Tischlern wie Lena in Frankreich

Siersburg · Ein Förderprogramm und ein verständnisvoller Arbeitgeber ermöglichten es Lena Paulus, drei Wochen ihrer Ausbildung in Frankreich zu absolvieren. Die Zeit dort hat sie selbstständiger und selbstsicherer gemacht.

 Froh über die neuen Erfahrungen im Ausland: Lena Paulus, Sebastian Silvanus und Alexandra Schwarz von der VAUS (von links) im heimischen Ausbildungsbetrieb Silvanus GmbH in Siersburg. Foto: cbe

Froh über die neuen Erfahrungen im Ausland: Lena Paulus, Sebastian Silvanus und Alexandra Schwarz von der VAUS (von links) im heimischen Ausbildungsbetrieb Silvanus GmbH in Siersburg. Foto: cbe

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Drei Wochen Arbeiten in einem fremden Land, rund 900 Kilometer weg von zu Hause - für Lena Paulus aus Schwalbach war dies Teil ihrer Ausbildung zur Tischlerin. In dem Siersburger Traditionsunternehmen Silvanus GmbH absolviert die 19-Jährige derzeit im zweiten Jahr ihre Berufsausbildung, und jetzt hat sie die Möglichkeit genutzt, ein Praktikum bei einem Betrieb im Ausland zu machen.

Möglich machte dies das Förderprojekt "Let's go", das über das "Erasmus+"-Mobilitätsprogramm der Europäischen Union finanziert wird. "Let's go" vergibt Stipendien, mit denen die jungen Leute zumindest einen Teil der Aufwendungen für ihren Auslandsaufenthalt abdecken können.

Auf einer Informationsveranstaltung in ihrer Berufsschule, dem TGSBBZ Saarlouis, war Lena Paulus auf diese Angebote aufmerksam gemacht worden - von Mitarbeitern der Fachstelle für grenzüberschreitende Ausbildung, die bei der Verbundausbildung Untere Saar (VAUS) in Dillingen angesiedelt ist. Alexandra Schwarz von der Fachstelle erläutert: "Seit 2005 das Berufsbildungsgesetz geändert worden ist, haben Auszubildende die Möglichkeit, bis zu einem Viertel ihrer Lehrzeit im Ausland zu verbringen."

Dazu gehören allerdings auch verständnisvolle Arbeitgeber . Den hat Lena Paulus in ihrem Chef Sebastian Silvanus gefunden: Er war gerne bereit, seiner Nachwuchsmitarbeiterin diese Auslands-Erfahrung anzubieten. Dadurch sah er für Lena eine gute Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern - und das nicht nur in sprachlicher Hinsicht. Denn der französische Betrieb, in dem sie ihr Praktikum absolvierte, unterschied sich in einigem von ihrem angestammten Ausbildungsbetrieb.

Sebastian Silvanus: "Das Unternehmen dort war eher eine Möbelschreinerei, während wir eher auf Fenster und Türen spezialisiert sind. Lena war dort eher in der Werkstatt eingesetzt als auf Montage, wie bei uns. Es war also eine etwas andere Arbeit, aber das war ja auch gewollt."

Bis Lena ihre Tätigkeit in der Schreinerei Escabelle in der westfranzösischen Küstenstadt La Rochelle antreten konnte, waren noch einige Vorbereitungen zu erledigen: Zunächst musste ein Partnerbetrieb gefunden werden, der sich an dem Austauschprogramm beteiligt. Hier half die Mobilitätsberatung der Handwerkskammer Düsseldorf, die für das Förderprojekt "Let's go" federführend verantwortlich ist, bei der Suche. Danach waren die entsprechenden Förderanträge zu stellen, wobei die Fachstelle bei der VAUS in Dillingen behilflich war. Die VAUS organisierte kurz vor der Abreise dann noch ein interkulturelles Vorbereitungsseminar für die junge Schwalbacherin, bei dem sie die Möglichkeit hatte, mit Jugendlichen aus Frankreich über die kulturellen Unterschiede zwischen beiden Ländern und deren Erfahrungen in der Fremde zu diskutieren.

Dann ging es auf die rund 900 Kilometer weite Reise an die Atlantikküste. In La Rochelle war Lena Paulus in einem Ausbildungszentrum mit Internat untergebracht, wo sie als einzige Deutsche mit vielen jungen französischen Azubis aus unterschiedlichen Handwerksberufen in Kontakt kam. "Die Leute dort waren alle sehr freundlich, sind auf mich zugegangen und haben mich überall hin mitgenommen", erinnert sich Lena. Anfangs habe sie sich zwar überwinden müssen, in der fremden Sprache Französisch zu sprechen, erzählt sie. "Das war schon schwierig." Aber ihre französischen Kollegen hätten es ihr leicht gemacht: "Die Kollegen haben langsam gesprochen und mir manchmal auch einfach nur gezeigt, was ich machen soll."

Die drei Wochen in der Ferne hätten sie selbstständiger und selbstsicherer gemacht, resümiert Lena. Und auch Alexandra Schwarz von der VAUS-Fachstelle zollt der jungen Frau Respekt: "Sie war in diesem Jahr die Erste, die ein solches Auslandspraktikum während ihrer Ausbildung absolviert hat, und zudem ist sie die erste weibliche Absolventin überhaupt." Leider werde das Angebot, im Ausland Berufserfahrungen zu sammeln, im Saarland nicht sehr häufig genutzt, sagt Schwarz: "Die Fachstelle gibt es seit Anfang 2013. Seither haben wir über 200 Praktika von französischen Auszubildenden im Saarland vermittelt. In die umgekehrte Richtung waren es dagegen nur acht." Saarländische Unternehmen und Auszubildende mit Interesse an einem Ausbildungsabschnitt in Frankreich können sich an die Fachstelle für grenzüberschreitende Ausbildung bei der VAUS wenden (www.vausnet.de ). Das saarländische Wirtschaftsministerium unterstützt die Arbeit der Fachstelle. Unterstützung kommt auch von der Industrie- und Handelskammer, der Bundesagentur für Arbeit , der Stahlstiftung Saar und dem Verband der Metall- und Elektroindustrie im Saarland.

Die Fachstelle unterstützt junge Menschen aus Lothringen und dem Saarland bei der Vorbereitung der Organisation von Praktika und Ausbildungsabschnitten im Nachbarland. Das Angebot richtet sich gleichermaßen an junge Franzosen wie an Deutsche. Ziel ist die Förderung der deutsch-französischen Handlungskompetenz von jungen Menschen zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in der Region.

Kontakt: Fachstelle für grenzüberschreitende Ausbildung, Alexandra Schwarz, Tel. (0 68 31) 7 64 63 41, Flora Palicot, Tel. (0 68 31) 7 64 79 41, und Patrick Barth, Tel. (0 68 31) 7 68 26 20.

 Sebastian Silvanus besuchte seine Auszubildende Lena Paulus auch während ihres Praktikums in La Rochelle und nahm gemeinsam mit einem Mitarbeiter des Partnerbetriebs Escabelle (von links) ihre Arbeit dort unter die Lupe. Foto: Silvanus

Sebastian Silvanus besuchte seine Auszubildende Lena Paulus auch während ihres Praktikums in La Rochelle und nahm gemeinsam mit einem Mitarbeiter des Partnerbetriebs Escabelle (von links) ihre Arbeit dort unter die Lupe. Foto: Silvanus

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