Kreisarchiv Erforschen, wo die Wurzeln der Familie liegen

Saarlouis · Tag der offenen Tür im Kreisarchiv und eine Jubiläumsfeier: 50 Jahre Arbeitsgemeinschaft Familienkunde im Kreis Saarlouis.

 Zu 50 Jahren Familienkunde im Landkreis Saarlouis lädt der Vorstand der Vereinigung für Heimatkunde im Landkreis Saarlouis ein; (sitzend v.l.) Gernot Karge, Patrik Lauer, Dr. Barbara Ames-Adler, (stehend v.l.) Sabine Kiefer, Hans Peter Klauck und Herbert Grein.

Zu 50 Jahren Familienkunde im Landkreis Saarlouis lädt der Vorstand der Vereinigung für Heimatkunde im Landkreis Saarlouis ein; (sitzend v.l.) Gernot Karge, Patrik Lauer, Dr. Barbara Ames-Adler, (stehend v.l.) Sabine Kiefer, Hans Peter Klauck und Herbert Grein.

Foto: Johannes A. Bodwing

Nicht jeder zählt Könige zu seinem Stammbaum. Doch selbst die Geschichte gut bürgerlicher Vorfahren hat interessante Seiten, betrachtet man Lebensumstände und Entwicklungen. Einblicke in familiäre Zusammenhänge ermöglicht seit 50 Jahren die Arbeitsgemeinschaft Familienkunde im Landkreis Saarlouis. Nahezu zwölf Millionen Namen sind heute in ihrer Datenbank verfügbar, sagte Gernot Karge in einem Pressegespräch.

Alleine für die Stadt Saarlouis gebe es etwa 120 000 Karteikarten, ergänzte Hans Peter Klauck. Klauck ist zweiter Vorsitzender der Vereinigung für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis. Die Familienkunde ist Teil dieses Vereins, Gernot Karge ist Ehrenmitglied. 58 Familienbücher habe die Saarlouiser Familienkunde bislang herausgebracht, führte Klauck weiter aus. Zum Teil mehrere Bücher pro Ort, die sich auf insgesamt 82 Teilbände summierten. Grundlagen dafür waren Kirchenbücher, Notariatsunterlagen und Melderegister. Lange Zeit wurden aus ihnen mühsam die Informationen herausgefiltert. Bei schwer lesbaren Schriften und auf Papier in schlechtem Zustand.

„Wenn man bis zum 30-jährigen Krieg kommt, hat man schon Glück“, sagte Klauck. In den Wirren dieser Zeit wurde vieles vernichtet, was dann zu Lücken in der Familienforschung führte. Erste Familienbücher im Umfeld von Saarlouis waren von Pfarrern erstellt. Um 1850 in Beckingen sowie Dillingen. Dabei ging es um Verwandtschaftsverhältnisse, damit nicht innerhalb von Familien geheiratet wurde. Außerdem um Erbberechtigungen. Ende des 19. Jahrhunderts begann der preußische Staat, Angaben zur Abstammung zu erfassen. In Verruf kam die Familienforschung durch das sogenannte Dritte Reich. Arische Herkunft war nun gefordert. Und „der Hintergrund war immer“, sagte Karge, „Juden zu finden“. Aus Anfängen moderner Familienforschung vor fünf Jahrzehnten sei „eines der bedeutendsten Familienforschungszentren im südwestdeutschen Raum geworden“, stellte Landrat Patrik Lauer fest. Er ist per Satzung erster Vorsitzender der heimatkundlichen Vereinigung. In einer schnelllebigen Zeit sei es vielen Menschen wichtig geworden „wo sie denn herkommen, wo ihre Wurzeln sind“.

Die Familienkunde habe mit ein paar Leuten angefangen, erinnerte sich Karge, „eine lockere Arbeitsgemeinschaft, keine Satzung, nichts“. Gestärkt wurden die Strukturen durch den früheren Landrat August Riotte. „Am Schluss war unsere Gruppe der Verein. Von 800 Mitgliedern waren mehr als 500 Genealogen“, sagte Karge. Wichtig seien die Kontakte nach Lothringen gewesen, sprach Karge die Historie an. „Weil die Verbindung unserer Dörfer viel mehr nach Lothringen geht.“ Ab den 1980er Jahren erleichterten Computer Datenerfassung und Sichtung. „Das war wirklich ein Fortschritt“, sagte Karge. „Ohne geht es nicht mehr.“ Über Computer und Internet sind inzwischen Vereine in Rheinland-Pfalz, Saarland und Lothringen verknüpft. Ihr 50-jähriges Jubiläum feiert die Familienkunde im Landkreis Saarlouis beim Tag der offenen Tür der heimatkundlichen Vereinigung am kommenden Sonntag.

Nach der Eröffnung durch Landrat Lauer gegen 11 Uhr gibt Gernot Karge einen Rückblick auf 50 Jahre Familienforschung. Vertieft wird dies durch eine Ausstellung zum Thema. Besucher können die familienkundlichen Bestände nutzen, die umfassende Totenbildsammlung und sich über Familienforschung informieren lassen. Neben dem Verkauf vereinseigener Publikationen findet ein Flohmarkt mit antiquarischen Büchern statt.

Der Tag der offenen Tür im Kreisarchiv Saarlouis ist am Sonntag, 28. Oktober, 11 bis 17 Uhr im ehemaligen Kreisständehaus, Kaiser-Wilhelm-Straße 6. Der Eintritt ist frei.

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