Museums-Serie „Das beste Museum auf der ganzen Welt“

Alt-Saarbrücken · Kleine wie große Besucher sind begeistert von dem, was ihnen im Historischen Museum am Schlossplatz geboten wird.

 Blick ins Treppenhaus des Historischen Museums.

Blick ins Treppenhaus des Historischen Museums.

Foto: Iris Maria Maurer

Auf der Fassade des Historischen Museums Saar zum Schlossplatz hin prangt seit kurzer Zeit großformatig der in Kinderschrift verfasste Spruch: „Es war super gut. Das ist das beste Museum auf der ganzen Welt.“ Darunter wird erläutert, dass Marine am 7. Januar diesen Eintrag im Besucherbuch hinterlassen hat, inklusive Rechtschreibfehler und Herzchen.

Und tatsächlich hat sich in den letzten Monaten im Historischen Museum Saar viel getan. So ist der Eingangsbereich für Besucher neu gestaltet worden, der jetzt offener und freundlicher die Gäste begrüßt. Für Schulklassen gibt es einen neuen Aufenthaltsbereich mit gesonderten Abstellmöglichkeiten. Außerdem wurde eine neue Klimaanlage eingebaut.

Neu sind auch die EDV-Anlage mit Inventarisierungssoftware und der Museumsbus, der Schüler aus entfernteren Teilen des Saarlandes abholt und wieder zurückbringt. Demnächst kommt noch eine neue Beleuchtung der unterirdischen Burganlage hinzu.

All diese Veränderungen gehen auf den neuen Direktor des Historischen Museums zurück, auf Simon Matzerath. Seit Oktober 2016 leitet er das Haus und brachte viele neuen Ideen mit. Matzerath stammt aus der Nähe von Mönchengladbach, studierte in Köln, Bonn, Tübingen und Paris Archäologie und Geschichte. Seine Themen und Veröffentlichungen reichen von der Eiszeit bis in die Gegenwart.

Er nahm als Archäologe an vielen Ausgrabungen teil. Bevor er nach Saarbrücken kam, arbeitete er an den Museen Jülich, Bonn und Detmold. Auf die Frage, wie denn im Herbst 2016 sein erster Eindruck vom Historischen Museum war, antwortet er überraschend ehrlich: „Verstaubt.“ Und nach einer kleinen Pause ergänzt er: „Ich hätte das Museum fast verlassen, ohne die Burganlage gesehen zu haben. Die Schiebetür öffnete sich nicht.“

So verlief sein erster Besuch des Museums am Abend vor dem Bewerbungsgespräch. „Aber ich habe auch direkt das enorme Potenzial des Museums erkannt. Denn wo hat man schon ein Museum direkt an den Originalschauplätzen?“, schwärmt Matzerath.

Die Gestapozelle auf der einen Seite und die unterirdische Burg­anlage auf der anderen Seite seien eine einzigartige Kombination. Und so kniete sich Matzerath, nachdem er der neue Direktor des Museums wurde, voll rein. Das sieht man auch seinem Büro an: Überall türmen sich Bücher, Kataloge und Unterlagen.

„Das sind die Vorbereitungen für die nächste Ausstellung ‚Steinerne Macht. Burgen, Festungen, Schlösser in Lothringen, Luxemburg und im Saarland’, die am 17. November eröffnet wird“, erklärt er. Es soll die größte Ausstellung werden, die je im Historischen Museum Saar gezeigt wurde. Auf drei Etagen werden Exponate des Museums, ergänzt um diverse Leihgaben, präsentiert. Die Ausstellung wird sogar bis in die Kasematten führen. Dazu wird derzeit auch eine fotorealistische Darstellung der Burganlage aus der Zeit um das Jahr 1470 erstellt.

Neben der Vorbereitung der Ausstellung wurden aber auch die archäologischen Funde aus den Grabungen am Schlossfelsen seit den 1930er-Jahren nochmal gesichtet, dabei wurden auch alle Steinmetzzeichen aufgenommen und erforscht. „Wir haben viele Details zur alten Burg gefunden, man muss die Burggeschichte wohl umschreiben“, macht er neugierig. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit werden im Katalog zur Ausstellung zu finden sein.

