Jugendaustausch Neuer Barfußpfad entsteht mit internationaler Hilfe

Oberesch · Ein Workcamp mit Jugendlichen aus sieben Ländern und AWO-Mitarbeitern geht in Oberesch buchstäblich neue Wege.

 Gemeinsam anpacken: Jugendliche aus dem Berufsbildungsbereich der AWO und ein knappes Dutzend Projekteilnehmerinnen aus sieben Nationen legen mit Projektleiter Marcus Gramlich und dem Ortsvorsteher von Oberesch Michael Engel einen Barfußpfad mit Kies und Holztreppen im Eschbach an.

Gemeinsam anpacken: Jugendliche aus dem Berufsbildungsbereich der AWO und ein knappes Dutzend Projekteilnehmerinnen aus sieben Nationen legen mit Projektleiter Marcus Gramlich und dem Ortsvorsteher von Oberesch Michael Engel einen Barfußpfad mit Kies und Holztreppen im Eschbach an.

Foto: Johannes A. Bodwing

Ein Projekt, von dem jeder einen Nutzen haben kann, läuft am Ortsrand von Oberesch. Dort legen Lernbehinderte aus der Region zusammen mit jungen Leuten aus sieben Nationen duftende Hochbeete an und einen Barfußpfad mit kiesigem Bachbett. „Das ist der Start auf dem 600 Meter langen Rundweg um den Eschbachweiher“, sagte Ortsvorsteher Michael Engel. Die Strecke zwischen Bäumen am Gewässer des örtlichen Angelsportvereins soll in den nächsten zwei bis drei Jahren für Menschen mit Beeinträchtigungen aufgewertet werden.

Junge Frauen stehen im Bachlauf und befestigen das Ufer mit dicken Steinen. Dabei fallen spanische Sätze und Übersetzungen ins Englische. Ein knappes Dutzend Teilnehmerinnen ist seit 13. Juli beim internationalen Workcamp in Oberesch im Einsatz. Sie kommen aus Griechenland, Frankreich, Spanien, Türkei und Deutschland sowie Russland und der Türkei. Mit ihnen arbeiten zehn Jugendliche aus dem Berufsbildungsbereich der Arbeiterwohlfahrt, AWO. Denn sowohl das aktuelle Workcamp als auch das gesamte Projekt am Weiher laufen im Rahmen der Inklusion, um beeinträchtigte Menschen besser einzubinden.

Neben der gemeinsamen Arbeit geht es um Eindrücke von Land und Leuten. Die Griechin Vicky Lykopoulou aus dem Raum Saloniki begeisterte sich vor allem für die Saarschleife. Sie ist Teilnehmerin und Leiterin der internationalen Gruppe. Deren Alter liegt überwiegend zwischen 19 und Mitte 20. Zu den hohen Temperaturen hingegen meinte Lykopoulou lapidar: „For me is this normal.“ Das sei sie von ihrer Heimat her gewohnt.

Richtig Eindruck machte die Dorfgemeinschaft Oberesch bei der Ankunft der ausländischen Teilnehmerinnen. Es wurden Fahrräder benötigt, berichtete Ortsvorsteher Engel: Kurze Zeit später hatte jeder eines zur freien Verfügung. Damit erkunden sie die Umgebung und radeln morgens zur Arbeit an den Weiher. Am Nachmittag geht es zurück ins Dorfgemeinschaftshaus. Dort ist der große Saal in einen Schlaf- und Ess-/Wohnbereich unterteilt. In der Küche hängt eine Tafel mit den Mahlzeiten, darunter internationale Speisen. Schräg gegenüber ist das Jugendzentrum, wo das Team auch mal bis in die Nacht feiere. Einwohner laden zum Treffen im Garten ein, Leute bringen Kuchen vorbei – ein großes Miteinander.

„Das ist interessant, mal mit anderen Sprachen zu tun zu haben und mit Leuten aus anderen Ländern“, erzählte Samantha Ruppenthal, Teilnehmerin des Awo-Teams. Aus Rennes, der Hauptstadt der Bretagne, kam Manon Steinmann. „Ich möchte mein Englisch und Deutsch verbessern und mit Menschen zusammenarbeiten.“

Aus der Region Guanajuato in Zentralmexiko stammen zwei Freundinnen. Sie suchten sich das Projekt gemeinsam aus. Die Erfahrungen hier wollen sie nutzen für ihre künftige Arbeit als Physiotherapeutin für Menschen mit Behinderungen. Denn „Projekte in Mexiko sind eher mit Naturschutz, kaum mit Inklusion“.

Was am Weiher von Oberesch entsteht, soll für Rollstuhlfahrer nutzbar sein, für Sehbehinderte, Senioren mit Rollator und Familien mit Kinderwagen, verdeutlichte Michael Engel. Dazu gehörten unter anderem die Sanierung zweier Brücken, Sitzgelegenheiten, und ein Handkneippbecken. Die Idee dafür gehe zurück auf Beratungen für den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ im Juli 2017. Im September darauf wurde Oberesch Sieger auf Kreisebene, in rund einem Monat tritt der Ort auf Landesebene an.

Dann werden der Jury auch die ersten Projektergebnisse präsentiert. Nach Gesprächen im Januar mit der Awo schrieb die das Projekt über den Verein Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten, IBG, international aus, teilte Awo-Projektleiter Marcus Gramlich mit. Das Projekt habe auch das OK des Angelsportvereins, sagte dessen Vorsitzende, Melanie Folz.

Am kommenden Wochenende stehen die internationalen Gäste bei den Siersburger Mittelaltertagen am Awo-Stand. „Am Montag treffen wir uns nochmal zum Abschied am Weiher“, sagte Engel. Dienstag beginne die für manche recht lange Heimreise. Was jeder mitnehme, sagte Ortsvorsteher Engel mit einem Lächeln, ist die dreifache Bedeutung des Schwenkers.

Die hat auch Anna Sosnovskaya aus St. Petersburg drauf, vom Fleisch über den Mann am Grill bis zum Gestell. Sosnovskaya arbeitet an der staatlichen Universität von St. Petersburg und analysiert vor allem die Kommunikation in Projekten wie dem in Oberesch. Bewundernd sprach sie davon, wie die Awo-Projektleiter Bernd Berretz und Marcus Gramlich mit den beeinträchtigen Jugendlichen umgingen. Sie wertet das Projekt wissenschaftlich aus für die Umsetzung in ihrer Heimat. Denn in Russland sei Inklusion ganz am Anfang, „damit haben wir noch keine richtigen Erfahrungen“.

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