Beim ersten Tee war das Eis gebrochen

Rund 20 000 Menschen mit ausländischen Wurzeln sind im Landkreis Saarlouis zu Hause. Wo Integration andernorts ein Selbstläufer ist, sind Menschen mit Migrationshintergrund in den Freiwilligen Feuerwehren aber deutlich unterrepräsentiert. Woran das liegt, und wie der Kreisfeuerwehrverband auf diese Tatsache reagiert, darüber sprach SZ-Mitarbeiterin Lara Kühn mit Kreisbrandinspekteur Bernd Paul.

Herr Paul, grundsätzlich sollten die freiwilligen Feuerwehren ja einen Querschnitt der Bevölkerung darstellen. Allerdings ist schätzungsweise nur ein Prozent der Migranten in den Löschbezirken im Kreis Saarlouis aktiv. Wie erklären Sie sich das?

Bernd Paul: Wir haben es hier mit einem Aufklärungsproblem zu tun. Viele Menschen wissen einfach nicht, dass es in Deutschland hauptsächlich das System der Freiwilligen Feuerwehren gibt. Eben diese organisatorische Struktur, wie wir sie auch bei uns im Landkreis vorfinden, ist in anderen Ländern so gut wie nicht bekannt. Dort gibt es vornehmlich Berufsfeuerwehren oder Feuerwehren, die zum Teil militärisch geprägt sind. Das Prinzip der Freiwilligkeit ist vielen fremd, weshalb dann auch das Anliegen, sich in den Wehren zu engagieren, einfach ausbleibt.

Wie reagieren die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis auf diese Tatsache?

Paul: Wir haben das Problem erkannt. Einige unserer Mitglieder des Kreisfeuerwehrverbandes Saarlouis haben bereits an Bundesprojekten zum Thema teilgenommen. In erster Linie geht es uns darum, die Menschen zu informieren. Wir waren deshalb mit unserer Aktion "Feuerwehr für Alle" in den Moscheen in Dillingen und Schmelz vor Ort. In Dillingen zum Beispiel war das Eis beim ersten gemeinsamen Tee schnell gebrochen. Erste Gegenbesuche haben auch schon stattgefunden, das freut uns wirklich sehr.

Gibt es einen Löschbezirk im Landkreis, in dem Integration gut funktioniert?

Paul: Genaue Zahlen haben wir dazu nicht vorliegen. In den Jugendfeuerwehren wird Integration allerdings beispielhaft vorgelebt. Dort sind Mädchen und Jungen aus fünf Nationen und mehr vertreten und das Zusammensein funktioniert prima. Hier wollen wir uns ein Scheibchen für den aktiven Feuerwehrdienst abschneiden. Denn was bei den Kleinen funktioniert, klappt sicher auch bei den Großen.

Und was ist für die Zukunft noch geplant?

Paul: Unser Besuch in den Moscheen war erst der Anfang. Wir setzen hier ein Mosaiksteinchen nach dem anderen. Unser Integrationsprojekt werden wir fortführen und interne Schulungen zum Thema stehen auf dem Programm. Ich bin sehr sicher, dass wir uns in naher Zukunft als bunt aufgestellte Feuerwehr in Kreis präsentieren können. Die ersten wichtigen Schritte dazu sind gemacht.

kfv-sls.de

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