall. So müssen die Bildungsbereiche wie Ergotherapie und Musiktherapie nicht unbedingt von den klassischen Erzieherinnen abgedeckt werden, wie das bisher noch der Fall ist. Derzeit arbeiten wir an einem Konzept, wie wir Quereinsteiger pädagogisch weiterbilden können. Aber eigentlich brauchen wir sogar noch mehr Erzieherinnen.

Warum? Reicht der aktuelle Betreuungsschlüssel nicht aus?

Schmitz: Wir haben derzeit einen Mindestpersonalschlüssel von 1,5 Erziehern pro 25 Kinder von drei bis sechs Jahren bei sechs Stunden Betreuung und zwei Stellen pro zehn Krippenkindern. Bei Ganztagsbetreuung erhöht sich der Schlüssel entsprechend. Die Anforderungen an den Beruf sind aber gewachsen. Um allen Aufgaben in der gewünschten Qualität gerecht zu werden, bräuchten wir für die Kindergartenkinder einen Personalschlüssel von zwei bis 2,5 Fachkräften pro 25 Kinder und bei Krippenkindern von drei Mitarbeitern pro zehn Kinder.

Gibt es denn nicht genug junge Menschen, die Erzieher werden wollen?

Schmitz: Leider nicht, und oft haben sie auch falsche Vorstellungen. Viele wissen nicht, wie komplex das Berufsbild ist. Viele wechseln nach der Ausbildung in andere Bereiche oder brechen ab. Deshalb versuchen wir, die Ausbildung sehr praxisorientiert zu halten und bereits sehr früh über das Berufsbild zu informieren.

> Bericht Seite C 3

Foto: Thomas Seeber

Auf einen Blick

Die Kita gGmbH ist die gemeinnützige Trägergesellschaft katholischer Kindertageseinrichtungen des Bistums Trier im Saarland mit Sitz in Dillingen. Dazu gehören 127 Kindertageseinrichtungen, in denen rund 10 000 Kinder betreut werden. Die Kita gGmbh beschäftigt 2000 Mitarbeiter, davon sind rund 1500 pädagogisches Fachpersonal. Im Frühjahr richtet die Kita gGmbh im Saarland ihren tausendsten Krippenplatz ein.

Erzieherinnen verdienen nach der Ausbildung nach Tarif brutto rund 2400 Euro. Im Laufe ihres Berufslebens steigt das Gehalt auf bis zu 3075 Euro. dög

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