Saarlouis Micky Maus muss draußen bleiben

Saarlouis · Ein Filmteam dreht im Gymnasium am Stadtgarten in Saarlouis Szenen für den zweiten Teil des saarländischen ZDF-Krimis „In Wahrheit“.

 Kostümbildnerin Petra Kilian (rechts im Bild, hinter dem Schüler mit dem Fußball) bespricht mit den Gymnasiasten vor Beginn der Dreharbeiten die Kleiderordnung.

Kostümbildnerin Petra Kilian (rechts im Bild, hinter dem Schüler mit dem Fußball) bespricht mit den Gymnasiasten vor Beginn der Dreharbeiten die Kleiderordnung.

Foto: Thomas Seeber

Die Schüler spielen Fußball und Basketball, erklimmen die Kletterwand, unterhalten sich, essen Brote, lachen. Alles so wie immer – eine typische Pausenhof-Szene eben. Jedenfalls auf den ersten Blick. Denn am Donnerstagnachmittag ist auf dem Schulhof des Gymnasiums am Stadtgarten in Saarlouis alles anders.

Zu Gast ist eine Filmcrew der Produktionsfirma „Network Movie“ aus Hamburg. Sie dreht an diesem Tag mehrere Szenen für den zweiten Teil der neuen saarländischen ZDF-Krimireihe „In Wahrheit“. Der 90-minütige Film – Arbeitstitel „Tödliches Geheimnis“ – spielt in und um Saarlouis und soll 2018 ausgestrahlt werden. Regie führt Matthias Tiefenbacher.

„Krimis find ich cool“, sagt Moritz Olesch, 13 Jahre alt, 8. Klasse. Die Dreharbeiten findet er spannend – und ist da nicht der einzige. Bevor jedoch mit dem Dreh angefangen werden kann, gibt es für Moritz und die anderen Schüler ein paar Anweisungen von Petra Kilian und Philip Müller. Kilian ist Kostümbildnerin, Müller zweiter Regieassistent und zuständig für Komparsen und Statisten.

„Okay, bitte mal alle herhören“, ruft Müller den Schülern zu, nachdem sie sich versammelt haben. „Holt bitte eure Jacken!“ Die Gymnasiasten sind überrascht, viele schauen skeptisch. Jacken? An so einem sonnigen Oktobertag? Aber Kilian klärt schnell auf: „Der Film spielt im Frühherbst, unsere Schauspieler sind immer für 15 Grad angezogen.“

Aber es gibt noch mehr zu beachten: „Oh, da sind ja lauter Micky Mäuse drauf – das geht leider nicht. Hast du noch etwas anderes dabei? Vielleicht eine Jacke?“, fragt Petra Kilian, als sie ein Mädchen in einem Shirt bemerkt, auf dem die berühmte Maus zigmal abgebildet ist. Die Schülerin nickt und läuft los, um ihre Jacke zu holen.

Auf den Jacken von Anna Heinrich und Jil Gillet ist keine Werbung für Disney-Figuren zu sehen, auch nicht für etwas anderes. Die beiden 15-Jährigen haben die passende „herbstliche“ Kleidung für den Krimi. Doch sie müssen geduldig sein. Stundenlang auf den Einsatz warten – auch das gehört zu Dreharbeiten. Ob die beiden später im Film zu sehen sind? „Wäre cool“, sagt Anna. Jil nickt. „Mal gucken.“

Es ist das erste Mal, dass am Gymnasium ein Film gedreht wird. 100 Schüler sind beim Dreh dabei. Sie sind zwischen zehn und achtzehn Jahre alt. Sie brauchten vorher die Einverständniserklärung der Eltern. „Die Schüler sollten einmal erleben, was so alles während eines Filmdrehs passiert – das war der Grund für die Schule, der Produktionsfirma die Erlaubnis zu geben“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Jörg Theobald.

„Achtung, Probe!“, ruft der erste Regieassistent Till Bosse. Die Anweisung lautet: Zwei bis drei Dutzend Schüler sollen aus dem Schulgebäude laufen. Es soll nach „Schule aus“ aussehen. Manche laufen in Richtung Holtzendorffer Straße, manche runter zum Ufer des Saaraltarms, andere wiederum in Richtung Parkplatz. Vier bis fünf Schüler schnappen sich ein Fahrrad.

Sara Chebbi und Elina Paul spielen ebenfalls mit. Die Anweisung an die beiden Lehrerinnen lautet: langsam aus dem Gebäude gehen – jedenfalls langsamer als die Schüler. Es soll so normal wie möglich aussehen. Und spontan. Die Szene dauert ungefähr zehn Sekunden. Fünf, sechs Mal machen sie das, dann ist der Regisseur zufrieden. „Gut, Danke!“, ruft Tiefenbacher. Und weiter geht’s, zur nächsten Szene.

Das Filmteam dreht auf dem Pausenhof, am Eingang des Gymnasiums und am Saaraltarm. Weil die Szenen für die Geschichte im Krimi wichtig sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass viele der Schüler – vielleicht auch Anna, Jil und Moritz – später im Film zu sehen sind. Wenn auch nur für Sekunden.

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