Zurück zu der einstigen Zufluchtstätte

Siersburg · Fast 70 Jahre sind vergangen seit mehr als 1000 Menschen Zuflucht vor dem Krieg im Gauberg in Siersburg Zuflucht suchten. Der 84-jährige Hans Battiston berichtete jetzt über seinen dortigen Aufenthalt.

 Die amerikanischen Besucher vor dem Stolleneingang am Gauberg mit Hans Battiston (hintere Reihe, Zweiter von rechts). Foto: ERHARD GREIN

Die amerikanischen Besucher vor dem Stolleneingang am Gauberg mit Hans Battiston (hintere Reihe, Zweiter von rechts). Foto: ERHARD GREIN

Foto: ERHARD GREIN

Am 6. Juni 1944 landeten die alliierten Streitkräfte in der Normandie. Obwohl von der lothringischen Festungsstadt Metz bereits im saarländischen Niedtal Kanonendonner zu hören war, beschwor ein Gaupropagandaleiter, hochgereckt auf einem Pferdewagen, die Bevölkerung, fest an den Sieg Deutschlands zu glauben. Niemals würden die alliierten Feinde die deutsche Grenze überschreiten.

Bereits zu dieser Zeit war die III. US-Army unter der Führung des legendär gewordenen Generals Patton zum Angriff auf die deutsche Verteidigungslinie im Vormarsch. Die 90. Infanteriedivision besetzte am 30. November 1944 Büren (heute Siersburg), Rehlingen und Fremersdorf. Am 1. Dezember 1944 kam ein Stoßtrupp unter der Führung von Sylvester C. Stenger nach Siersdorf (Siersburg) und besetzte den Gauberg.

In den weitverzweigten Stollen des ehemaligen Gipsabbaugebietes, das später zu einer Champignonzuchtanlage umgestaltet und noch während des Zweiten Weltkrieges zu einer nie fertiggestellten Rüstungsfabrik ausgebaut werden sollte, hatten sich Mitte November 1944 über 1000 Menschen mit Kühen, Pferden, Ziegen und Hühnern geflüchtet. Man hoffte auf ein schnelles Ende der Front links und rechts der Saar. Durch die Rundstättoffensive kam der amerikanische Vormarsch bis zum März 1945 ins Stocken.

Menschen litten im Gauberg

Die unter unsäglichen Verhältnissen im Gauberg darbenden Frauen, Männer und Kinder wurden über Weihnachten 1944 von den Amerikanern überwiegend nach Hemmersdorf und Ihn gebracht, von wo sie im März 1945 in ihre Heimatdörfer zurückkehren konnten.

Im Juni 1999 kamen Sylvester Stenger aus Cincinnati (Ohio), Robert Mettler aus Bradenton (Florida) und John Lanfranki aus Batterson (Kalifornien) unter Führung von Brigadegeneral Raymond E. Bell Jr. an den Gauberg in Siersburg.

Janet Jester und Kathy McMahan, Töchter von Sylvester Stenger, kamen jetzt mit Familienangehörigen (Kevin Jester, Katy Huckabay und drei Kindern) nach Siersburg zum Eingang des Gaubergstollens. Hans Battiston (84) aus Siersburg berichtete in vielen Details über seinen Aufenthalt im Gauberg und die Ankunft der amerikanischen Soldaten.

Sein Vater war am Stolleneingang durch eine Granate verletzt und noch durch deutsche Soldaten an einen unbekannten Ort gebracht worden. Erst ein Jahr später kehrte er heim. Seine Schwester wurde durch einen Deckeneinsturz bei der gemeinsamen Kochstelle im Gauberg verletzt. Die amerikanischen Soldaten brachten sie in das Lazarett Thionville (Diedenhofen).

Amerikaner waren zu Gast

Herzlich begrüßt wurden die amerikanischen Gäste, die sich über die Siersburger Gastfreundschaft sehr freuten, auch von Patricia von Papen, der Eigentümerin des Gauberges. Schließlich hatten es die damaligen Zwangsbewohner des Gauberges ihrem Großvater Franz von Papen zu verdanken, dass die deutsche Wehrmacht und die SS die vorgesehene Zwangsräumung aufgeben mussten.

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