Das Ziel heißt "Inklusion"

Dillingen. Besuch unter besonderen Vorzeichen bei der Polizei: Eine Delegation von Mitarbeitern der Awo-Werkstätten des Verbundes für Integration und Bildung (VIB) überreichte Inspektionsleiter Klaus Ney einen Packen Fragebögen mit der Bitte, diese von seinen Beamten ausfüllen zu lassen

 Bei der Übergabe der Fragebögen an den Dillinger Polizeichef Klaus Ney (rechts): Nelly Kassel, Gabi Kohn, Roman Becker, Daniel Kibilka und Michael Bommersbach (von links). Foto: SZ/Awo

Bei der Übergabe der Fragebögen an den Dillinger Polizeichef Klaus Ney (rechts): Nelly Kassel, Gabi Kohn, Roman Becker, Daniel Kibilka und Michael Bommersbach (von links). Foto: SZ/Awo

Dillingen. Besuch unter besonderen Vorzeichen bei der Polizei: Eine Delegation von Mitarbeitern der Awo-Werkstätten des Verbundes für Integration und Bildung (VIB) überreichte Inspektionsleiter Klaus Ney einen Packen Fragebögen mit der Bitte, diese von seinen Beamten ausfüllen zu lassen. Die Aktion soll Aufschluss darüber geben, wie Menschen mit Behinderungen in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.Die Fragebogenaktion ist Teil des breit angelegten Projekts "Inklusiv leben - Wege zur Inklusion im sozialen Raum für Menschen mit geistiger Behinderung", die von der Arbeiterwohlfahrt an insgesamt vier Standorten in Deutschland durchgeführt wird. In Dillingen werden hierzu neben öffentlichen Stellen auch Firmen mit Bürgerkontakten um Antworten gebeten. Die Teilnahme erfolgt anonym und alle Antworten werden streng vertraulich behandelt. Ausgewertet werden die Fragebögen von der Berliner Firma GOS, Gesellschaft für Organisationsberatung und Sozialplanung.

Der Blickwinkel ist neu. Waren es bisher mitunter die behinderten Menschen selbst, die mit Blick auf ihr Handicap den öffentlichen Raum kritisch unter die Lupe nahmen, so soll nun durch die Fragebogenaktion festgestellt werden, ob und wie Menschen, die viel Kontakt mit der Bevölkerung haben - beispielsweise Polizisten, Busfahrer oder Verwaltungsmitarbeiter - Behinderte überhaupt wahrnehmen. Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und wird durch die "Aktion Mensch" gefördert.

"Barrieren, die sich für Körperbehinderte auftun, sind relativ leicht zu erkennen. Die Barrieren, mit denen geistig behinderte Menschen zu kämpfen haben, sind viel versteckter", erläuterte Projektleiterin Angelika Schallenberg. Das völlig Neue an diesem Projekt sei, dass die Behinderten sich und ihre Schwierigkeiten selbst transparent machten, und nicht eine reine Bewertung von Alltagssituationen durch Nichtbehinderte erfolge.

Für Nelly Kassel, Gabi Kohn, Daniel Kibilka, Michael Bommersbacher und Roman Becker war der Besuch bei der Dillinger Polizei auch sonst etwas Besonderes. So hatten sie dann auch viele Fragen an Klaus Ney, der sich eine Extrastunde Zeit für die Gäste genommen hatte. Wie das mit dem Schichtdienst sei, wollten die Werkstattmitarbeiter beispielsweise wissen. "Wir arbeiten in drei Schichten rund um die Uhr, so dass immer jemand da ist", erläuterte Ney. Eine Frage die Gabi Kohn auf der Seele lag: "Wenn einer etwas angestellt hat, wie ist das? Wird er dann auch hier einem Untersuchungsrichter vorgeführt?", wollte sie wissen. Da müsse derjenige aber schon etwas Schlimmes angestellt haben, antwortete Ney, und erläuterte seinen Gästen die unterschiedlichen Aufgaben von Polizei und Justiz.

Übrigens: Der alltägliche Kontakt zu den Werkstattmitarbeitern verläuft in der Regel problemlos, stellte Ney fest. Nicht zuletzt auch dank des guten Kontakts zur Awo und dem VIB vor Ort. "Es gibt bei uns auch spezielle Seminarprogramme, so etwa zum Umgang mit psychisch Kranken. Diese Angebote werden von den Kollegen auch gerne genutzt", erläuterte Ney. red

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