Die Inklusion beginnt im Kopf

Saarlouis · Beim Gesundheits- und Mobilitätstag informierten sich Menschen mit und ohne Behinderung auf dem Kleinen Markt.

 Miteinander ins Gespräch zu kommen – das war auf dem Kleinen Markt am Samstag für viele Besucher das Ziel. Foto: Carolin Merkel

Miteinander ins Gespräch zu kommen – das war auf dem Kleinen Markt am Samstag für viele Besucher das Ziel. Foto: Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

"Wir werden nicht müde, geben niemals auf, auch wenn uns manche gerne als Nervensägen bezeichnen", erklärte Dunja Fuhrmann, stellvertretende Landesvorsitzende des BSK (Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V.) am Samstagvormittag nach der Eröffnung des Saarlouiser Gesundheits- und Mobilitätstags auf dem Kleinen Markt. Der fand inzwischen zum dritten Mal statt und bot ein umfangreiches Informationsangebot für Menschen mit und ohne Behinderungen, richtete sich zugleich mit vielen Tipps an die ältere Generation.

"Die Menschen sind nicht behindert, sie werden behindert. Daher müssen wir lernen, miteinander durchs Leben zu gehen", erklärte die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann, Schirmherrin der Veranstaltung. Sie hatte sich etwas Zeit mitgebracht, kam mit einigen Besuchern ins Gespräch. Darunter auch Christa Rupp, seit Januar Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen. Sie betonte, dass noch immer viel zu tun sei. "Vor allem gibt es immer noch zu viele Barrieren in den Köpfen der Menschen und zu viele Hindernisse. Wir müssen weiterhin intensiv an der Inklusion arbeiten", erklärte sie. Sie sieht in der Veranstaltung eine große Chance.

Rupp besuchte die Stände zusammen mit Silvia Heib, stellvertretende Landesvorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Von Heib gab es wenig Lob für die Stadt Saarlouis. Denn gerade auf der Veranstaltungsfläche, dem Kleinen Markt, sagte sie, haben es Sehbehinderte und Blinde sehr schwer, sich zurechtzufinden. "Es fehlen jegliche Leitstreifen", sagte sie. Große Probleme macht ihr die Ampelanalage Lisdorfer Straße - und das, wie sie betont seit 22 Jahren. "Es gibt kein akustisches Signal für Blinde, daher schaffe ich es nicht, allein die Straße zu überqueren", erklärte sie. Dunja Fuhrmann erzählte in diesem Zusammenhang von einer Ampel mit Signal, die aus Kostengründen abgebaut worden sei. "Das darf einfach nicht sein. Das saarländische Behindertengleichstellungsgesetz wurde im Jahr 2003 verabschiedet, die Regierung hat sich darauf verständigt, dass im Jahr 2014 alle öffentlichen Gebäude barrierefrei sind. Da wurde einfach sehr viel verschlafen", machte sie ihrem Ärger Luft.

Den teilte sie mit vielen Rollstuhlfahrern, die am Samstag auf den Kleinen Markt gekommen waren. Sehr sicher überwand Christoph Becker vom BSK den Rollstuhlparcours, zeigte, wie man Stufen und sogar Steine überwinden kann. "Ich war von einem auf den anderen Tag auf den Rollstuhl angewiesen, bekam eine kleine Einweisung, das war's. Alles andere habe ich mir selbst erarbeitet, bin dabei auch mal auf die Nase geflogen", erzählte er. Selbstständigkeit, betonte Yannick Schneider von der Firma RINK Rehatechnik, ist natürlich auch den Menschen mit Behinderungen wichtig. Er selbst setzte sich Samstag in den Rollstuhl und probierte sich an den Hindernissen. "Das sollte jeder Gesunde mal gemacht haben, damit er weiß, wie schnell schon eine kleine Kante zum unüberwindbaren Hindernis werden kann."

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