Orgeln Auch Pfeifen werden gespült
Saarlouis · Die dritte und letzte Etappe der Sanierung der Orgel von St. Ludwig in Saarlouis läuft.
Auf innige Weise eigener Art sind die große Orgel in der katholischen Pfarrkirche St. Ludwig in Saarlouis und die Gläubigen miteinander verbunden. Zum Einen: In dem Kirchenschiff hängt eine Übersicht, aus der hervorgeht: Oktävle, Vox coelestis, Trompete oder Schalmey haben hier viele Liebhaber. Die Namen bezeichnen einzelne der 3600 Pfeifen der Orgel. Die vielen Kreuzchen dahinter zeigen je eine Patenschaft für eine dieser Pfeifen an, pro Patenschaft 25 bis 50 Euro. Vox coelestis, die himmlische Stimme, könnte noch ein paar mehr Freunde vertragen.
Zum Anderen: Die Orgel ist total verrußt. Der Ruß, sagt Regionalkantor Armin Lamar, stammt vom großen Kerzenstand unter der Orgel. Das Vertrauen der Gläubigen in die himmlische Fürsprache ist der Orgel also nicht so gut bekommen. „Ansonsten ist es wie mit einem Auto“, sagt Lamar, „30 Jahre ohne Inspektion verträgt die Technik nicht.“
1980 wurde die Orgel eingeweiht.Seit 2011 wird sie saniert. Das mächtige Instrument hat in dem Jahr1980 rund 345 000 Euro gekostet. Heute würde es nicht unter einer Million Euro gehen, schätzt Lamar. Schon deswegen stellt diese Orgel ein Kapital dar, das erhalten werden will.
Ein Orgelbauverein wurde 2008 gegründet, 2011 und 2013 waren zwei Teilabschnitte der Sanierung dran, derzeit, bis in den Herbst, läuft der dritte und letzte. Die Gesamtkosten werden laut Lamar 200 000 Euro überschreiten. 140 000 Euro habe der Verein dafür schon aufgebracht. Das Bistum gebe nichts dazu, den am Ende fehlenden Betrag zahle die Pfarrei.
Das Instrument hat der renommierte Orgelbauer Hugo Mayer aus Heusweiler gebaut; es ist die ältere Schwester der Lisdorfer Mayer-Orgel von 1987. Die Ludwigsorgel habe zwar denselben „frankophilen“ Grundcharakter wie die Lisdorfer, sagt Lamar, aber die Lisdorfer orientiere sich stärker an historischen Vorbildern. Im Klangcharakter sind sie unterschiedlich.
Trotzdem könne man auf beiden Orgel dieselben Stücke spielen, sagt Lamar. „Einen großen Unterschied macht der Raum. St. Ludwig ist riesig, fast kathedralartig mit großem akustischen Nachhall.“ Und: Im Beton sind zahllose Schallschluck-Löcher eingelassen, was den Nachhall schlucke. Dadurch aber bleiben, sagt Lamar, mittlere und hohe Frequenzen viel länger im Raum. Das macht es dem Organisten nicht leichter.
Wenn die Pfeifen gereinigt sind, das heißt ausgespült, werde sich der Klang noch erheblich verbessern, sagt Lamar. Die Orgel wird technisch auf neuesten Stand gebracht. Die Pfeifen werden neu intoniert. Ein paar Klangfarben kommen auf Wunsch des Orgelbauvereins hinzu: Die tieferen Frequenzen werden verstärkt. Eine „Soloflöte“ und eine „Streicherstimme“ kommen ebenfalls neu ins Pfeifen-Sortiment. Kleines Bonbon: ein zusätzliches Röhrenglockenspiel, ein „Aha-Effekt“, wie Lamar sagt.
Erst ausgebaut erkennt man, wie groß die Pfeifen sind: bis zu 4,50 Meter, 250 Kilogramm schwer, eine Mischung aus Blei und Zinn.
Bedeutung hat diese Orgel auch , weil sie zu dem Gesamtentwurf des Architekten Gottfried Böhm, einer der wichtigsten deutschen Kirchenarchitekten des 20. Jahrhunderts, gehört. Das bis heute viel diskutierte Kirchenschiff aus Beton wurde in dem Jahr 1970 eingeweiht. Schon 1980 hatte Mayer der Orgel elektronische Elemente im Innenleben verbaut. Diese Steuerungstechnik wird nun nicht nur erneuert, sondern auch erweitert. Blasbälge müssen ausgewechselt werden.
Bis Herbst wohl wird die Sanierung dauern. Der Organist behilft sich mit den paar Pfeifen, die noch im Gehäuse stecken.