Zu Gast im Saarland Mit Maggi und Bier heim nach Ecuador

Niedaltdorf · Ein Jahr hat Camila Nunez aus Ecuador als Gastschülerin in Niedaltdorf bei Familie Ellersdorfer verbracht. Mit gemischten Gefühlen tritt sie im Juli die Heimreise an.

 Austauschschülerin Camila Salazar bei ihrer Gastfamilie Manuela und Ralf Ellersdorfer

Austauschschülerin Camila Salazar bei ihrer Gastfamilie Manuela und Ralf Ellersdorfer

Foto: Thomas Seeber

So ein Jahr fliegt vorbei - das stellen Camila Nunez aus Quito/Ecuador und ihre Gasteltern Manuela und Ralf Ellersdorfer aus Niedaltdorf wehmütig fest. Längst haben sie sich aneinander gewöhnt, dem Abschied sieht insbesondere die Gastmutter mit Schrecken entgegen – obwohl die Familie schon öfter Gäste aus aller Welt beherbergt und verabschiedet hat: „Am Flughafen ist es immer ganz schlimm“, seufzt Manuela Ellersdorfer, „und wenn man dann nach Hause kommt, und das Zimmer ist leer. Da braucht man schon ein, zwei Wochen, um sich daran zu gewöhnen.“ Zum Glück, findet sie, ist es dank Handy und Internet heute leicht, den Kontakt auch über Tausende Kilometer zu halten.

So hat auch die 19-jährige Camila regelmäßig mit ihrer Familie in Ecuador gesprochen. „Ich freue mich sehr, meine Eltern und meinen kleinen Bruder wiederzusehen“, sagt sie. Traurig ist sie dennoch: Sie hat in ihrem Gastjahr einige Freundinnen gefunden, die sie bald vermissen wird. Mit gemischten Gefühlen sieht sie deshalb dem nahenden Abschied entgegen: Am 6. Juli geht ihr Heimflug. Was in den Koffer kommt, weiß sie schon: „Eine Flasche Maggi auf jeden Fall. Und Schokolade. Und Nutella, das ist bei uns sehr teuer.“ Außerdem: Gewürz für Currywurst und ein Deutschland-Trikot für den Bruder.

Deutsch gelernt hat die lebhafte Südamerikanerin dank vieler Kontakte schnell. „Ich nehme auf jeden Fall die Sprache mit und ein Stück Kultur“, meint die 19-Jährige. So hat sie sich zum Beispiel an das deutsche Frühstück gewöhnt, „Brot mit Butter und Marmelade“, und an das ständige Kaffeetrinken. „Wir trinken kaum Kaffee in Ecuador“, erzählt sie, „und es gibt fast nur löslichen Pulverkaffee. Den finde ich jetzt richtig eklig.“ Genau wie Jägermeister übrigens, in Ecuador unter jungen Leuten eine beliebte und teure Spirituose – „Jetzt mag ich lieber Hugo und Lambrusco, das kannte ich vorher nicht.“ Mindestens eine Flasche Bier kommt auch ins Gepäck, betont sie: „Das deutsche Bier ist so lecker!“

Die saarländische Liebe zum Grillen und Schwenken hat sie natürlich ebenfalls kennengelernt. „Diese ganzen Würste“, staunt sie, „das ist wie mit dem Weihnachtsgebäck, ich kann mir die Namen nicht alle merken.“ In Ecuador grillt man zwar auch, berichtet Camila, aber eher zu besonderen Gelegenheiten. „Ich finde es lustig, dass man hier ständig grillt.“ Die heimische Vielfalt an Meeresfrüchten hat sie im Saarland aber doch vermisst. Eingelebt hat sich das Mädchen aus der Metropole Quito gut in Niedaltdorf: Durch das gesellige Dorfleben hat sie schnell Anschluss gefunden. Höhepunkt ihres Gastjahres war ganz klar die Fastnacht. „Mit meinen Freundinnen war ich fünf Tage lang unterwegs, jeden Tag mit einem anderen Kostüm“, erzählt sie lachend. „Das war echt cool, aber auch anstrengend.“ In einer Tanzgruppe hat sie sich selbst an den Kappensitzungen und beim Umzug in Niedaltdorf beteiligt.

Trotz des Aufenthalts in der Provinz hat sie von Deutschland einiges gesehen: Ausflüge nach Köln, Frankfurt, Berlin standen auf dem Programm, natürlich in die Großregion, auch Paris, die Schweiz und Spanien hat sie im vergangenen Jahr besucht. Einige Wochen hat Camila aber auch mit Lernen verbracht: In Frankfurt hat sie eine Zusatzprüfung in fünf Fächern abgelegt, damit ihr Abitur in Europa anerkannt wird. Denn sie will, wenn möglich, „Internationale Studien“ in Spanien studieren. „Ich mag Europa, und Spanien wäre gut wegen der Sprache und weil dort Familie von mir wohnt.“

Dass nochmal ein Gastschüler bei Familie Ellersdorfer einzieht, will die Gastmutter nicht ausschließen. „Wir machen jetzt ein Jahr Pause, weil wir selbst eine längere Reise planen“, verrät sie, „aber danach kann ich mir das schon vorstellen.“ Aber jetzt wird erstmal die große Abschiedsparty für Camila vorbereitet, betont Ralf Ellersdorfer: „Wir haben alle eingeladen, die sie hier kennengelernt hat.“

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