Mit Worten gegen den Krebs

Fremersdorf. "Bruno" hat sein Leben verändert. Davon will Reiner Gaußmann erzählen, damit andere Kranke Trost erfahren, verstehen lernen, Mut bewahren. "Bruno" nennt der 57-jährige Maler den Lungentumor, von dessen tödlicher Bedrohung er seit Januar weiß. Der Krebs hat aus dem Saarbrücker, der mit seiner Familie in Fremersdorf lebt, einen Autor werden lassen

Fremersdorf. "Bruno" hat sein Leben verändert. Davon will Reiner Gaußmann erzählen, damit andere Kranke Trost erfahren, verstehen lernen, Mut bewahren. "Bruno" nennt der 57-jährige Maler den Lungentumor, von dessen tödlicher Bedrohung er seit Januar weiß. Der Krebs hat aus dem Saarbrücker, der mit seiner Familie in Fremersdorf lebt, einen Autor werden lassen. Sein erstes Buch "Mein Tumor heißt Bruno", das Ende Oktober erscheinen soll, ist ein Mittel zur Selbstheilung. Und eine Botschaft an andere Kranke. Gaußmann beschreibt und verarbeitet im Buch, wie das Leben mit "Bruno" aussieht. Leid, Schock und Trauer haben darin ihren Platz, aber auch - das ist die Botschaft - Kraft, Wille, Mut und Perspektive. In der autobiografischen Geschichte stellt Gaußmann die ersten Monate seiner inoperablen Krankheit dar - den Tag der Diagnose, die harten Wochen der Bestrahlung, Rückschläge, das Finden von "Therapiefreunden", Momente des Glücks. Auch die Kindheit des Autors ("im Burbacher Industriemief") kommt vor: "Bevor ich gehe, will ich mein Leben aufarbeiten." Seinem Tumor einen Namen zu geben, habe der Krankheit die Distanz entzogen: "Ich will und kann sie nicht bekämpfen oder besiegen, ich muss mit ihr leben. Und ich kann es." Namensgeber sei der Bär Bruno, der 2006 in Bayern erlegt wurde: "Ihn erlegen zu wollen, war falsch. So ist es auch mit meinem Tumor." Erkenntnisse wie diese haben ihm beim Schreiben geholfen, nicht den Lebensmut zu verlieren, den er jetzt an seine Leser weitergeben will. Auch in der Malerei findet Gaußmann, der im Saarland und in Berlin ausstellt, ein Ventil. Schon immer seien Trauer, Trost und Tod seine Motive gewesen.Für "Bruno" war ein Buch nötig, wegen des größeren Verarbeitungsbogens. Mit der düsteren, dann wieder ermutigenden, immer authentischen Verarbeitung verbinden sich die Wünsche des Autos: "Ich möchte weiter lesen und ausstellen, auch im Rahmen meiner Arbeit in der Sterbehilfe." Ende des Jahres liest er in Berlin: "Ich habe noch Perspektiven, bin aber trotzdem auf den Tod vorbereitet. Viele sind das nicht. Vielleicht kann ich ihnen helfen, zu enttabuisieren." Ihm selbst helfen die Geborgenheit der Familie, die Anteilnahme vieler Freunde, die neue Wahrnehmung der Natur oder der Perspektivwechsel, jeden neuen Tag zu genießen - ob zu Hause oder im Garten der Palliativstation eines Krankenhauses. "Bevor ich gehe, will ich mein Leben aufarbeiten."Reiner Gaußmann, Maler aus Fremersdorf

Auf einen BlickReiner Gaußmann liest am Montag, 11. Oktober, 17 Uhr, im katholischen Pfarrheim St. Ludwig in Saarlouis, Pavillonstraße 23. Veranstalter ist der Hospizverein Saarlouis, Anlass sind die Welthospiztage. Der Eintritt ist frei.Das Buch "Mein Tumor heißt Bruno" erscheint Ende Oktober in 500 Exemplaren, der Preis steht noch nicht fest. kes

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