Viel von dieser Forschungsarbeit erledigten Matzerath und sein Team nebenbei, oft sogar in der Freizeit. Da das Museum nur mit 7,5 Ganztagsstellen ausgestattet ist, man aber die Funktion eines Landesmuseums ausübt, müsse viel nebenher erledigt werden.

„Während wir eine Ausstellungsfläche von 2700 Quadratmetern haben, und damit national ganz gut aufgestellt sind, liegen wir beim Personal und der finanziellen Ausstattung eher ganz hinten“, berichtet der Museumsleiter.

Trotzdem ist es dem Museum gelungen, im Jahr 2017 die Besucherzahl und die Einnahmen um jeweils mehr als 23 Prozent zu steigern. „Wir hatten allein 308 Schulklassen und Kindergartengruppen im letzten Jahr hier im Museum“, ergänzt er stolz. Auch habe man in diesem Jahr bereits 18 000 Besucher empfangen können – bis Ende Mai. Das lag auch an der Ausstellung „Prominente. Menschen aus dem Saarland“. Seit diese Ausstellung beendet ist, kann man sie auf der Webseite des Museums in einer 360-Grad-Ansicht nacherleben.

„Und mit der ‚Saar Wars’-Präsentation haben wir zu 80 Prozent ein neues Publikum angelockt“, ergänzt er. Da stellt sich die Frage: Ist Matzerath zufrieden mit dem Museum? „Wir haben ein besonderes Museum mit viel Potenzial. Es ist das einzige in Europa mit einer unterirdischen Burg. Dann haben wir die drittgrößte Ausstellungsfläche zum Ersten Weltkrieg, sind das einzige Museum zur saarländischen Landesgeschichte und verfügen mit der Gestapo-Zelle über einen ganz wichtigen Erinnerungsort“, erklärt er.

Aber auf der anderen Seite stehe das sehr niedrige, finanzielle Budget. „Um zukunftstauglich zu sein, stehen wir vor großen Herausforderungen.“ So muss der Auftritt des Museums im Internet dringend überarbeitet werden. „Das ist bisher mein größter Fehler“, gesteht er.

Und man arbeite an weiteren Projekten. So werden Führungen mit Schauspielern erarbeitet. Im Sommer wird ein Lesesaal mit Literatur zur Saargeschichte eingerichtet, der Eingang zur Dauerausstellung wird neu konzipiert. Langeweile kommt für Matzerath partout nicht auf. Denn in seiner Freizeit ist er noch Projektleiter des „Niederbayerischen Archäologiemuseums Landau/Isar“, das im Sommer 2019 eröffnet wird, und pendelt zwischen Niederrhein, Belgien, Luxemburg und dem Saarland.

 Der Kinderspruch über dem Museumseingang.

Der Kinderspruch über dem Museumseingang.

Foto: Iris Maria Maurer
 Die Kasematten der einstigen Saarbrücker Burg sind Teil des Museums.

Die Kasematten der einstigen Saarbrücker Burg sind Teil des Museums.

Foto: Iris Maria Maurer
  Simon Matzerath 

Simon Matzerath 

Foto: Iris Maria Maurer

Daher wäre es spannend, zu wissen, was dieser Museumsleiter sich wünschen würde, wenn er drei Wünsche frei hätte. Überraschenderweise steht auf Platz eins nicht der Wunsch nach besserer finanzieller Ausstattung seines Museums. „Ich wünschte mir eine Vereinigung der Museen am Schlossplatz, um eine saarländische Landesgeschichte, von der Urgeschichte bis heute, zeigen zu können. Diese Geschichte aus einer Hand zu gestalten, das wäre ein Wunsch. Und dann, dass das enorme Potential des Historischen Museums wahrgenommen wird.“ Und der dritte Wunsch? „Das wäre, dass sich die saarländische Kultur gemeinsam profiliert und nach außen präsentiert.“ An einer verstärkten Kooperation der Museen am Schlossplatz wird weiter gearbeitet. So wurde unter anderem gerade ein Imagefilm zum Kulturangebot auf dem Schlossfelsen veröffentlicht.

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