„Da hängen Existenzen dran“

Kreis Saarlouis · Für die Landwirte im Kreis hat das trockene Wetter dramatische Folgen. Theresia Croon vom Bauernverband Saar befürchtet weniger Ertrag bei Getreide, bei Kartoffeln und Grünschnitt teils Komplettausfälle.

 Die Getreide-Ernte hat begonnen: Wie hier auf dem Gau bei Bedersdorf sind die Mähdrescher bis spät in die Nacht im Einsatz. Foto: Rolf Ruppenthal

Die Getreide-Ernte hat begonnen: Wie hier auf dem Gau bei Bedersdorf sind die Mähdrescher bis spät in die Nacht im Einsatz. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

"Es gibt im Moment nichts, was einen positiv stimmt", fasst Theresia Croon die aktuelle Lage in der Landwirtschaft zusammen. Der Grund dafür ist das Wetter, erklärt die Saarlouiser Kreisvorsitzende des Bauernverbandes. "Seit Mai hat es eigentlich nicht mehr geregnet." Dies und die hohen Temperaturen wirken sich auf Getreide und Kartoffeln aus, aber auch auf den Viehbestand.

Als Beispiel für die Auswirkungen nennt sie den Hafer . Die Halme haben nur eine Höhe von 40 Zentimetern erreicht, normal sei um diese Zeit bis 1,20 Meter. In den entscheidenden Monaten ab Mai, wenn die Kornreife stattfindet, haben die Pflanzen keinen Regen bekommen. Das gilt aber nicht nur für den Hafer , sondern für alle Getreidesorten, insbesondere für Sommergetreide.

Probleme gibt es auch bei den Brotgetreiden Weizen und Roggen. "Die Pflanzen sterben zu früh ab, sind uneinheitlich abgereift", beschreibt Croon die Auswirkungen von zu wenig Wasser. Es entstehen Kümmerkörner, also zu kleine und zu frühe Körner. "Raps habe ich bereits gedroschen, der ist eher unterdurchschnittlich", sagt Croon. Die Gerste brachte ebenfalls weniger Ertrag.

Genauso machen Temperaturen über 30 Grad den Kartoffeln zu schaffen. "Ich befürchte für meinen Kartoffelbestand, dass er ausfällt", sagt Croon. Sie rechnet nur mit sehr kleinen Kartoffeln , die sich kaum verkaufen lassen.

Auf den Markt und auf den Verbraucher habe das, sagt Croon, kaum Auswirkungen. Dort zählt die globale Lage. Für die Betriebe vor Ort zeichnet sich durch kleinere oder fehlende Ernten jedoch ein dramatisches Bild, sagt sie: "Da hängen Existenzen dran. Der Ackerbau muss jetzt schon ans nächste Jahr denken und eine komplette Ernte vorfinanzieren."

Und auch für Viehhalter gibt es Probleme, denn durch die Trockenheit fehlt Futter aus dem Grünland. "Der erste Schnitt im Mai oder Juni war von der Menge und Güte her zufriedenstellend", erläutert Croon. Doch einen zweiten Schnitt haben manche Betriebe schon vorgezogen, "weil man gesehen hat, dass der nicht weiter wächst". Bei anderen werden Schnitte einfach ausfallen. Es muss also Stroh oder Kraftfutter zugefüttert werden - und bis die Grasnarben sich erholt haben, dauere es.

Die Temperaturen können darüber hinaus bei Tieren ebenso wie beim Menschen zu Kreislaufbeschwerden führen. "Milchtiere haben große Hitze nicht so gerne", sagt Croon, "aber die sind oft in Ställen und da ist es nicht so heiß." Gleiches gilt für Schweine und Hühner: "Die haben Ställe mit Lüftungsanlagen." Außerdem könne der Tierhalter auf hohe Temperaturen und weitere Werte, wie zum Beispiel die Luftfeuchtigkeit im Stall, reagieren. "Es gibt Betriebe", sagt Croon, "die machen ihre komplette Herde einmal am Tag nass."

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