7000 Familien stellten Antrag auf Unterstützung

Saarlouis · Auf rasche Erfolge und den Sieg hofften die Menschen auch im Raum Saarlouis in den ersten Monaten des Ersten Weltkrieges. Erste Eindrücke vom Grauen der Kämpfe vermitteln die Verwundetentransporte von der Westfront: der Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren im Spiegel der Saarlouiser Lokalpresse.

Schon zwei Wochen nach Beginn des Ersten Weltkrieges braucht die Stadt Saarlouis mehr Geld für hilfsbedürftige Familien . Am 17. August beraten die Stadtverordneten über die Beschaffung von Lebensmitteln, und im städtischen Hospital sind weitere Betten erforderlich. Am 2. September beschließt der Landkreis 150 000 Mark für die Versorgung der Bevölkerung. 60 000 Mark sind für Schlachtvieh und 90 000 für Mehl und anderes vorgesehen. Bereits an die 7000 Anträge auf Unterstützung hilfsbedürftiger Familien seien eingegangen.

Am 26. August treffen drei Verwundetentransporte mit etwa 300 Personen am Kleinbahnhof ein. Ein Zug wird zum St. Nikolaus-Hospital in Wallerfangen weitergeleitet, die anderen verteilt man auf umliegende Spitäler.

Erste schnelle Erfolge im Westen machen noch Hoffnung auf siegreiche Feldzüge. Straßen und viele Häuser in Saarlouis sind mit Flaggen geschmückt.

Am 20. August hieß es noch, keine Truppen der Saarlouiser Garnison seien in Verlustlisten aufgeführt. Am 29. August werden für das hier stationierte Jägerregiment zu Pferd Nr. 13 neun Verletzte angegeben, zwei Vermisste und ein Toter. Allesamt stammten nicht aus dem Landkreis.

Die Verlustlisten werden immer länger. Am 30. August veranlasst das Oberkommando die Zeitungsverlage, Listen nur noch zu veröffentlichen, "soweit ein lokales oder provinzielles Verhältnis vorliege". Von Verletzungen französischer Soldaten wird aus dem Dillinger Lazarett berichtet. "Die Wunden ... waren schauderhaft", heißt es zu Bajonettstichen. Einem anderen waren beide Augen durchschossen. Doch die Versorgung des Feindes sei gut, "dank unserer Menschlichkeit im Gegensatz zur welschen und wallonischen Bestialität".

Schulunterricht fiel aus

Der Unterricht am Saarlouiser Gymnasium kann nicht zum 10. September beginnen, die Schule ist mit Einquartierungen belegt. Am Dillinger Realgymnasium beginnt der Unterricht planmäßig, aber acht der Lehrer sind an der Front und 38 Schüler als Kriegsfreiwillige ins Heer eingetreten. Darunter ein vierzehneinhalb Jahre alter Quartaner. "Wie nennen wir unsere Stadt?", fragt "ein deutscher Bürger" in einem Leserbrief an das Saarlouiser Journal. Saarlouis sei nicht mehr angemessen, "Saarzollern" schlägt er stattdessen vor.

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