Die stillen Lebensretter

Saarlouis · Eine Organtransplantation hat zwei Seiten: Die der Ärzte und die derer, die sich aktiv für eine Organspende entscheiden. Markus Rudnik und Matthias Hopf vom DRK-Krankenhaus setzen sich für den Austausch ein.

 Matthias Hopf und Markus Rudnik (von links) freuen sich wie Chefarzt Dr. Matthias Klein über die Auszeichnung durch Ministerin Monika Bachmann sowie Dr. Ana Paula Barreiros. Foto: carolin Merkel

Matthias Hopf und Markus Rudnik (von links) freuen sich wie Chefarzt Dr. Matthias Klein über die Auszeichnung durch Ministerin Monika Bachmann sowie Dr. Ana Paula Barreiros. Foto: carolin Merkel

Foto: carolin Merkel

Als Andrea Müller am Dienstagnachmittag von den wohl dramatischsten Momenten in ihrem Leben erzählt, wird es ganz still im Konferenzraum der Verwaltung des DRK-Krankenhauses in Saarlouis . Selbst Markus Rudnik, Oberarzt der Anästhesie und zusammen mit Matthias Hopf, stellvertretender Bereichseiter der Intensivstation , Transplantationsbeauftragte der Klinik, packt schweigend und ergriffen zugleich seine Unterlagen, die er zum Vortrag über seine Tätigkeit mitgebracht hat, zusammen. Denn das, was Müller zu erzählen hat, geht ganz tief, berührt die Zuhörer. Das Schicksal schlug vor fast genau drei Jahren grausam zu: Ihr damals 21 Jahre alter Sohn Lucas war nach einem schweren Autounfall hirntot. "Ich bin selbst Krankenschwester, das Thema Organspende haben wir zu Hause besprochen, und ich wusste, dass er, ebenso wie ich, einen Organspenderausweis hat", erzählt Andrea Müller. Den Moment, als die Ärzte die Angehörigen fragten, wird sie ebenso wenig vergessen wie die Gespräche mit ihrem Mann und dem älteren Bruder von Lucas. Letztendlich, erzählt sie, haben sie sich dafür entschieden, "allein der Gedanke, dass mit den Organen vier Männern ein lebenswertes Leben geschenkt wird, hat mich getröstet", sagt Müller.

Es sei die stille Seite, die der Angehörigen, die kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde, erklärt Dr. Ana Paula Barreiros, geschäftsführende Ärztin der Deutschen Stiftung Organtransplantation, kurz DSO. "Wenn man als Arzt eine erfolgreiche Transplantation durchgeführt hat und dem Patienten viele weitere gesunde Jahre schenkt, dann findet sich das in vielen Gesprächen wieder", weiß sie aus Erfahrung. Doch solche gelungenen, lebensrettenden Transplantationen brauchen neben den Schwerstkranken auch diejenigen, die sich im Leben mit der Frage auseinandersetzen, ob sie ihre Organe nach ihrem Tod spenden wollen. Und sie brauchen geschultes Personal vor Ort, das sich mit den Angehörigen auseinandersetzt. Zum einen, erklärt Markus Rudnik, kommt das in Saarlouis recht selten vor, "Routine kann man da nicht entwickeln", zum anderen herrscht bei einem Fall einer möglichen Organspende auch ein Zeitdruck, unter dem die Ärzte handeln müssen.

Mit all dem setzen sich Markus Rudnik, Matthias Hopf und das Team der Intensivstation auseinander, um Leben zu retten. "Eine Organspende in diesem Jahr ist auf den ersten Blick vielleicht ein scheinbar kleiner Erfolg für das Krankenhaus, doch, wenn man betrachtet, dass es bisher im Saarland in 2016 insgesamt neun Organspenden gab und die aus sechs Kliniken kamen, sieht man, wie engagiert gerade auch die kleinen Häuser sind", betont Barreiros. Gemeinsam mit Gesundheitsministerin Monika Bachmann überreichte sie den Transplantationsbeauftragten eine Urkunde für ihr sicher nicht einfaches Engagement.

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Hintergrund Aktuell warten 11 000 Menschen in Deutschland auf eine Organspende. Sie hoffen, mit einem Spenderorgan die Lebensqualität entscheidend zu verbessern oder gar ihr Leben zu retten. Demgegenüber standen im Jahr 2015 insgesamt 609 Organspender, im Saarland waren es acht Spender. Mit einem Aufklärungsfilm, in dem Joko und Klaas die Hauptrollen übernommen haben, wirbt die DSO (deutsche Stiftung für Organspende) für den Organspenderausweis unter dem Motto: "Entscheidend ist nur die Entscheidung." cim dso.de

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