Die Biber kehren zurück
Rehlingen. "Und da rutscht er mit seinem dicken Hintern runter." Auf eine breite Bahn feuchten Lehms, die sich zum Wasser hinunter windet, weist Ulrich Leyhe hin, Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe Saarlouis. An dünnen Bäumchen halten wir uns fest auf dem Weg die steile Böschung hinab. Dann bleibt Leyhe vor einem fast zwei Meter hohen Holzhaufen stehen
Rehlingen. "Und da rutscht er mit seinem dicken Hintern runter." Auf eine breite Bahn feuchten Lehms, die sich zum Wasser hinunter windet, weist Ulrich Leyhe hin, Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe Saarlouis. An dünnen Bäumchen halten wir uns fest auf dem Weg die steile Böschung hinab. Dann bleibt Leyhe vor einem fast zwei Meter hohen Holzhaufen stehen. Wie Mikadostäbe sind lange dünne Baumstämme angehäuft, sorgfältig abgedichtet mit Sand und Lehm. Das Ganze ist grob geschätzt bis zu acht Meter lang und um die fünf Meter breit. Etwa sechs Kubikmeter Material nimmt Leyhe für das Bauwerk an. Es bilde eine Burg für acht bis neun Biber. Der Eingang liege unter Wasser, im Innern lebe ein Biber-Paar mit seinem Nachwuchs.Das Bauwerk befindet sich in einem Gebiet, das die Firma Hector rein rechtlich verfüllen könnte, erklärt Leyhe. Inzwischen habe sich dort ein kleines Naturparadies entwickelt. Hier lebe auch eine der größten Populationen ungiftiger Schlingnattern. "Man muss das einfach der Firma Hector zugute halten."
Eine große Portion Lob gibt es auch für den Landesbetrieb für Straßenbau, LfS, und den Angelsportverein Rehlingen unter dem Vorsitzenden Uwe Leinen. Deren Toleranz und Mithilfe trage dazu bei, dass der lange aus dem Saarland verschwundene Biber wieder heimisch werden könne.
Vor einem Jahr hatten Leyhe und Nabu-Kollege Michael Grittmann die Biber links der Saar aufgespürt. Eine erste Burg lag an einem Saar-Altarm bei Rehlingen. Die bestand aus zwei Kubikmetern Holz. Als "im Saartal bislang einmalig" stuften Leyhe und Grittmann deren Ausmaße ein.
Deutlich mehr Eindruck macht die neue Burg westlich der A 8. Die ansässige Biberfamilie gestaltet auch deutlicher die Landschaft. Dieser neue Lebensraum führe zu mehr Flachwasserzonen, in denen sich Lurche, Frösche und andere Amphibien tummelten. Wo Wasser abfließt, fängt der Biber an, es zu stauen. "Das liegt in seiner Natur", sagt Leyhe. "Aber das macht er auch, wo es nicht gut für ihn ist." So stecken Äste in einem Rohr, das 40 Meter unter der A 8 hindurchführt.
Diese Verbindung in Richtung Saar besteht seit 2010. Vorher überquerten die Tiere die Fahrbahn, was drei tote Biber forderte. Mit einem rund 2,5 Kilometer langen Zaun beiderseits der A 8 wird der Biber inzwischen zu dem sicheren Rohr geleitet.
Auf einen Blick
Biber waren rund 150 Jahre aus dem Saarland verschwunden. 1994 wurden die ersten Tiere an der Ill angesiedelt, weitere folgten, darunter 1996 an der Bist bei Überherrn und 1998 im Oberlauf der Prims. Diese so genannten Elbe-Biber sind inzwischen über die Nied auch bis in die Gegend von Metz gelangt. Dort wird eine Durchmischung mit dem ansässigen Rhone-Biber erwartet. az