Bildhauerei ist wie Marathon

St. Wendel/Saarlouis. Leo Kornbrust und Paul Schneider sind für ihre Kunst im öffentlichen Raum bekannt. Einen Dialog im öffentlichen Raum haben sie am Sonntag im Laboratorium, Institut für aktuelle Kunst im Saarland, geführt

 Paul Schneider (links) und Leo Kornbrust im Künstlergespräch. Foto: Gerhard Alt

Paul Schneider (links) und Leo Kornbrust im Künstlergespräch. Foto: Gerhard Alt

St. Wendel/Saarlouis. Leo Kornbrust und Paul Schneider sind für ihre Kunst im öffentlichen Raum bekannt. Einen Dialog im öffentlichen Raum haben sie am Sonntag im Laboratorium, Institut für aktuelle Kunst im Saarland, geführt. Zahlreiche Besucher hörten ihnen zu, standen ausdauernd, konnten sich hinterher jedoch in geradezu mediterraner Sonne die Beine vertreten, die aktuell ausgestellten Werke der beiden Bildhauer und ihres Kollegen Karl Prantl anschauen und den Dialog im persönlichen Gespräch fortsetzen. Prantl sei wegen seines "Projekts in Mainz" beschäftigt, wo noch während der Ausstellung im Laboratorium (am 7. August) sein 2,25 Meter hoher schwarzer "Stein zur Meditation" dauerhaft aufgestellt werde, teilte Institutsdirektor Jo Enzweiler mit. Er nannte Prantl, Kornbrust und Schneider "drei Altmeister, die Strecken ihres Weges gemeinsam gegangen sind, die die Kunst im öffentlichen Raum nicht nur im Saarland geprägt, sondern auch weltweit ihre Spuren hinterlassen haben."Eigenständigkeit betontDen beiden Dialogpartnern lag ihre Eigenständigkeit am Herzen. Sie wollten sich nicht in Abhängigkeit von Karl Prantl verstanden wissen. "Wir haben wirklich ganz unterschiedliche Handschriften. Wir sind selbstständig. Was unser Hauptziel ist, ist Freiheit", sagte Schneider. "Wir müssen ständig erklären", bedauerte Kornbrust. Schneider betonte: "Kunst ist mehr oder weniger eine Selbstunterhaltung für den Künstler selbst." Kornbrust deutete an, dass es nicht auf eine Erörterung des eigenen Schaffen ankomme: "Wir können nur immer wieder üben, üben, dass man gut arbeiten kann und nicht denken muss. Wenn man denkt, macht man etwas anderes. Das machen Philosophen, vielleicht auch eher Maler als wir Bildhauer." Schneider: "Als Bildhauer sind wir die Marathonläufer. Die Maler sind Kurzstreckenläufer. Am Widerstand des Steins können wir uns entwickeln." Kornbrust: "Die Langsamkeit ist sehr wichtig. Mein Lehrer hat über die Bildhauerei gesagt: 90 Prozent sind Geduld, acht Prozent Handwerk, zwei Prozent Kunst."Langsamkeit gefragtErstauntes Gemurmel. Zu Wort hat sich keiner gemeldet. Man ließ die Künstler reden. Als Gegenpol zur Langsamkeit der Bildhauerei (im Schaffen und Betrachten) wurde die allgegenwärtige, plakative Werbung benannt. Langsamkeit hingegen zeichne bereits die Suche nach dem Ort für eine Skulptur aus. Kornbrust schilderte Verhandlungen mit Bauern im St. Wendeler Land über Orte für die "Straße der Skulpturen", deren Initiator er 1979 war. Eine Skulptur brauche einen ganz bestimmten Ort; zwei Meter daneben sei sie anders. Ebenso seien Anlässe für das Beobachten und "das intensive Einsteigen in einen Stil" wichtig. Paul Schneider beschrieb, was ein Ort ist, mit Hinweis darauf, dass von einer Skulptur eine Linie sowohl zum Erdmittelpunkt als auch ins Weltall weise. Da brachte er die Rede auf die Skulpturenstraße von der Normandie bis nach Moskau. Sie soll fortsetzen, was auch von Schneider in den 80er Jahre begonnenen "Steine an der Grenze" und Kornbrusts "Straße der Skulpturen" begann.

Auf einen BlickDie Ausstellung Karl Prantl im Dialog mit Leo Kornbrust und Paul Schneider findet im Rahmen der Landeskunstausstellung statt. Sie kann zu den Öffnungszeiten des Laboratoriums, Choisyring 10, in Saarlouis besichtigt werden: montags bis freitags von zehn bis 17 Uhr und nach Vereinbarung (bis 31. August). gal

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