„Wir zerren niemand aus der Nied“

Rehlingen-Siersburg · Am Wochenende wird es wieder heiß – zu schade für die Bewohner von Rehlingen-Siersburg. Die haben nämlich kein Freibad, und in der Nied zu baden ist verboten. Bürgermeister Silvanus erklärt die Hintergründe.

 Am Campingplatz in der Nied zu baden, ist eigentlich verboten. Bei Kontrollen werden Badende gewarnt. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Am Campingplatz in der Nied zu baden, ist eigentlich verboten. Bei Kontrollen werden Badende gewarnt. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Foto: Jenny Kallenbrunnen

In der Nied herrscht Badeverbot. Laut Martin Silvanus, Bürgermeister von Rehlingen-Siersburg, entdecken Mitarbeiter der Gemeinde auf Kontrollfahrten immer wieder Badegäste in der Nied. Kein Wunder: Der Campingplatz in Siersburg liegt unmittelbar am Niedufer und in der Gemeinde gibt es kein Freibad als Alternative. "Wir zerren aber niemanden aus dem Wasser", sagt Silvanus. Verboten ist das Baden ohnehin nur am Siersburger Campingplatz. Es gibt jedoch auch viele private Grundstücke und öffentliche Wiesen, die an die Nied grenzen. Wer dort ins Wasser steigt, tut nichts Verbotenes.

Die Nied wird als offizielles EU-Badegewässer regelmäßig geprüft. Da die Wasserqualität aber inkonstant ist, können Gesundheitsgefahren für Badegäste nicht sicher ausgeschlossen werden, so das Gesundheitsamt. Seit 2007 ist die Nied generell für den Badebetrieb gesperrt. "Aber nicht etwa, weil dann die Wasserqualität der Nied gekippt wäre", betont Silvanus. Sondern weil die Richtlinien für Proben von EU-Gewässern verschärft wurden.

Nach dem alten Beprobungsverfahren wurde das Wasser bei einer schlechten Probe zweifach getestet. War die zweite in Ordnung, wurde kein Badeverbot verhängt. Seit 2007 müssen vier von vier Proben pro Jahr in Ordnung sein. "Diese Vorschrift kann ein Fließgewässer gar nicht einhalten", sagt Silvanus. Unter dem Image der vermeintlich schmutzigen Nied leide die Gemeinde. Seit das generelle Badeverbot gilt, sind die Besucherzahlen auf dem Campingplatz zurückgegangen.

Das Gesundheitsamt prüft das Wasser auf Escherichia coli und Intestinale Enterokokken. Bei diesen Bakterienarten handelt es sich um Keime, die im menschlichen Dickdarm vorkommen. Gerhard Müller, früherer Sachbearbeiter für Umwelt- und Naturschutz der Gemeinde, erklärt: "Das sind aber keine Krankheitserreger, sondern lediglich Indikatoren dafür, dass Fäkalien im Wasser sind." Das Gesundheitsamt schließt: Je mehr dieser Bakterien im Wasser sind, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass mit ihnen Krankheitserreger ins Wasser gelangt sind.

Sieben Kläranlagen reinigen die Nied im Saarland und dicht hinter der französischen Grenze. Bei starken Regenfällen gelangen durch Überläufe verdünntes Abwasser und Dünger in die Nied, da die Kläranlagen von den Wassermassen überlastet sind. Der Entsorgungsverband Saar baut deshalb aktuell unter dem Parkplatz an der Niedtalhalle ein Regenrückhaltebecken, das die Wassermassen nach starken Regenfällen bremsen soll.

"Unser Ziel ist, dass wir das generelle Badeverbot für die Nied aufheben können", sagt Silvanus. Erreichen möchte er neue Beprobungsverfahren, "gerne würden wir ein Stück weit zurück zur alten Methode gehen", sagt er. Das sei zwar nicht optimal gewesen, aber habe der Gemeinde doch zufriedene Badegäste beschert. Silvanus betont: "Es gibt nicht eine einzige Feststellung darüber, dass einmal ein Mensch in der Nied erkrankt ist."

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