Bald zwei Hauptstraßen zum Abi

Kreis Saarlouis · Künftig sollen Schüler die echte Wahl haben: Abi am Gymnasium in acht, an der Gemeinschaftsschule in neun Jahren. Der Kreistag hat dazu beim Kultusministerium drei Oberstufen-Standorte beantragt.

Künftig soll jede Gemeinschaftsschule im Kreis auch das Abitur als Abschluss anbieten können. Die Schüler ab Klasse zehn bleiben nach ihrem mittleren Bildungsabschluss an ihrer Gemeinschaftsschule, erhalten den Unterricht aber zentral an einem von drei Standorten: gymnasiale Oberstufenverbünde in Saarlouis , Dillingen und Lebach . Die Anträge dafür beim Kultusministerium hat jetzt der Kreistag beschlossen. Damit soll die Konstruktion der Gemeinschaftsschulen (bisher hießen sie Erweiterte Realschulen) vollendet werden. Das Abitur kann dann in acht Jahren an einem der sechs Gymnasien gemacht werden oder in neun Jahren an einer von 14 Gemeinschaftsschulen . Zur Wahl stehen auch weiterhin das Oberstufengymnasium "Technisch-wissenschaftliches Gymnasium" (Dillingen) sowie die beruflichen Oberstufengymnasien am KBBZ Saarlouis und dem BBZ Lebach (neun Jahre). Außerdem kann man weiterhin an den Berufsschulen in Dillingen und Saarlouis das Fachabitur machen.

In Saarlouis und Lebach sollen die neuen Verbünde ab Schuljahr 2016/17 eingerichtet werden. Kinder, die ab jetzt, im Februar 2015, in die fünfte Klasse angemeldet werden und das Abi anpeilen, können also den Weg dorthin wählen.

Schon ab kommendem Schuljahr soll es in Dillingen losgehen. Dort organiseren die Sophie-Scholl-Gemeinschaftsschule und die GS/ERS Am Römerkastell einen "Gymnasialen Oberstufenverbund Dillingen". Beide Schulen kooperieren bereits seit längerem, um Schüler durch das Abi zu bringen. Ab dem kommenden Schuljahr sollen die Schule am Limberg in Wallerfangen, die Schule am Litermont in Nalbach und die Lothar-Kahn-Schule Rehlingen-Siersburg zu dem Verbund dazu gehören. Die Leiterin des Schulamtes des Kreises, Margit Jungmann, ist zuversichtlich, dass der Erlass des Kultusministeriums bald vorliegen wird.

Ähnlich soll es in Saarlouis aussehen. Dort wird der gymnasiale Oberstufenverbund in der Gemeinschaftsschule In den Fliesen untergebracht. Die Schule hat Platz genug dafür. Dort können dann Zehntklässler auch der Gemeinschaftsschulen Martin Luther King, Saarlouis , An der Waldwies (Saarwellingen), Bisttal (Wadgassen), Am Warndtwald (Überherrn) und Johannes Gutenberg (Schwalbach) unterrichtet werden, um das Abi zu machen.

Etwas komplizierter wird es am dritten Standort, Lebach . Dort gibt es "eine hervorragend funktionierende gymnasiale Oberstufe" am Berufsbildungszentrum (BBZ). Das Profil (Wirtschaft und Gesundheit) müsste etwas erweitert werden. Allerdings hat der Kreis Saarlouis dort nur noch die Theeltalschule (Lebach ) und die Kettelerschule (Schmelz). Deren Zehntklässler würden nicht ausreichen. Daher laufen Gespräche mit der privaten Nikolaus-Groß-Schule (Lebach ); angesprochen werden sollen aber auch die benachbarten Gemeinschaftsschulen Eppelborn (Kreis Neunkirchen), Püttlingen und Heusweiler (beide Regionalverband Saarbrücken). Ob es zu einer solchen kreisübergreifenden Zusammenarbeit kommt, ist derzeit aber noch offen.

50 bis 60 Schüler pro Jahr brauche es, um dauerhaft eine komplette Oberstufe anbieten zu können, sagt Jungmann. Das werde an keiner einzelnen Gemeinschaftsschule erreicht. Deswegen habe sich der Kreis für die Verbundlösung entschieden. Pro Jahrgang brauche es fünf Klassenräume; Funktionsräume bestehen schon und können mitbenutzt werden.

Meinung:

Nicht bloß im Kleingedruckten

Von SZ-RedakteurJohannes Werres

Es heißt, man kann das Abi bald auch an jeder Gemeinschaftsschule im Kreis machen. Es sieht aber ein bisschen wie der bisher übliche Schulwechsel aus.Tatsächlich ist das die Quadratur des Kreises: Künftige G 9-Abiturienten bleiben Schüler ihrer Gemeinschaftsschule, bekommen den Unterricht aber gemeinsam mit anderen an einem von drei zentralen Standorten. Kein Schulwechsel , aber Ortswechsel: Solange Eltern und Schüler darüber korrekt aufgeklärt werden, nicht bloß im Kleingedruckten, ist das ein Fortschritt. Denn gerade ein Industrie-Kreis wie Saarlouis braucht mehr Abiturienten, und die neue Lösung wird dazu beitragen.

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