Turnen Die nächste Generation steht in den Startlöchern

Saarbrücken · Seit einem Jahrzehnt gehört die TG Saar zur Crème de la Crème im deutschen Männerturnen. Basis ist die gute Jugendarbeit.

 Auf einem guten Weg: Die Nachwuchsturner Joshua Maul (l.) und Oliver Maurer bei der deutschen Jugend-Meisterschaft 2017 in Berlin.

Auf einem guten Weg: Die Nachwuchsturner Joshua Maul (l.) und Oliver Maurer bei der deutschen Jugend-Meisterschaft 2017 in Berlin.

Foto: Foto Andrea Steinmetz

Fast täglich greifen Oliver Maurer und Joshua Maul in der Halle 42 der Hermann-Neuberger-Sportschule ins Magnesia-Töpfchen. Sorgfältig bestäuben die Nachwuchsathleten der TG Saar ihre Hände mit einer feinen Kreideschicht, bevor sie an die Geräte gehen. Unter der Regie von Viktor Schweizer und Waldemar Eichorn feilen die 16 Jahre alten Turn-Talente vom SSV Homburg-Erbach und TV Bous danach oft stundenlang an ihren Übungen. Akribisch und beharrlich, so wie es die Trainer erwarten.

Wenige Meter daneben wirbeln ihre Idole um die Reckstange, üben Kraftteile an den Ringen oder drehen Salti am Boden. Auch Luca Ehrmantraut gehört dazu. Es ist noch gar nicht lange her, da schaute auch der 21 Jahre alte Athlet der Bundesliga-Riege an gleicher Stelle noch zu Barren-Olympiasieger Oleg Wernjajew oder den Ex-Nationalturnern Eugen Spiridonov, Waldemar Eichorn und Ivan Bykov auf.

Heute ist er mit ihnen in einem Team. Mit harter Arbeit und starkem Willen schaffte der Mann vom TV Limbach den Sprung aus der Jugend in die TG Saar II, sammelte in der 2. und später 3. Liga Erfahrung und empfahl sich fürs Bundesliga-Team. So wollen es Oliver und Joshua auch machen. Nach starkem Einstand in der zweiten Welle sind sie auf einem guten Weg.

„Ich versuche, mich in unseren Bundesliga-Kader zu turnen. Außerdem peile ich einen Platz im Bundeskader an“, sagt Maurer selbstbewusst. Moral und Willensstärke bewies er auch nach einer schweren Verletzung. In der Qualifikation zu den deutschen Jugendmeisterschaften brach er sich im Frühjahr 2015 Waden- und Schienbein und kämpfte sich zurück. Nach der Zwangspause trainierte er härter denn je – und wurde im Sommer 2017 belohnt. Bei den Titelkämpfen holte er in seiner Altersklasse Bronze am Sprung. „Geil, damit habe ich nicht gerechnet“, verrät der TG-Hoffnungsträger.

Mit der von Eichorn trainierten Nachwuchsriege starteten Maurer und Maul 2017 auch erstmals in der von der Deutschen Turnliga 2016 ins Leben gerufenen Jugendbundesliga. Ihr Team zog ins Finalturnier ein, belegte am Ende in Ludwigsburg Rang fünf.

Das Jugendkonzept der TG Saar geht also auf. Es sieht vor, junge Talente früh in die Bundesliga-Riegen zu integrieren. Hier turnen sie gegen starke Gegner und erfahren, wo sie stehen. „Erfahrungen sammeln“ wird in beiden Perspektiv-Teams großgeschrieben. Für ein Talent ist der direkte Sprung aus der Jugend in eine Top-Mannschaft kaum möglich. In der mit Weltklasse-Turnern gespickten Bundesliga kann jeder Score-Punkt die Meisterschaft entscheiden. Da streiken bei Debütanten oft die Nerven. In den unteren Ligen kann man sich die nötige Wettkampf-Härte holen. Thomas Rumohr-Ebongo (14) und Drittliga-Turner Nicklas Sprengart (18) tun das gerade. Die von Eugen Spiridonov trainierten Turner vom TB St. Johann und TV Limbach sind zwei weitere Kandidaten mit großem Potenzial. Rosige Aussichten für den deutschen Vizemeister. Für Nachschub ist gesorgt.

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