Der Künstler bleibt unentdeckt

Dillingen. Zwei Mal pro Jahr, unter anderem am Dreikönigstag am 6. Januar, wird das Triptychon im Dillinger Saardom öffentlich ausgestellt. Das dreiteilige Gemälde, das Szenen aus der Weihnachtsgeschichte darstellt, wird von Experten auf die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert. Was fehlt, ist der Künstler selbst

 Das Dillinger Triptychon - ein Ölgemälde aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Foto: rup

Das Dillinger Triptychon - ein Ölgemälde aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Foto: rup

Dillingen. Zwei Mal pro Jahr, unter anderem am Dreikönigstag am 6. Januar, wird das Triptychon im Dillinger Saardom öffentlich ausgestellt. Das dreiteilige Gemälde, das Szenen aus der Weihnachtsgeschichte darstellt, wird von Experten auf die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert. Was fehlt, ist der Künstler selbst. Unter Kunstkennern ist es unumstritten, dass es sich um einen Vertreter der altniederländischen Malerei handelt, mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Antwerpener Schule.Allerdings, und auch das ist mittlerweile kaum noch angezweifelt, kann das Gemälde nicht mehr dem holländischen Maler Lucas van Leyden (1494 bis 1533) zugeordnet werden. Stilistische Vergleiche lassen eher auf einen Maler aus dem Umkreis des flämischen Künstlers Pieter Coecke van Aelst (1502 bis 1550 schließen)

"Van Leyden legte in seinen Bildern und Stichen großen Wert auf Menschendarstellungen im Stil der italienischen Renaissance", erklärt Wolfgang Birk, Beauftragter für Museumspädagogik im Landesinstitut für Pädagogik und Medien in Saarbrücken. Der 51-Jährige Dillinger hat sich lange mit den Malern der Antwerpener Schule befasst und ging vor einigen Jahren der Frage nach der Herkunft des Dillinger Triptychons nach. "Die Menschendarstellungen spielen bei dem Dillinger Künstler aber nur eine untergeordnete Rolle." Vielmehr sei die Darstellung der Landschaft das Entscheidende. Der Hintergrund kann im Übrigen wegen wechselnder Perspektiven und einer gefühlvollen Naturdarstellung Antwerpen zugeordnet werden. Van Leyden legt jedoch kaum Wert auf seine Landschaftsdarstellung, so dass er als Urheber auch deshalb kaum in Frage kommt.

Unterstützung erfährt Birk bei seinen Beobachtungen von Dr. Didier Martens von der Freien Universität Brüssel. Der Experte für altniederländische Kunst bestätigte, dass "dieses Werk mit Lukas van Leyden überhaupt nichts zu tun" hat. Es könne jedoch mit Coecke in Verbindung gebracht werden, auch wenn es nicht ihm direkt oder seiner Werkstatt zugeschrieben werden könne. Typisch für Coecke sind laut Birk meist aufwändig verzierte Säulen, die sich aber im Dillinger Werk nicht finden. Für Coecke sprechen jedoch die Ähnlichkeiten bei Accessoires wie Pokale und Szepter. Ungewöhnlich ist der Helm Caspars.

Doch wie kam es überhaupt dazu, van Leyden als Urheber des Werkes zu vermuten? Es fehlten wohl die Vergleichsmöglichkeiten. "Das liegt wohl daran, dass Altniederländer erstmals 1902 ausgestellt wurden", sagt Birk. "Van Leydens Werk 'Verkündigung' hat Ähnlichkeiten mit dem linken Flügel des Dillinger Triptychons, auch was die Haltung Marias angeht." Der Engel bei van Leyden sei jedoch Engeln bei Grünewald entlehnt, zu erkennen an den Haaren und an Farbverläufen. Im Dillinger Triptychon wird die Verkündigung von Pieter Coecke aus dem Prado-Triptychon zitiert. Die kannte man bei der Leyden-Zuschreibung wohl nicht.

 WolfgangBirk

WolfgangBirk

 Ein Triptychon von Pieter Coecke: Typisch sind für diesen Maler die Säulen, die Pokale ähneln denen aus Dillingen. Fotos: Birk

Ein Triptychon von Pieter Coecke: Typisch sind für diesen Maler die Säulen, die Pokale ähneln denen aus Dillingen. Fotos: Birk

 Ein Werk von Lucas van Leyden, der "Tanz um das goldene Kalb". Auffallend ist bei Leyden die genaue Darstellung der Figuren.

Ein Werk von Lucas van Leyden, der "Tanz um das goldene Kalb". Auffallend ist bei Leyden die genaue Darstellung der Figuren.

Interessant sei auch, wie das Werk nach Dillingen gekommen ist. Birk vermutet, dass es im Zuge des 80-Jährigen Krieges (1568-1648) ins Saarland kam. Es gab zahlreiche Privatleute, aber auch Künstler, die damals ihr Land verließen und in Deutschland und Italien eine neue Heimat fanden. Foto: spr

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