Der lange Weg zum Frieden in Europa

Saarlouis · Ein historisches Zeugnis mit einem bemerkenswerten Satz ist die „Friedensbotschaft von Fiquelmont“. Sie bildete am Mittwochabend den Kern einer multimedialen Dokumentation zum langwierigen Friedensprozess in Europa.

 Deutsche Husaren waren 1916 im französischen Fiquelmont bei Verdun stationiert; sechs von ihnen verfassten eine Botschaft in der Hoffnung auf ein geeintes Europa, stellte der Politologe Ingo Espenschied in einer lehrreichen Dokumentation dar. Foto: Johannes A. Bodwing

Deutsche Husaren waren 1916 im französischen Fiquelmont bei Verdun stationiert; sechs von ihnen verfassten eine Botschaft in der Hoffnung auf ein geeintes Europa, stellte der Politologe Ingo Espenschied in einer lehrreichen Dokumentation dar. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

"Von den kleinen Fenstern aus sehen wir Tag für Tag die Schlachtfelder . . . Und wir hofften auf Frieden, aber der Friede kam nicht." So schilderten im Juli 1916 deutsche Husaren ihre Situation bei Verdun. Zwischen Januar 1915 und Juli 1916 waren die Männer in Fiquelmont stationiert, einer Ansammlung von ein paar Stallungen und Wohngebäuden. Von dort aus marschierten sie immer wieder in die rund 17 Kilometer entfernt liegenden Schützengräben vor der Stadt Verdun. Sechs dieser Soldaten hinterließen am 17. Juli 1916 eine Botschaft, die erst 65 Jahre später wiedergefunden wurde.

Karten, Fotos, Dokumente

Diese Geschichte stellte der Politologe und Journalist Ingo Espenschied am Mittwochabend an den Beginn seiner Dokumentation "Europa und der Erste Weltkrieg. Die Friedensbotschaft von Fiquelmont". Mit ihr verdeutlichte er vor rund 50 Zuhörern im Familien- und Jugendzentrum Saarlouis den langen Weg zum Frieden in Europa.

Wie in einer lehrreichen Fernseh-Doku wechselte Espenschied zwischen Karten, alten Fotos und Tondokumenten. Dazu lieferte er die wesentlichen Stationen, Konfliktursachen und Hintergründe seit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Und immer wieder spielte der Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich eine wichtige Rolle. Bis 1945 standen sich die Menschen beider Länder in drei Kriegen gegenüber, davon waren zwei Weltkriege.

Erstaunlich dann, dass schon 1951 die Montanunion gegründet wurde, mit Deutschland als gleichberechtigtem Partner. Und 1963 unterzeichneten der französische Staatspräsident Charles de Gaulle sowie Bundeskanzler Konrad Adenauer den "Elysée-Vertrag" als Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft.

Friede in Mitteleuropa sei seit fast 70 Jahren Realität, berichtete Ingo Espenschied. Aber für die in Fiquelmont stationierten Husaren war es eine ferne Utopie. Ihren Text fand 1981 der Landwirt Ferand Boulanger auf dem Dachboden seines Bauernhauses in Fiquelmont. Eine Patrone und ein Blatt Papier steckten in einem alten Schnapsfläschchen. Nachdem die alte Sütterlinschrift entziffert war, fiel ein bemerkenswerter Satz auf: "Utopie und mögliches Eden ist ein geeintes Europa." Das schrieb der Husar Karl Wahl am 17. Juli 1916. Darunter stehen Unterschriften von fünf Kameraden.

Akten wurden vernichtet

Das Schicksal der sechs Soldaten lasse sich heute nicht mehr komplett klären, erzählte Ingo Espenschied. Denn bei Kriegsende im Jahr 1945 in Potsdam wurden die Akten vernichtet. Die Husaren seien im Juli 1916 in die Vogesen zum Hilsenfirst nahe Mühlhausen verlegt worden. Rund zehn Kilometer südlich liegt der im Ersten Weltkrieg hart umkämpfte Hartmannsweilerkopf.

Dort trafen sich auch im August 2014 Staatspräsident François Hollande und Bundespräsident Joachim Gauck zum Gedenken an die Opfer. Dabei erwähnte Hollande in seiner Rede ausdrücklich die "Friedensbotschaft von Fiquelmont".

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