Museen Die Kunst kann kommen

Saarlouis · Das Haus Ludwig für Kunstausstellungen in Saarlouis ist verkauft, die Ludwig Galerie eröffnet am 3. September. Eignet sich die Kaserne VI dafür?

 Gelungen, die erste Ausstellung kann platziert werden (von links): Kulturamtsleiterin Julia Hennings, Bürgermeisterin Marion Jost, und Museumsleiterin Claudia Wiotte-Franz in der neuen Ludwig Galerie in der Kaserne VI in der Altstadt von Saarlouis.

Gelungen, die erste Ausstellung kann platziert werden (von links): Kulturamtsleiterin Julia Hennings, Bürgermeisterin Marion Jost, und Museumsleiterin Claudia Wiotte-Franz in der neuen Ludwig Galerie in der Kaserne VI in der Altstadt von Saarlouis.

Foto: Thomas Seeber

Unvorbereitet zum ersten Mal im Erdgeschoss der Kaserne VI in der Altstadt von Saarlouis. Ungläubiges Staunen, und alle Bedenken sind wie weggeblasen. Das also wird die Ludwig Galerie. So heißt, was sich bisher 100 Meter weiter in einer alten Villa unter dem Namen Museum Haus Ludwig für Kunstausstellungen befand. Platz für Ausstellungen aus dem Netzwerk der Stiftung Irene und Peter Ludwig, lieb gewonnene Behaglichkeit, und regional inspirierte Ausstellungen unter dem Dach. Wie sollte man das nach dem Verkauf der Villa übersetzen in die Kaserne VI? Und wie leben mit dem Frevel, die gerade erst frei gelegte preußischen Sandstein-Architektur der Kaserne VI für Ausstellung wieder zuzustellen? Und woher soll Licht für Bilder und Skulpturen kommen?

Die Leute von Bauabteilung und Kulturamt haben ganze Arbeit geleistet. Ihnen ist gelungen, den ohnehin attraktiven Raum aufzuwerten. Die Kunst kann kommen.

Gelöst wurde die Aufgabe, indem sich die Fachleute nicht etwa für möglichst kleine weiße Ausstellungswände entschieden, sondern für ganz große Flächen. Mit ihnen bilden sie Kojen, die sich plastisch in dem lang gestreckten Raum abheben und in ihrer Flächigkeit den Sandstein kontrastieren. Mitten in den Raum ist ein längs frei stehendes Wandelement gestellt. Alle Elemente können entfernt und umgestellt werden.

Die Fenster können mit speziellen Rollos abgedunkelt werden, ohne dass ein Keller-Gefühl entsteht. Mit größter Raffinesse sind LED-Leuchten installiert, an ihnen hängt letztlich die ganze Wirkung. Und der Raum ließ sich durch Abriss einer Wand um fünf Meter verlängern. Dass die Ludwig Galerie nun wie beiläufig ebenerdig zu betreten ist, tut ein Übriges.

Das Gebäude, die lang gestreckte Altstadt-Kaserne, in der auch die Polizei untergebracht ist, stammt von 1866. Im Erdgeschoss waren preußische Infanteristen untergebracht, wie Stadtplaner Jürgen Baus sagt. Bauamts-Kollege Ralf Hoffmann zeigt zwei Abzugslöcher, die man an der unverputzten Wand bestehen ließ. „Die Soldaten mussten sich in ihrer Unterkunft selbst verpflegen. Das hier sind Kamine eines Herdes.“

Nach 1918 diente das Gebäude als Unterkunft für Deutsche, die aus dem Elsass und aus Lothringen geflohen waren, sagt Baus. Und 1927 zog hier das neu gegründete städtische Museum ein. Es feiert jetzt 90-jähriges Bestehen mit einer kleinen Sonderausstellung. Es ist, sagt Leiter Benedikt Loew, „das älteste städtische Museum im Saarland“.

Nach dem Museum, das unters Dach zog, beherbergte der Raum die Kunststube von Nikolaus Simon, eine Keimzelle der heutigen Künstlergruppe Untere Saar. Auch die zog aus. Die Stadt vermietete den Raum an Möbel Paqué. Als das Geschäft auszog, entdeckte die Stadt das Potenzial für sich selbst.

2009 bis 2011 wurde ein siebenstelliger Betrag, finanziert durch das Konjunkturpaket II des Bundes, in die vor allem energetische Sanierung gesteckt. Die Sandsteinpfeiler wurden freigelegt und steinsichtig belassen. Ein neuer Boden kam rein. Unter der Decke läuft eine komplette Infrastruktur vom Brandschutz bis zu Lautsprechern.

In einem letzten Schritt, für den statt der geplanten 330 000 Euro nur 270 000 Euro gebraucht wurden, wie Hoffmann sagt, wurde der Raum für viele Möglichkeiten ausgerüstet, auch für eine Funktion als Ludwig Galerie. Dazu gehört auch ein Fluchttreppenhaus. Das bedient auch die Etage darüber. Dort war bis zum Umzug ins Theater am Ring die Stadtbibliothek untergebracht. Dieser ebenfalls delikate Raum steht leer, er muss noch komplett saniert werden.

Was dort einzieht, ist offen. Der Stadtrat hat beschlossen, ein Team aus drei externen Fachleuten zu beauftragen, Ideen und Konzepte für die gesamte „Museumsmeile“ zu entwickeln. Die endgültige Nutzung der Räume ist also noch komplett offen. Immerhin gibt es jetzt eine neue Tür, die von der Ludwig Galerie zum Stadtmuseum führt. Bleiben die Fragen, wie das Städtische Museum komplett neu konzipiert wir oder was mit den Flächen vor dem Gebäude geschehen soll. Für die externen Fachleute hat sich der Rat entschieden, weil sie – wie ja auch zuvor die energetische Sanierung – über ein Bundesprogramm zu zwei Dritteln finanziert werden.

Die Ludwig Galerie im Erdgeschoss der alten Kaserne also stellt eigentlich ein Provisorium dar. Ob die Ludwig Galerie im Erdgeschoss bleibt oder vielleicht doch mit dem Museum im großzügigen Dachgeschoss tauscht – wer weiß? Es kann aber sehr gut sein, dass der neue Ludwig-Raum einschlägt und niemand mehr tauschen will – auch wenn die Ausstellungsfläche laut Museumsleiterin Claudia Wiotte-Franz um etwa ein Viertel geschrumpft ist.

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