Das Wunder um die beiden Schwestern

Fraulautern · Vom „Wunder von Fraulautern“ zur selig gesprochenen Blandine Merten. Diesen Bogen spannte Guido Fontaine bei einem Vortrag im historischen Torbogen Soubise von Fraulautern.

Was ist eigentlich ein Wunder? Diese Frage liegt den Betrachtungen von Guido Fontaine zugrunde, der am Donnerstagabend über "Das Wunder von Fraulautern" informierte. Auf die Spur zu diesem Ereignis von 1844 führten Unterlagen aus dem örtlichen Pfarrhaus. Darunter befand sich auch ein Büchlein mit Angaben des Bistums Trier über Wunder im Rahmen der Heilig-Rock-Wallfahrt nach Trier.

Laut Fontaines Recherche ging es damals um zwei Töchter der Familie des Ackerers Anton Winter und seiner Frau Catharina. "Die wohnten an einem Bahnübergang nahe der späteren Poser", berichtete der erste Vorsitzende des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Saarlouis-Fraulautern.

Neun Kinder waren es, von denen drei gestorben waren, das letzte wenige Monate vor der Wallfahrt. Die Töchter, um die es geht, hießen beide Catharina. Eine geboren 1839, die andere 1841. "Sie hatten eine Krankheit, die man als ewigen Erbgrind bezeichnete. Die galt damals als unheilbar." Dabei handelt es sich um Erreger, die tief in die Haarfollikel eindringen.

Für die beiden Mädchen war es eine unselige Situation mit verklebten Haaren und eitrigen Pusteln an der Kopfhaut. Eines habe sogar eine eigroße Verdickung über dem Ohr gehabt. Unter den Eiterkrusten und an den Haaren habe es auch viel Ungeziefer gegeben. Als letzten Ausweg aus dieser belastenden Situation entschloss sich die Mutter zur Wallfahrt nach Trier. Das Tuch, mit dem Catharina den Heiligen Rock berühren lassen wollte, vergaß sie jedoch. Kurzerhand riss sie ein Halstuch in zwei Teile, mit dem früher das Dekolleté verhüllt wurde. Zuhause band sie ihren Töchtern je eine Hälfte des Tuches um die Köpfe. Als man es nach zwei Tagen wieder abnahm, "waren die Haare weg", sagte Fontaine, "und die eitrigen Stellen". Als weitere Besonderheit änderte sich laut Fontaine später die Haarfarbe. Die nachwachsenden Haar waren blond, statt wie vormals braun.

"Die Quellen schweigen da", sagte Fontaine zu Reaktionen in Ort und Umfeld. "Es ist nicht mehr thematisiert worden, auch nicht in der Pfarrchronik von Fraulautern." "Der Vormärz hat es vielleicht verdrängt", überlegte Fontaine. Das waren die politischen Unruhen im Vorfeld der Deutschen Revolution 1848/49.

Es gab auch erheblichen Widerstand des Deutschkatholizismus gegen die 18 vom Bistum anerkannten Wunder der Wallfahrt.

Wie kommt nun Schwester Blandine ins Spiel? Einmal durch die Unterlagen über Wunder, die vom Bistum Trier für ihre Seligsprechung im Jahre 1987 genutzt wurden. Des Weiteren war Blandine 1883 als Maria Magdalena Merten in Düppenweiler geboren. Als Tochter der älteren Catharina aus Fraulautern. Auf 40 DIN-A-4-Seiten hat Guido Fontaine nicht nur das "Wunder von Fraulautern" dargestellt. Er umreißt auch den Ursprung der Heilig-Rock-Wallfahrten sowie die historischen Rahmenbedingungen.

Das Heft zum "Wunder von Fraulautern" gibt es für neun Euro bei Mitgliedern des Vereins sowie im Fahrradhaus Robert Schwarz und in der Gaststätte Carat in Fraulautern.

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