Charta fordert Recht auf einen würdigen Tod

Saarlouis · Gegen aktive Sterbehilfe spricht sich die Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen aus. Diese wurde nun von Regionalpolitikern unterzeichnet. Sie fordern Alternativen wie die Palliativmedizin.

 Bei der Vorstellung der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen (von links): Dr. Josef Mischo, Oberbürgermeister Roland Henz, Landrat Patrik Lauer, Sozialministerin Monika Bachmann, Dr. Dietrich Wördehoff und Paul Herrlein. Foto: Thomas Seeber

Bei der Vorstellung der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen (von links): Dr. Josef Mischo, Oberbürgermeister Roland Henz, Landrat Patrik Lauer, Sozialministerin Monika Bachmann, Dr. Dietrich Wördehoff und Paul Herrlein. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Sozialministerin Monika Bachmann , Landrat Patrik Lauer und der Saarlouiser Oberbürgermeister Roland Henz haben bei einer Veranstaltung in der Evangelischen Kirche in Saarlouis die "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland" unterschrieben. Sie stellten sich - zufällig am Tag, an dem ein einschlägiges Gesetz im Bundestag verabschiedet wurde - hinter fünf Leitsätze der Charta. Sie fordern ein Recht auf einen würdigen Tod für jeden Menschen.

Sozialministerin Bachmann sagte, wer gegen aktive Sterbehilfe sei, müsse "den Betroffenen Alternativen eröffnen. "Für Angst vor Leid und Schmerzen ist nicht der Tod die Lösung, sondern eine hochwertige palliativmedizinische Versorgung."

Landrat Lauer würdigte die große Rolle von Ehrenamtlichen in der Hospiz- und Palliativarbeit, die sich dem Sterben in Würde widme, und erinnerte daran, dass die Menschenwürde Grundlage unserer Gesellschaft sei. Mit einem bewegenden Zeugnis bekannte sich OB Henz zu der Charta - aber auch "zu meinen Zweifeln". Er habe viele Angehörige zu Hause sterben sehen, sagte er. Vor allem der Tod seines Vaters gehe ihm nicht aus dem Kopf. "Ich weiß nicht, ob ich heute noch einmal so lange zusehen könnte beim Tod meines Vaters zu Hause." Er habe Verständnis für alle, die die Charta nicht ganz mittragen könnten, eben auch den ersten Leitsatz, der sich gegen Tötung auf Verlangen richtet. Er erkenne aber auch, dass es "ein Sehnen gibt nach den Inhalten dieser Leitsätze, nach Gemeinschaft bis in den Tod."

Die "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland" wurde 2010 von der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, dem Deutschen Hospiz und Palliativverband und der Bundesärztekammer beschlossen. Ein Prozess zur Bewusstseinsbildung mit rund 50 Organisationen soll 2016 zu konkreten Ergebnissen führen. Im Saarland hatte zuvor Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer das Papier unterschrieben.

In Saarlouis wurde es erstmals im Saarland auf regionaler Ebene vorgestellt. Der katholische Moraltheologe Franz-Josef Bormann aus Tübingen unterstrich, dass in einer ethischen Bewertung Selbstbestimmung im Sterben nicht der einzige Wert sei, von dem aus einfache Lösungen abgeleitet werden könnten.

Es gebe eine "Vielzahl weiterer Werte", die in die Bewertung einbezogen werden müssten. Dazu zählten unter anderem die Menschenwürde , Lebensschutz, Lebensqualität, Fürsorge, Rechtssicherheit, Solidarität der Gesellschaft, Vertrauen in Strukturen des Gesundheitswesens oder die Bedeutung von Gefühlen und sozialen Beziehungen. Franz-Josef Bormann plädierte für eine genaue Definition von Begriffen.

Eingeladen zu der Veranstaltung hatten die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, die Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz und die Ärztekammer des Saarlandes. Die Charta kann jeder unterschreiben.

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Sterbender.de

Im Kreis Saarlouis haben sich Versorgungsdienste auf die Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen spezialisiert und stellten sich bei der Veranstaltung vor: Sterbenden Menschen zu Hause zu helfen ist Aufgabe des ambulanten Hospiz- und Palliativberatungszentrums für den Landkreis Saarlouis (AHPZ). Dort koordinieren hauptamtliche Fachpflegekräfte zahlreiche Ehrenamtliche.

Die Träger sind der Caritasverband Saar-Hochwald und der Christliche Hospizkreis Saarlouis .

Palliative Begleitung zu Hause bietet auch die spezialisierte Ambulante Palliativversorgung Saarschleife (SAPV) an. Ein Team aus Ärzten und Pflegekräften leistet diesen Dienst, der vom Arzt verordnet werden kann, in den Kreisen Saarlouis und Merzig-Wadern.

Eine Palliativstation stellt die Sektion für Palliativmedizin Marienhaus Klinikum Saarlouis-Dillingen (zwölf Betten) dar. Ziel des Teams aus hauptamtlichen Fachkräften und Ehrenamtlichen ist die Stabilisierung von Patienten und Angehörigen so weit, dass die Patienten wieder nach Hause entlassen werden können.

Menschen, die am Ende ihres Lebens nicht mehr zu Hause versorgt werden können, finden Aufnahme im St.-Barbara-Hospiz in Bous mit zehn Betten, die Betreuung ist ebenfalls durch Ärzte, Pflegepersonal und Ehrenamtliche. Träger ist die Caritasträgergesellschaft Saarbrücken.

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