Martin Silvanus bringt Pogrom-Mahnmal ins Spiel

Rehlingen-Siersburg · Die 1938er November-Pogrome markieren einen Tiefpunkt der deutschen Geschichte. Die Übergriffe auf Juden, auf deren Einrichtungen und Wohnstuben jähren sich an diesem Wochenende zum 75. Mal. Rehlingen-Siersburgs Bürgermeister Martin Silvanus findet, dass es an der Zeit ist, mit einem Mahnmal an diese schwarzen Stunden zu erinnern.

In Erinnerung an die Pogromnacht vor 75 Jahren, mit der der sichtbare Beginn der systematischen Vernichtung von Menschen durch die Nationalsozialisten dokumentiert wurde, will sich auch die Gemeinde Rehlingen-Siersburg um die Errichtung einer Gedenkstätte für frühere jüdische Mitbürger bemühen.

Das teilte Bürgermeister Martin Silvanus mit. Er will dazu dem Ortsrat Siersburg einen Vorschlag unterbreiten, kündigte er an. 1940 sind sechs jüdische Mitbürger aus Siersburg mit weiteren 128 aus dem ganzen Saarland in das Internierungslager Gurs am französischen Rand der Pyrenäen verschleppt worden. Drei der Juden aus Siersburg seien dort unter schrecklichen Umständen elend gestorben.

Vom Ort des Grauens

Nach den Vorstellungen des Bürgermeisters sollten sechs zapfenförmige Findlinge aus Pyrenäengestein, sternförmig aufgestellt, an die verschleppten Juden erinnern. Sechs kleine Bäume aus dem Wald, der heute große Teile der ehemaligen Lagerstätte überwächst, sollen zudem gepflanzt werden, außerdem ein Rosenbäumchen, "das die Bitte um Verzeihung und das Gebot der Versöhnung zum Ausdruck bringen würde", erklärte Silvanus.

Im Hinblick auf die Realisierung, das im Übrigen "keine Summen verschlingen" würde, steht Silvanus in enger Abstimmung mit seinem Amtskollegen aus Gurs, auch der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und dessen französische Partnerorganisation seien über die Pläne informiert.

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HintergrundZum Thema Reichspogromnacht schildert Werner Klemm in "Unsere Heimat" 4/1999 die Reichspogromnacht in Siersburg 1938: "Im Nachbarort Hemmersdorf wurden die Fensterscheiben der Synagoge eingeworfen. Die Synagoge von Rehlingen wurde verschont, da sie bereits vorher in eine Lagerhalle für arischen Besitz umgewandelt war. In Siersburg wurden die antijüdischen Aktionen in den Räumen der Gaststätte Zenner geplant. Dort saß die SA-Ortsgruppenleitung mit drei SA-Männern aus Siersburg zusammen. Sie heckten gemeinsam ihre Untaten aus. Die SA-Männer zogen dann los und verprügelten die 63-jährige Frau Hanau in der Adolf-Hitler-Straße. Ganz besonders litten die Mitglieder der Familie Troispieds (zwischen 64 und 74 Jahre alt). Die Fensterläden und Türen ihrer Häuser wurden mit einem Telefonmast eingerammt. Die alten Leutchen wurden auf die Straße getrieben und verprügelt, bis sie endlich blutüberströmt zu (christlichen) Nachbarn fliehen konnten." red

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