Abstraktion ist Trumpf

Saarlouis · Die Künstlergruppe Untere Saar präsentiert im Atelier des Museums Haus Ludwig ihre 42. Jahresausstellung. 14 Künstler zeigen ihre Werke, die im vergangenen Jahr entstanden sind: Werner Bärmann, Peter Becker, Rita Burgwinkel, Roy Gangi, Gaetano Gross, Siegfried Pollack, Angela Pontius, Roland Schmitt, Alexander Thugutt, Fred Weber, Norbert Weber und Cilli Willeke. Als Gast stellt Dieter Müller aus. Es musizierten Horst Paul Weber, Gitarre, und Dorothee Wiebe, Schellentambourin.

"Pluralismus statt Monokultur" heißt das Motto der Künstlergruppe Unter Saar seit ihrem Bestehen. In den 50er Jahren schließen sich Absolventen der Schule für Kunst und Handwerk Saarbrücken zusammen und treten mit ersten Ausstellungen an die Öffentlichkeit, im französischen Konsulat Saarlouis , danach im damaligen Saalbau. Die Einladungskarte zur 42. Ausstellung erinnert mit einem Bild von Peter Becker an diese Anfänge, als beispielsweise noch "Lasso" geraucht wird.

Laudatio: Claudia Wiotte-Franz

Becker inspiriert diese Erinnerung zu einem Stillleben, das Museumsleiterin Claudia Wiotte-Franz zu Beginn ihrer Laudatio analysiert: ein weißer Aschenbecher mit der Aufschrift Lasso und dem Cowboy, das Seil schwingend; rechts eine rote Zigarettenschachtel mit der Aufschrift "Halbe Fünf - oval"; links eine Streichholzschachtel, ein Drittel aufgezogen, mit dem Hinweis: "Sicherheits-Zündhölzer - Saarländische Zündwarenregie" - dazu das Porträt eines Bergmanns im Seitenprofil und eine Grubenlampe. Dann liegen da noch ein Kronkorken der Marke "Bundaberg" und rechts vom vollen Aschenbecher zwei deformierte Kronkorken, ein roter Drehverschluss. "Ein Stillleben in der Geschichte der europäischen Kunsttradition: die Darstellung regloser Gegenstände, deren Auswahl und Gruppierung nach inhaltlichen (oft symbolischen) und ästhetischen Aspekten erfolgt", sagt Wiotte-Franz. Das Bild ist im fotorealistischen Stil mit Farbholzstiften gezeichnet. Es verweist auf die Zigarettenfabrik Jyildis (1920-1985) und die Fexfeia-Fabrik (1920-1968), die beide in Saarlouis ansässig waren. Die Ausstellung ist ein Beitrag zum Jubiläumsjahr 200 Jahre Landkreis Saarlouis .

14 Künstler zeigen ein breites Spektrum, das die Genres Malerei, Zeichnung, Grafik, Fotografie und Skulptur abdeckt. Materialien und Motive wechseln von Künstler zu Künstler. Ihrem Sujet treu geblieben ist Cilli Willeke, die kleine Blumenbilder zeigt, ein großformatiges, das mit dichter Fülle und praller Farbgebung hervorsticht.

Als Gast Dieter Müller

Ins Auge fallen die lyrischen Abstraktionen von Angela Pontius - farbige Tuschen. Konstruktiven Abstraktionen begegnen dem Besucher in den Arbeiten mit selbst geschöpftem Papier von Siegfried Pollack, expressiven Abstraktionen in den Materialbildern von Rita Burgwinkel. Hervorragende Arbeiten. Der Abstraktion der Wirklichkeit durch subjektive Fotografie - nicht durch Verfremdung beziehungsweise digitale Bildbearbeitung - widmen sich Alexander Thugutt und Wolfgang Bier. Sie wählen Bildausschnitte. Drei sehr schöne, kleine, im Ansatz figürliche Bronze-Skulpturen auf hohen Stäben von Werner Bärmann zeigen die Verschmelzung von Naturalismus und Abstraktion. Dem fantastischen Realismus hat sich Roland Schmitt verschrieben, während Roy Gangi dem Surrealismus frönt.

Gemäß der Tradition hat die Künstlergruppe einen Gast eingeladen: den Saarlouiser Künstler Dieter Müller , der den subjektiven Realismus vertritt. Natur, Landschaft, Stillleben, Musik, Porträts, Aktpositionen sowie Industrielandschaften sind weitere Sujets, die in dieser spannenden Ausstellung zu finden sind.

Bis 4. Dezember; Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, samstags und sonntags nur nachmittags. (heute geschlossen!)

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