Rehlingen will das Klima schützen
Rehlingen-Siersburg · Das Klimaschutzkonzept der Gemeinde Rehlingen-Siersburg ist vom Gemeinderat beschlossen. Im Mittelpunkt stehen der Ausbau von Solar- und Windkraft sowie die Sanierung aller Gebäude bis 2050.
Rehlingen-Siersburg. Vor zwei Jahren hat die Gemeinde Rehlingen-Siersburg beschlossen, ein Klimaschutzkonzept aufzulegen. Nun hat der Gemeinderat das entwickelte Konzept einstimmig verabschiedet.Das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) der Trierer Fachhochschule am Umwelt-Campus Birkenfeld hat aus Daten der Gemeinde einen Maßnahmenkatalog mit insgesamt 13 Hauptpunkten für die nächsten drei Jahre vorgestellt. Biomasse stellt einen Schwerpunkt des Konzeptes, Energie aus Wasserkraft, Fotovoltaik und Windkraft stehen mit auf der Prioritätenliste. Denn ein Großteil der Finanzmittel gehe der Gemeinde durch den Import von fossiler Energie verloren: "38 Millionen Euro fließen jährlich ab, weil Sie Strom und Gas einkaufen und nicht die Energie aus der Region nutzen", sagt Thomas Anton.
Häuser sollen saniert werden
Anton, Bereichsleiter Energieeffizienz und Erneuerbare Energien am IfaS, erklärt, dass mit dem Klimaschutzkonzept die regenerativen Energiepotenziale der Region bis 2050 genutzt werden können: "Und bis 2020 könnte die Gemeinde sogar selbst Strom exportieren."
Maßnahmen wie Öffentlichkeitsarbeit, Mittelbeschaffung und die Schaffung einer Internet-Klimaschutzplattform wenden sich an die Gemeindeverwaltung. Aktivierung der Solarpotenziale und Gebäudesanierung wird auch die Bürger betreffen: Denn die privaten Haushalte sind nach Ergebnissen des Instituts wegen ihres hohen Heizölverbrauchs mit 45 Prozent der größte Energieverbraucher der Gemeinde.
Ziel: Das Jahr 2050
Daher sieht der Katalog ab Februar 2013 eine Initiative mit technischer und energetischer Gebäudesanierung vor: Bis 2050 sollen alle Wohngebäude so saniert sein, dass 50 Prozent des derzeitigen Energiebedarfs eingespart werden. Dabei geht es vor allem um Außenwände, Fenster, oberste Geschoss- und Kellerdecke. Auch soll die Wärmeversorgung nach und nach auf regenerative Energien umgestellt werden.
Geplant ist, bestehende Heizungen durch Heizungen mit biogenen Brennstoffen, Wärmepumpen und heizungsunterstützenden Solarthermieanlagen auszutauschen. Die Energieeinsparung könnte 2015 im Vergleich zu 2010 etwa 16 Millionen Kilowattstunden betragen. Das wären vier Prozent vom Gesamtenergieverbrauch der Gemeinde, der bei 377 Millionen Kilowattstunden pro Jahr liegt.
Die technische Gebäudesanierung soll den Bürgern mit einer Sanierungskampagne schmackhaft gemacht werden. Diese soll ein Klimaschutzmanager umsetzen. Der Klimaschutzmanager wird auch die CO2-Bilanz sowie den Maßnahmenkatalog fortschreiben und die Realisierung des Klimaschutzkonzeptes unterstützen. Die Stelle hat die Gemeinde beim Bundesumweltministerium beantragt, wenn alles planmäßig läuft, soll sie im Juni ausgeschrieben und ab Herbst besetzt sein.
Für die ersten drei Jahre fördert das Bundesumweltministerium die Personal- und Sachkosten der Stelle, Anton glaubt, dass der Posten danach über Mittelbeschaffung und Einsparungen finanziert werden kann. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Manfred Kelm schlug vor, dass der Klimaschutzmanager halbjährlich im Gemeinderat über die Konzeptumsetzung Bericht erstattet.
Weitere Maßnahmen des Klimaschutzkonzeptes bis 2015 sind der Ausbau von Wind- und Solarenergie zu jeweils sechs Millionen und 15 Millionen Euro, die insgesamt 16 Millionen Kilowattstunden pro Jahr produzieren sollen.
10 000 Dächer geeignet
Die Solarpotenzialanalyse des IfaS kommt zu dem Ergebnis, dass sich in der Gemeinde knapp 10 000 Dächer für eine Stromproduktion mit Fotovoltaik eignen. Insgesamt könnte auf den Dächern eine Gesamtleistung von 62 588 Kilowatt-Peak (Spitzenleistung) erreicht werden.
Die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes soll 62 600 Euro kosten, 35 100 Euro fördert das Bundesumweltministerium und die restlichen 27 500 Euro bringt die Gemeinde auf.
Meinung
Auf die Bürger kommt es an
Von SZ-RedakteurinSophia Schülke
Der Gemeinderat hat das vom Umweltcampus Birkenfeld entwickelte Klimaschutzkonzept beschlossen. Ob das Konzept voll umgesetzt und ein Erfolg werden kann, hängt auch stark von den Bürgern ab.
Wenn in den kommenden Jahrzehnten alle Gebäude in der Gemeinde saniert und energieeffizienter werden sollen, muss jeder mitmachen und sich über Fördermaßnahmen informieren. Hoffentlich sind die Menschen bereit und auch dazu in der Lage, erst einmal Kosten auf sich zu nehmen, die sich erst mit den Jahren rentieren werden.