Miteinander für andrere Ein Heiratsantrag an Heiligabend

Fraulautern · Rund 150 Menschen aus dem ganzen Kreis feierten am Montag in Fraulautern dank der Aktion „Miteinander für andere“ Weihnachten.

 Ein gemeinsames Essen beendete den Nachmittag der Heiligabend-Aktion „Miteinander für andere“ in Fraulautern.

Ein gemeinsames Essen beendete den Nachmittag der Heiligabend-Aktion „Miteinander für andere“ in Fraulautern.

Foto: Johannes A. Bodwing

Es fehlt Geld – nicht nur für das große Fest am Jahres-Ende. Oder die Einsamkeit schlägt gerade in den stiller werdenden Tagen aufs Gemüt. Diese Stimmungsdämpfer an Heiligabend fängt seit fünf Jahren die Aktion „Miteinander für andere“ ab. Dabei kümmerten sich am Montag an die 80 ehrenamtliche Helfer um zirka 150 Gäste.

Von 14.30 bis gegen 19 Uhr machten sie das Vereinshaus Fraulautern zu einer Stätte wohliger Geselligkeit. Bei Musik, Gesang und einem gemeinsamen Essen zum Abschluss. „Unsere Gäste kommen aus dem ganzen Landkreis Saarlouis“, sagte Initiatorin Barbara Mohr. „Vor allem hier aus dem Umfeld, aus Saarlouis, Wadgassen, Dillingen, Bous.“ Im ersten Jahr seien es um die 90 Gäste gewesen und mehr als 100 Helfer. Inzwischen hat sich die Relation umgekehrt. Wer kommt, habe finanzielle Probleme, lebe allein oder habe kein Dach über dem Kopf. „Aber richtige Obdachlose haben wir wenige. Das ist in Saarlouis nicht so verbreitet“, erklärte Barbara Mohr.

Währenddessen begeisterte im großen Saal des Vereinshauses der Sänger Andreas Nagel das Publikum mit Schlagern. Nagel ist Vorsitzender der „Stage-Music-School“ und opferte für andere Menschen einige Stunden am Nachmittag des Heiligen Abends. So wie beispielsweise auch die Mitglieder der Spielgemeinschaft „Lyra“. Die eröffnete gegen 14.30 Uhr das Programm mit „Ihr Kinderlein kommet“. Zu „Little Drummer Boy“ stand dann eine lebendige Krippe auf der Bühne. Buchstäblich verzaubert wurden die Gäste wenig später von Magier Maxim Maurice.

Alles werde über Spenden finanziert, sagte Barbara Mohr. „Das sind nicht nur die großen Beträge“, versicherte sie. Jeder trage mit seinem Geld zum Gelingen bei. Das ermöglicht auch Geschenktüten mit haltbaren Lebensmitteln. Auch über Kleiderspenden hilft man den Leuten durch die kalte Jahreszeit. Von Firmen und Lebensmittelgeschäften kommen seit Jahren Sachspenden. Darunter das Fleisch fürs Abendessen von Di Paola. Zubereitet wurde es ehrenamtlich von Michael Fritz, Koch des Restaurants im Vereinshaus. Kostenfreien Kuchen liefern die Bäckereien Welling und Barbarossa sowie Globus. Für den Sound sorgte ein Team um Tontechniker Mike Groß.

Schirmherr war in diesem Jahr Oberbürgermeister Peter Demmer. Während der Veranstaltung tauchten immer wieder auch andere politische Vertreter auf. Darunter Bous‘ Bürgermeister Stefan Louis und Landrat Patrik Lauer. Nach einer Möglichkeit, Sinnvolles zu tun, hatte Charlotte Schmitt-Leonardy schon 2017 gesucht. Und blieb bei „Miteinander für andere“ hängen. „Man kann nicht unter seinem Tannenbaum sitzen und sich keine Gedanken machen, wie es anderen geht.“ Schlimm findet die junge Frau, „dass Menschen sich ein Leben lang bemühen, und am Ende reicht es doch nicht“. Die stünden dann „am Rand der Gesellschaft und sind allein“.

„Dass man nicht allein ist“, war für eine 78-Jährige wichtig. Sie war das erste Mal da, will aber auch in Zukunft wieder dabei sein. Und wohl nicht nur sie. „Das war das Schönste, was mir je passiert ist.“ Wolfgang Eder stand im Saal, noch immer mit der Wirkung eines Heiratsantrages im Gesichtsausdruck. Den hatte ihm Tanja Licina auf offener Bühne gemacht. Zur Frage nach dem Hochzeitstermin meinte sie genauso selbstbewusst: „So schnell wie möglich.“ An der Rückseite des Saales setzten Küchenchef Fritz und sein Team Behältnisse mit Rindergulasch, Spätzle und Rotkraut in die Warmhaltewannen. Helfer bedienten die Gäste an den zusammengestellten Tischen.

Das Bühnenprogramm hielt Moderatorin Anne Nanninger zusammen. Sie ist Vorsitzende des Vereins „Kleeblatt“. „Das haben unsere Freunde und Künstler ermöglicht“, sagte sie. Aber auch die Gäste werden zunehmend mit eingebunden. Am Montag noch über Liedbeiträge. Später soll das mehr werden, mit richtigen Gesangsbeiträgen und Entertainment. „Meine Mama ist auch da“, sagte Nanninger. „Die lebt allein, ist 93 und der älteste Gast hier.“

Gegen 19 Uhr begann der große Abschied. Für die Heimfahrt hatte die KVS zwei Busse bereit gestellt. „Wir räumen dann in rund einer Stunde auf“, sagte Barbara Mohr. Dabei ist Hausmeister Christian Rath mit Ehefrau seit Jahren eine unermüdliche Hilfe.

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