SZ-Serie „Sind Sie ein Saarland-Kenner?“ So hieß Saarlouis im Zweiten Weltkrieg

Serie | Saarlouis · In unserer SZ-Serie „Sind Sie ein Saarland-Kenner?“ geht es um fast vergessenes Wissen und interessante Fakten über unser Bundesland. Heute: Saarlouis hatte im Zweiten Weltkrieg einen anderen Namen. Grund war, dass den Nazis an der Saar manches französisch vorkam...

  Die Saarlouiser Innenstadt:  Der Grundriß der früheren Festungsstadt ist auf dem Luftbild deutlich zu erkennen. Zur Orientierung: Oben sieht man den Großen Markt, unten geht's zum Kleinen Markt.

 Die Saarlouiser Innenstadt:  Der Grundriß der früheren Festungsstadt ist auf dem Luftbild deutlich zu erkennen. Zur Orientierung: Oben sieht man den Großen Markt, unten geht's zum Kleinen Markt.

Foto: engel

Es war ein wichtiger Tag im Winter 1935: Die Saarländer hatten am 13. Januar in einer Volksabstimmung zu entscheiden, ob ihr Land in Zukunft zu Deutschland oder zu Frankreich gehören oder ob der Status als Saargebiet beibehalten werden sollte. Die Menschen an der Saar wollten jedoch mit riesiger Mehrheit "Heim ins Reich“ und stimmten mit  90,73 Prozent für eine Vereinigung mit Deutschland. Am 1. März 1935 wurde dann das Saargebiet an das Deutsche Reich angeschlossen. Sehr viele Dinge im Saarland kamen den Nationalsozialisten um Führer und Reichskanzler Adolf Hitler und Reichsinnenminister Wilhelm Frick dann aber französisch vor. Die Lösung nannte sich in jenen Tagen „Germanisierung“. So wurde von den Nazis Saarbrückens „Rue“, die Bahnhofstraße, schnell zur Adolf-Hitler-Straße. Auch zu undeutsch klingende Orte wurden umbenannt, aus „Beaumarais“ wurde schlicht „Schönbruch“ oder aus „Bous“ „Buß“. Von 1935 bis zu seinem Tod 1944 war Gauleiter Josef Bürckel für das Saarland als „Reichskommissar für die Rückgliederung des Saargebiets“ zuständig.

Aus Saarlouis wird im Jahr 1936 Saarlautern

Besonders der Name der Stadt Saarlouis missfiel den Nazis als zu französisch und so wurde er ebenfalls Opfer der „Germanisierung“: Saarlouis wurde vom Reichsinnenminister Frick in im Zuge von Eingemeindungen mit dem heutigen Stadtteil Fraulautern zusammengeschlossen und in Saarlautern umbenannt. Bourg-Dauphin wurde in den heutigen Saarlouiser Stadtteil Neuforweiler umbenannt. Sogar das Saarlouiser Stadtwappen, das auf den Gründer und Namensgeber der Stadt, den Sonnenkönig Ludwig XIV. von Frankreich, verweist, blieb nicht verschont: Die französisch-bourbonischen Lilien wurden durch ein Hakenkreuz ersetzt.

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Foto: Animaflora PicsStock - stock.ado/GMLR

Saarbrücken, das „Bollwerk an der Grenze“

Die Landeshauptstadt Saarbrücken galt für die Nazis als das „Bollwerk an der Grenze“. Zur Verteidigung wurde größtenteils zwischen 1936 und 1940 der sogenannte Westwall errichtet, eine 630 Kilometer lange Befestigungslinie zwischen Niederrhein und Basel. Im Saarland verlief der Westwall über den Orscholz-Riegel zur Hilgenbach-Stellung bei Holz bis zur Spichern-Stellung westlich von Saarbrücken. Im Saargebiet war der Westwall mit über 4 000 Bunkern, 340 Minenfeldern und 100 Kilometern Panzergräben deutschlandweit am dichtesten.

Deutsch-französische Grenze war im Zweiten Weltkrieg die „Rote Zone“

Die Rote Zone, so hieß im Zweiten Weltkrieg das etwa 400 Kilometer lange und etwa zehn Kilometer breite Gebiet entlang der deutsch-französischen Grenze vor und zwischen den Wehranlagen des Westwalls. In dem Gebiet wohnten etwa eine Million Menschen, die im Zweiten Weltkrieg teils mehrfach in das Innere des Deutschen Reiches evakuiert werden mussten. Im Zuge dieser Evakuierungen mussten auch viele Saarländer ihren Besitz aufgeben und zurücklassen.

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Dorf im Warndt wird zur germanische Mustersiedlung gemacht

Die Nazis errichteten im Saarland sogar eine „nationalsozialistische Mustersiedlung“. Das Dorf im Warndt wurde als solche Mustersiedlung Ende der 30er-Jahre im Waldgebiet Warndt direkt an der Grenze zu Frankreich aus dem Boden gestampft. Viele Saar-Dörfer passten nicht ins urdeutsche Bild der Nazis und komplett intakte Häuser wurden durch Gebäude in „germanischer Bauweise ersetzt“, wie es hieß.

Saarlouis ist die sechstgrößte Stadt im Saarland

Nach dem Zweiten Weltkrieg ordnete der Regierungspräsident Hans Neureuther am 14. Juli 1945 als eine seiner ersten Amtshandlungen die Wiederherstellung des geschichtlich begründeten Namens an, sodass die Stadt Saarlautern nun wieder den Namen Saarlouis erhielt. Die Kreisstadt Saarlouis ist inzwischen die sechstgrößte Stadt im Saarland. Die geschichtsträchtige Stadt an der Saar ist der Wohnort von 34 409 Menschen.

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