Viel Geld für viele Friedhöfe

Rehlingen-Siersburg · Rund 200 000 Euro kostet die Gemeinde Rehlingen-Siersburg die Pflege ihrer 13 Friedhöfe im Jahr. Rund 70 000 Euro nimmt die Gemeinde über Gebühren ein. Eine Rechnung, die nicht aufgehen kann. Deshalb hat der Rat Gegenmaßnahmen beschlossen.

 Der Friedhof (Archivfoto) neben der Pfarrkirche St. Martin in Siersburg. Foto: SZ/Theobald

Der Friedhof (Archivfoto) neben der Pfarrkirche St. Martin in Siersburg. Foto: SZ/Theobald

Foto: SZ/Theobald

Friedhöfe pflegen kostet viel Geld . Und wer viele Friedhöfe hat, muss auch viel zahlen - eine Erfahrung, die die Gemeinde Rehlingen-Siersburg schon lange macht. 13 Friedhöfe gibt es hier, in jedem Ortsteil einen, in Fürweiler, Siersburg und Hemmersdorf sogar jeweils zwei. Dazu kommt, dass die Einnahmen immer weniger werden: Denn immer mehr Menschen werden eingeäschert und in Urnen beigesetzt. Das bringt den Kommunen weniger Geld : Die Leichenhalle entfällt und Urnen brauchen weniger Platz als eine Grabfläche.

Einschneidende Maßnahmen

Mit durchaus "einschneidenden Maßnahmen" will Bürgermeister Martin Silvanus nun dem jährlichen Defizit im Eigenbetrieb Friedhofs- und Bestattungswesen begegnen. Nicht nur, weil die Kommunalaufsichtsbehörde dies fordert: Denn die Verluste lagen in den vergangenen Jahren im Schnitt bei 250 000 bis 300 000 Euro . Und diese Defizite müssen aus Steuermitteln ausgeglichen werden.

Den Unterhaltungs- und Pflegeaufwand auf den 13 Friedhöfen der Gemeinde muss deshalb nach Ansicht der Verwaltung und auch des Gemeinderates auf ein "angemessenes Maß" begrenzt werden. Das bedeutet zum Beispiel: Seltener mähen und Hecken schneiden. Natürlich sei auch in Zukunft garantiert, dass "Bestattungen und Totengedenken in Würde und mit Pietät" erfolgten, betont der Bürgermeister.

Dem stehe nicht entgegen, dass etwa die Anzahl der Pflegedurchgänge pro Jahr "in sinnvoller Weise" reduziert werde: "Wir werden sicherlich nicht jedem Grashälmchen auf den Wegen und jedem von einem Baum gefallenen Blättchen hinterher eilen können", sagt Silvanus.

Aber auch die Einnahmen , die über Gebühren erzielt werden, müssten "zwingend" besser werden, beschloss die Gemeinde: Denn die Kosten für Pflege und Unterhaltung der Friedhofsanlagen (ohne Leichenhallen ) liegen durchschnittlich pro Jahr bei weit über 200 000 Euro - während die Einnahmen aus der Grabnutzungsgebühr weniger als 70 000 einbringen. "das deckt bei weitem nicht den Aufwand", sagt Silvanus.

Neue Gebühren

Der Gemeinderat berät deshalb nun die Einführung einer Friedhofsunterhaltungsgebühr. Mit dieser Gebühr sollen ausschließlich die laufenden Pflegemaßnahmen der Grün- und Wegeanlagen auf den Friedhöfen finanziert werden. Eine jährliche Gebühr soll für jede Grabstelle erhoben werden. "20 Euro pro Jahr und Grab" könnte sich Silvanus vorstellen.

Wie die Gebühr genau aussehen soll, will der Gemeinderat noch einmal im Spätsommer beraten. Der Städte- und Gemeindetag habe im Übrigen die Rechtmäßigkeit einer solchen Unterhaltungsgebühr bestätigt, betont er.

Die aktuelle Wirtschaftsplanung gehe insbesondere für 2016 davon aus, dass mit diesen ersten Maßnahmen das Jahresdefizit des Eigenbetriebes unter 200 000 Euro gedrückt werden könne. In den folgenden Jahren müsse man dann weiter sparen. Die übrigen Gebühren für Bestattungen waren vor vier Jahren zuletzt erhöht worden und lägen im Vergleich zu anderen Kommunen noch niedrig, meint der Verwaltungschef.

Meinung:

Infrastruktur in Frage stellen

Von SZ-Redakteurin Nicole Bastong

Wenn man dauerhaft deutlich mehr Geld ausgibt, als man einnimmt, kommt man in die Miesen. Das weiß jedes Kind, natürlich auch jeder Gemeindekämmerer. Nur der Bürger will das manchmal nicht so richtig wahrhaben. Und deshalb wird so mancher aufschreien oder sich erbosen, dass der Friedhof nicht mehr ständig gemäht und geharkt wird und man dafür auch noch mehr Geld bezahlen soll.

Dabei leuchtet es ein, dass eine Gemeinde mit vielen kleinen Ortsteilen, in denen immer weniger Menschen wohnen, dauerhaft keine 13 Friedhöfe unterhalten kann - und muss. Auch wenn man sich damit nicht beliebt macht, müssen eine Verwaltung und ein Rat die Infrastruktur in Frage stellen dürfen, im Interesse aller Steuerzahler: Muss jedes kleine Dorf einen eigenen Friedhof haben? Muss man eine Leichenhalle in Betrieb halten, für zwei oder drei Tote im ganzen Jahr? Und muss der Friedhof gepflegter aussehen als mancher Garten?

Der Wandel in der Bestattungskultur, der Trend zu Einäscherungen, Urnenwänden und Rasengräbern, gibt die Richtung vor. Dem sollte sich die Infrastruktur anpassen dürfen.

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