Organspende Die Organspende – ein „heikles Thema“

Saarlouis · Bei einer SZ-Umfrage in Saarlouis zeigt sich: Die meisten finden einen Organspendeausweis wichtig.

 So sieht der Organspendeausweis aus.

So sieht der Organspendeausweis aus.

Foto: BZgA

Nach bundesweiten Erhebungen gibt es in Deutschland deutlich zu wenig Organ-Spender. Die Spendenbereitschaft ist sogar seit Jahren rückläufig. Auch bei einer Umfrage der Saarbrücker Zeitung klingt zuweilen Skepsis durch. Dennoch bekennen sich die meisten Befragten zur Notwendigkeit des Spenderausweises.

„Es ist ein heikles Thema“, meint die Österreicherin Susanne Mahringer in der Saarlouiser Fußgängerzone. Organspenden seien zwar notwendig, aber es müssten „hohe Standards“ gelten, damit Missbrauch verhindert werde. Letztlich sei es eine persönliche Entscheidung, „jeder muss sich damit auseinandersetzen“. Thomas Eggs aus Saarwellingen hat das bislang noch nicht getan, „vielleicht aus Bequemlichkeit“, wie er einräumt. Er sei „für die spanische Lösung“ (Anm. der Redaktion: siehe Hintergrund), will vor allem Missbrauch („Dass Leute mit dem Organ-Handel Geld verdienen“) vermeiden. „Es müsste sauber geregelt werden“, sagt Eggs.

Auch Rolf Pernat aus Roden besitzt keinen Spenderausweis, aber er findet es „grundsätzlich toll, wenn es Leute gibt, die das machen“. Ihm selbst „fällt es schwer, sich mit dem Tod zu befassen“, Patientenverfügung, Testament und alles schiebe er vor sich her, meint der 56-Jährige, räumt aber ein „in meinem Alter sollte man so langsam daran denken“. Seine Frau „denkt da weiter“, sie habe bereits den Spenderausweis. Joachim Birkner (Schwalbach) darf „krankheitsbedingt“ nicht spenden, „ansonsten würde ich es machen“. Er schlägt finanzielle Anreize, etwa die Übernahme der Kosten der Einäscherung für Spender vor, möchte aber vor allem „mehr Aufklärung durch die Ärzte“.

Der 80-jährige Frido Woll (Riegelsberg) kann altersbedingt nicht mehr spenden („Meine Organe taugen dafür nicht mehr“), er sei aber „selbstverständlich dafür“. In seinem Beruf als niedergelassener Arzt habe er Organspenden bei seinen Patienten „stets propagiert“. Ihn habe sehr gewundert, dass „selbst vernünftige Menschen“ oft nicht umzustimmen seien. Warum „es in Deutschland oft nicht fruchtet“, müssten eher Psychologen ergründen. Das habe wohl viel mit „German Angst“, der übertriebenen Ängstlichkeit der Deutschen zu tun.

Mehr als die Hälfte der Befragten jedoch hat den Spenderausweis, oft seit vielen Jahren. Dazu gehört Cathrin Schmitt aus Saarbrücken: „Ich unterstütze das voll und ganz.“ Es sei ein „Super-Gefühl“, anderen zu helfen. „Warum sollte ich es nicht machen?“ Ein wenig „Bammel“ hat sie zwar angesichts von Missbräuchen („Organhandel und Bestechlichkeit von Ärzten“), aber in ihrer Familie sei die Spendenbereitschaft tief verwurzelt. Schon ihr Großvater habe nach dem Tod 2006 seine Netzhaut gespendet. „Meine ganze Familie ist dafür.“

Florence Wendler aus Saarlouis, die seit wenigen Jahren den Ausweis hat, meint ebenfalls: „Das sollte jeder machen.“ Vorher habe sie sich „zu wenig Gedanken gemacht“. Erst als ihr der Ausweis mit Argumenten der Krankenversicherung zugeschickt wurde, sei ihr „bewusst geworden, dass es wichtig ist“. Das Thema müsse daher „noch bekannter gemacht werden“. Spontan bekennt auch Klaus Braun-Meier (Steinrausch): „Ich bin Organspender.“ Der 51-Jährige hat schon vor mehr als drei Jahrzehnten nach einem Vortrag bei der Bundeswehr zu seinen Kameraden gesagt: „Komm, das machen wir.“ Er hat seinen Ausweis „immer dabei, beim Führerschein“. Die jüngere Generation sei „zu wenig aufgeklärt“, daher müsse in den Medien mehr über das Thema berichtet werden.

Seit jeweils zehn Jahren haben Anja Ehringer und Arlen Schmidt (beide Saarlouis) einen Spenderausweis. Schmidt hat sich entschieden, nachdem es „Thema in der Berufsschule war, vorher habe ich mir keine Gedanken gemacht“. Die 46-jährige Ehringer will anderen helfen: „Nach dem Tod brauche ich meine Organe nicht mehr.“ Beide Frauen sprechen sich für eine andere rechtliche Regelung aus. „Die Widerspruchslösung würde viel Unglück lindern“, sagt Anja Ehringer und auch Arlen Schmidt ist ebenfalls für Regelungen wie in den Niederlanden.

 Arlen Schmidt

Arlen Schmidt

Foto: Axel Künkeler
 Cathrin Schmitt

Cathrin Schmitt

Foto: Axel Künkeler
 Florence Wendler

Florence Wendler

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 Frido Woll

Frido Woll

Foto: Axel Künkeler
 Joachim Birkner

Joachim Birkner

Foto: Axel Künkeler
 Klaus Braun-Meier

Klaus Braun-Meier

Foto: Axel Künkeler
 Rolf Pernat

Rolf Pernat

Foto: Axel Künkeler
 Susanne Mahringer

Susanne Mahringer

Foto: Axel Künkeler

Auch Franz Dollak aus Dillingen hat den Ausweis „schon mindestens zehn Jahre“, ebenso seine Frau und seine Tochter. Als langjähriger Blutspender habe er überlegt, „wie kann ich noch helfen“. Desinteresse und Unwissenheit vermutet er als Grund für die sonst so geringe Bereitschaft zur Organspende. „Das Thema wird, wie das Sterben, oft von vielen verdrängt.“ Besitzerin eines Ausweises „seit vier, fünf Jahren“ ist Marion Krüger (Dillingen). Und schon vor zwanzig Jahren habe sie sich als Knochenmark-Spenderin registrieren lassen. Für sie ist es „ganz wichtig, anderen zu helfen“. Das sieht auch Claudia Sittel so, obwohl sie noch keinen Ausweis hat. „Sobald ich wieder zur AOK komme, besorge ich mir einen Ausweis“, verspricht die Frau aus Dillingen: „Ich will mich zur Verfügung stellen.“

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