Umfrage Reiselust offenbar ungebremst

Kreis Saarlouis · Reisenden in Flugzeugen und auf Kreuzfahrtschiffen könnte angesichts der Thomas Cook-Pleite und der Klima-Diskussion die Lust vergehen. Tut sie aber nicht, versichern Reisebüros im Kreis Saarlouis.

 Abheben und weg – Fernweh und die Freude auf neue Eindrücke bewegt nach wie vor viele Menschen.

Abheben und weg – Fernweh und die Freude auf neue Eindrücke bewegt nach wie vor viele Menschen.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Reisebüros im Kreis Saarlouis merken kaum Veränderungen im Verhalten ihrer Kunden – Klimaschutz ist bei der Urlaubswahl für die meisten kein Thema. Einer aktuellen Umfrage des Instituts YouGov zufolge, will gut ein Drittel der Befragten bei ihrer Urlaubsplanung Klimaschutz-Aspekte „eher“ (25 Prozent) oder „voll und ganz“ (zehn) berücksichtigen. Die Reisebüros im Kreis Saarlouis scheinen bislang davon jedoch kaum etwas zu spüren, wie eine Umfrage der Saarbrücker Zeitung zeigt. Die Verunsicherung vieler Kunden aufgrund der Insolvenz von Thomas Cook beschäftigt dagegen die Branche.

„Der ein oder andere sagt mal was“, berichtet Salvatore Fiandaca. Der Geschäftsführer von GS Reisen und Freizeit in Fraulautern betont aber gleichzeitig, Klimaschutz beim Reisen sei „kein zentrales Thema“. Im Buchungsverhalten seiner Kunden hat er daher noch keine Veränderung bemerkt. Er verweist allerdings darauf, dass es derzeit eher ruhig sei und die Buchungssaison erst im November, Dezember richtig beginne. Erst dann ließen sich möglicherweise die Trends erkennen. Reaktionen auf die Insolvenz von Thomas Cook („das Erschrecken war groß“) habe er ebenfalls noch nicht bemerkt.

„Kunden, die über ein Reisebüro gebucht haben, konnten feststellen, dass man sich um sie kümmert“, betont Peter Meilchen zu der Veranstalter-Insolvenz. Alle Thomas-Cook-Kunden in seinem Dillinger Reisebüro seien gut zurückgebracht und auf andere Veranstalter umgebucht worden. Für Leute, die direkt online gebucht haben, sehe das völlig anders aus. Er kritisiert zudem, dass der Bundestag noch im Sommer mit großer Mehrheit eine deutliche Aufstockung des Sicherungsfonds abgelehnt habe. Und der „Klimaschutz ist vonseiten der Kunden kein Diskussionsthema“, sagt Peter Meilchen, da habe sich „merklich nichts geändert“. Er hält allerdings auch die öffentliche Debatte für „nicht objektiv“. Meilchen verweist darauf, dass lediglich 2,6 Prozent des CO2-Ausstoßes von Flugzeugen und Kreuzfahrt-Schiffen verursacht würden, mehr als die Hälfte aber von den privaten Haushalten, gefolgt von der Industrie.

Ähnlich sieht es Rüdiger Gusenburger, der Inhaber des Reisebüros TUI Travel Star am Großen Markt in Saarlouis. Nachhaltigkeit bei Reisen sei zwar ein Thema, Klimaschutz-Aspekte jedoch „kein Massenphänomen“. Nur in einigen Einzelfällen würden Urlaubspläne wirklich geändert. „Das mag vielleicht noch stärker kommen“, sagt Gusenburger, ließe sich aber frühestens nach dem Ende der Buchungssaison in einem halben Jahr sagen. Viel stärker sei der Informationsbedarf der Kunden aufgrund der „extremen Verunsicherung“ durch die Insolvenz von Thomas Cook. Kunden, die bislang im Internet gebucht hätten, kämen nun zurück ins Reisebüro, um dort „die kompetente Beratung“ zu suchen, sieht er durchaus positive Folgen für seine Branche.

Grundsätzlich positiv wird auch die Klimaschutz-Debatte bei Lambert Reisen in Schwarzenholz betrachtet. Mit-Geschäftsführerin Ines Lambert verweist darauf, dass bei Reisen der Bus „das klimafreundlichste Verkehrsmittel“ sei. Lambert bietet ausschließlich Bus-, keine Flug-Reisen an und wirbt sogar mit eigenen Umwelt-Broschüren. Eine verstärkte Nachfrage der Kunden hat das Unternehmen bislang aufgrund der Klima-Debatte jedoch nicht gemerkt, lediglich die Zahl der Kurzreisen sei zuletzt gewachsen.

Etliche Reisebüros wollen sich dagegen überhaupt nicht äußern („egal was man sagt, ist es doch falsch“) oder bestätigen, ohne genannt werden zu wollen: Im Buchungsverhalten der Kunden hat sich durch die Klima-Debatte nichts geändert. Reisen mit dem Flugzeug oder auf dem Kreuzfahrtschiff seien weiterhin äußerst beliebt, heißt es allenthalben.

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