Der letzte Akt kommt zuerst: Saarlouiser Stadtschreiber Alfred Gulden und sein Saarlouis-Roman

Saarlouis · Zwei Jahre, bis Ende 2015, war Alfred Gulden der Stadtschreiber von Saarlouis. Sein Saarlouis-Roman ist im Werden. Der letzte Akt kommt als eigenständiges Theaterstück auf die Bühne, Titel: Silberherz.

 Alfred Gulden Foto: Th. Seeber

Alfred Gulden Foto: Th. Seeber

Foto: Th. Seeber

Zwei Jahre lang, bis Ende 2015, war Alfred Gulden Stadtschreiber von Saarlouis . Ganz offiziell, mit Werkvertrag. Wie jeder Stadtschreiber soll auch Gulden seinem Auftraggeber ein literarisches Zeugnis hinterlassen. Das wird ein Roman sein, Saarlouis als eine Art Wachtraum. Das kommt noch. Das Geld für den Werkvertrag stammt aus dem städtischen Etat zur Förderung regionaler Buchkultur. 24 000 Euro zahlte die Stadt nach eigenen Angaben für den Auftrag. Warum wurde es Gulden? Ein anerkannter Schriftsteller zu sein, der in Roden, also im Stadtgebiet, geboren wurde, das reicht dazu nicht.

Gulden, 72, hat Heimat, vor allem seine Heimat, in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt. Der Autor lebt mit seiner Frau Karin in Wallerfangen wie in München, das ermöglicht es dem Schriftsteller, seine heimatliche Nähe immer auch aus der Ferne zu betrachten. Dem Wechsel von nah und fern verdankt Guldens Werk, dass es nicht unversehens zur Saarlouistümelei wurde. Das ist ihm auch klar. "Schätzen heißt ja nicht blind verehren."

Eine andere Antwort auf die Frage: Warum Gulden? konnte man in den vergangenen beiden Jahren leicht finden. Wann immer die Stadt und ihre Volkshochschule einluden, einen der Filme Guldens zu sehen, genauer: noch mal zu sehen, war der Saal voll. Gulden findet wirklich Resonanz in der Saarlouiser Bürgerschaft.

Ein anderer Grund: Zur 300. Wiederkehr des Gründungsjahres von Saarlouis 1980 hatte Gulden ein Theaterstück geschrieben, Saarlouis 300, eine historische Revue in 39 Bildern. Große Resonanz, natürlich, und, wie Gulden erklärt: "Es war das einzige Theaterstück, das je eigens für das Theater am Ring geschrieben und dort aufgeführt wurde."

2015, da wurde Saarlouis 335 Jahre alt, hätte das wieder so sein sollen: Früh entschied sich Gulden, das letzte Kapitel des Saarlouis-Romans so zu gestalten, dass es eigenständig als Inszenierung im Theater am Ring aufgeführt werden kann. 2015 aber wurde daraus noch nichts, weil das Theater noch nicht wieder eröffnet wurde. Jetzt soll die Aufführung im November 2016 kommen.

Das ihm angebotene Stadtschreiber-Büro hat Gulden nicht wirklich genutzt, aber den Roman hat er voran gebracht in den beiden Jahren.

Der Roman grob umrissen: Ein Schriftsteller recherchiert für einen Roman über Saarlouis , forscht nach bestimmten Personen. Dann fällt er durch ein Unglück ins Koma und erlebt alle diese Personen, indem er sich mit ihnen identifiziert. Die ganze Saarlouiser Stadtgeschichte, die große wie die ganz kleine, geht durch diesen Wachtraum und kommt zu Gehör: Verändert und doch mit sich identisch. "Es ist alles da, ich habe nichts erfunden", sagt Gulden, wie so oft, dazu. Nur: Hier geht eben alles durch den Gärprozess und ergibt ein neues Bild.

Der Roman ist noch auf dem Weg, er wird nicht vor 2017 erscheinen. Der letzte Akt, das Theaterstück, das vermutlich im November auf die Bühne kommt, wird "Silberherz" heißen. Inspiriert vom Namen einer der ältesten Straßen in Saarlouis , der Silberherzstraße. Gulden: "Mir hat noch keiner erklären können, woher die Straße ihren Namen hat."

"Silberherz" wird eine Art Sprechoper. Alle Lebewesen, die darin vorkommen, haben Stimmen, auch Platanen und Tiere. 110 Menschen meldeten sich auf Guldens Aufruf, da mitzumachen. 70 sind noch da, sie formt Gulden derzeit zu einer Art Sprechchor. Ein kuschliger Heimatroman kommt da garantiert nicht auf die Bühne, und man muss das Blitzen in Guldens Augen sehen, wenn er sagt: "Man wird immer wiedererkennen, aber nicht immer wissen was."

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