Teil der Birnbaumallee ohne Not geopfert?

Niedaltdorf. Nach einem sehr schweren Schlag sprosst wieder Hoffnung für die Natur- und Obstbaumfreunde in Niedaltdorf. Die Motorsäge hat ihre stolze Birnbaumallee im Hintersten Wald - mit der sie noch 2008 in der Broschüre "Unser Dorf hat Zukunft" warben - um rund ein Drittel dezimiert

Niedaltdorf. Nach einem sehr schweren Schlag sprosst wieder Hoffnung für die Natur- und Obstbaumfreunde in Niedaltdorf. Die Motorsäge hat ihre stolze Birnbaumallee im Hintersten Wald - mit der sie noch 2008 in der Broschüre "Unser Dorf hat Zukunft" warben - um rund ein Drittel dezimiert. Ausgerechnet die Naturlandstiftung Saar (NLS) hatte im Januar acht mächtige Obstbäume fällen lassen, weil der Naturwacht-Ranger Frank Grütz so viel Totholz in den Baumkronen entdeckt hatte, dass er in möglichem Astbruch am Wegesrand Gefahr für Menschen sah. "Es hat viel Unmut gegeben, das kann ich verstehen", erklärte dazu NLS-Kurator Ludger Wolf, "da standen sehr alte Bäume. Aber wenn etwas passiert, wird in Deutschland sofort geklagt. Das war eine schwierige Entscheidung für uns." Zum Ausgleich pflanzt die NLS dort 15 junge, aber bereits zwei Meter hohe Birnbäume - alte Sorten wie Veldenzer Birne, Sipplinger Klosterbirne oder Gelbmöstler Birne. "Das soll sie vor dem Aussterben bewahren, ertragreiche Sorten verdrängen sie sonst", sagte Wolf.Das reicht nicht allen Niedaltdorfern. Ortsratsmitglied Reiner Petry verweist auf die besondere Leistungskraft der großen alten Bäume: "Da können sie 100 junge pflanzen, das bringen die nicht." Er meint, als Landschaftbestandteil eines geschützten Gebietes hätten die Bäume nicht ohne Genehmigung gefällt werden dürfen. Die Einwohner erzählen, die Birnbäume seien gewachsen, seit der Wald gerodet wurde, um den Kirchbau zu finanzieren. Da St. Rufus 1873 geweiht wurde, kamen die Birnbäume wohl auf ein Alter von gut 140 Jahren. Steinalt, aber vital"Davon gibt es nicht mehr viele", räumt Wolf ein, "allerdings war auch klar, dass es auf ihr natürliches Ende zuging." Dann verlören die Bäume ihre Stabilität und würden zur Gefahr. Das sieht Rudi Reiter anders. Er ist stellvertretender Landesvorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) und sitzt im Vorstand der Naturlandstiftung. Er prüfte die gefällten Bäume und befand: "Das Holz ist knochenhart und von bester Vitalität." Er attestierte diesen Birnbäumen noch eine Lebenserwartung von Jahrzehnten. Beseitige man solche Bäume, müssten auch Tausende von anderen Obstbäumen an unbedeutenden Feldwegen fallen. Wolf kündigte an: "Wir werden Lehren daraus ziehen und künftig nachfragen, was es kostet, mit einem Hubsteiger die Krone zurückzuschneiden." Allerdings sei das teuer und nur ein "Sterben auf Zeit mit sehr viel Geld". Dem Ortsvorsteher Stephan Schaaf versprach er, in Zukunft intensiver zu informieren. Schaaf: "Ich bezweifele die Entscheidung zur Fällung nicht, aber man hätte sie zuvor öffentlich besser begründen müssen. Es hat im Gemeindeblatt gestanden, aber das haben viele überlesen oder die Ortsbezeichnung nicht gekannt." Nun gebe es die Hoffnung, künftig in die Entscheidungen einbezogen zu werden.

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