Sprache und andere Hindernisse

Siersburg · Angst vor dem deutschen Ausbildungssystem, schlechte Infrastruktur, mangelnde Sprachkenntnisse - das sind Gründe, warum junge Franzosen sich nicht auf den deutschen Arbeitsmarkt trauen. Dabei hätten sie gute Chancen.

 Michael Rouenhoff erklärte Martin Braun (r.) den Beruf des Zerspanungsmechanikers. Foto: Seeber

Michael Rouenhoff erklärte Martin Braun (r.) den Beruf des Zerspanungsmechanikers. Foto: Seeber

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Für französische Jugendliche ist der deutsche Arbeitsmarkt interessant, da es in Lothringen kaum Stellen gibt. Und deutsche Firmen sind interessiert an französischen Bewerbern: Sei es, weil sie zum Beispiel im Verkauf französische Kundschaft haben, oder auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht genügend geeignete Bewerber finden.

So versuchten die Gemeinde Rehlingen-Siersburg und ihre französische Partnerkommune Bouzonville zum zweiten Mal, mit einer grenzüberschreitenden Jobbörse Jobsuchende und Firmen zusammenzubringen. An 44 Ständen stellten sich in der Niedtalhalle kleine, mittlere und große Unternehmen verschiedener Branchen vor, die Kammern IHK und HWK sowie die lothringische und saarländische Arbeitsagentur standen beratend zur Verfügung, ebenso der Wirtschaftsförderungsverband (Wfus) mit seiner grenzüberschreitenden Verbundausbildung Vaus.

Doch gute Sprachkenntnisse sind das A und O - so war es an allen Ständen zu hören. Und daran hapere es oft. Auch den Fachkräftemangel spürt so manch einer schon. Händeringend sucht etwa Andrea Blaß, Leiterin des ambulanten Pflegedienstes Orscholz, zweisprachige Mitarbeiter. "Wir haben französische und luxemburgische Kunden und sind ganz offen für alle Bewerber, doch seit Jahren ist es schwierig."

Zerspanungs- und Feinmechaniker sucht die Werkzeug- und Vorrichtungsbau GmbH Rehlingen. "Wir haben zwar eine große Auswahl an Bewerbern, aber wenige, die geeignet sind", beschreibt Ausbildungsleiter Patrick Lagrange. Mittlere Reife oder ein guter Hauptschulabschluss ist für ihn Voraussetzung, ein Praktikum von Vorteil - den firmeneigenen Test zur Allgemeinbildung, technischem und physikalischem Wissen bestünden aber viele schon nicht.

Im gesamten technischen Bereich sind Stellen frei, bestätigt Wolfgang Matheis von der Nachwuchswerbung der HWK. "Weil nicht genügend deutsche Jugendliche die Anforderungen erfüllen." Dennoch gibt es so gut wie nie Bewerber aus Frankreich: "Die Hemmschwelle ist hoch, in ein anderes Land zu gehen, dazu kommt die Sprachbarriere und auch die Angst vor dem deutschen Ausbildungssystem."

Ein großes Problem nannte Jürgen Pohl, Geschäftsführer des wfus, zudem die schlechte Infrastruktur über die Grenze hinweg: "Wir könnten mehr Stellen vermitteln, wenn eine Verkehrsanbindung vorhanden wäre."

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